Druck auf EZB steigt
Die Zinswende zeigt sich immer deutlicher. Der Druck auf die EZB, ihre Politik zu ändern, steigt.
Die langfristigen Zinsen der 10-jährigen Bundesanleihen haben sich bei knapp unter 0,5% eingepegelt. Damit lässt die jüngst starke Aufwärtsdynamik am langen Ende zunächst nach. Am kurzen Ende gab es ohnehin wenig Druck nach oben. Die vollzogene Zinswende zeigt sich deutlicher. Zwar bleiben die kurzen Laufzeiten im roten Bereich (bis 7 Jahre). Dafür sorgt weiter die Europäische Notenbank (EZB). Das lange Ende, das von den Inflationserwartungen bestimmt wird, können die europäischen Währungshüter um Mario Draghi aber nicht zügeln. Die Inflationsraten treiben die Marktzinsen. In Deutschland lag die Rate der Geldentwertung im Dezember bei 1,9% – und damit gar nicht mehr weit vom EZB-Ziel entfernt. Auch für Europa ist die Inflationsrate kräftig auf 1,8% gestiegen. Die EZB kommt in Erklärungsnot. Denn die vorauseilende beschlossene Verlängerung und Erweiterung des Anleihenkaufprogramms spült weiter Liquidität ins System. Zugleich sollen die Leitzinsen „noch längere Zeit“ bei Null bleiben. Wie lange die EZB diese Politik bei steigenden Inflationsraten durchhalten wird, ist abzuwarten. Das Risiko eines Zinsschocks wird wachsen, je weiter die Inflationsraten wachsen. Der Handlungsdruck wird steigen. Das wird auch zu einer beschleunigten Geldentwertung – insbesondere in Deutschland – führen. Denn der Realzins wird in den nächsten Monaten negativ bleiben. Problematisch ist für Unternehmen, dass die Bankne die Konditionen auf der Kreditseite schneller anpassen als auf der Guthaben-Seite. Bei den Krediten kommt die Zinswende ebenfalls auf breiter Front im Markt an. Etliche Banken hatten ihre Konditionen bereits mit dem Zinsanstieg im Markt nach oben genommen. Jetzt hat sogar die staatliche Förderbank KfW ihre Zinsen erhöht. Die Konditionen wurden immerhin um 0,25%-Prozentpunkte nach oben geschraubt. Unternehmen müssen somit deutlich mehr Zinsen für Kredite bezahlen als noch vor drei Monaten. Dagegen hilft es auch nicht viel, dass der Kreditzugang statistisch betrachtet weiterhin sehr gut ist. Ohnehin hat das Ifo-Institut festgestellt, dass seine Messung der Kredithürde wenig aussagekräftig war – und passt nun die Fragestellung an. Ziel ist, eine bessere Aussage darüber treffen zu können, ob Unternehmen in der Realität besser an Kredite kommen. Die neue Kredithürde wird erst in einigen Monaten wieder publiziert.
Fazit: Grundsätzlich bleibt der Kreditzugang einfach und das Zinsniveau günstig. Aber langfristige Finanzierungen werden teurer.