Bitte registrieren Sie sich neu, um alle nicht kostenpflichtigen Inhalte auf fuchsrichter.de einsehen zu können.
030-288 817-20
0,00 €
2918
Vermögensmanagement mit neuen Herausforderungen und Chancen

Die Rückkehr des Risikomanagements

Wegweiser mit Aufschrift Safety und Risk. © psdesign1 / stock.adobe.com
15 Jahre lang haben die Notenbanken Gelder in Billionenhöhe in die Märkte gepumpt. Es waren goldene Zeiten für Anleger. Nahezu jede Vermögensklasse gewann an Wert, allen voran Aktien, aber auch Immobilien, Sachwerte, Kryptowährungen und Anleihen. Doch nun verändern sich die Märkte grundlegend. Ist das der Beginn einer neuen Ära?

Der Vermögensverwalter ist für seine Kunden seit 15 Jahren auch als Krisenmanager aktiv. Finanzkrise, Euro-Krise, Migrationskrise, Klimakrise, Corona-Krise, Ukraine-Krise, Energiekrise. Die nächsten Krisen stehen bereits vor der Tür: China bereitet einen Angriff auf Taiwan vor, die Gesellschaft altert und droht die Sozialsysteme zum Kollaps zu bringen, die Staatsschulden klettern munter, das Wirtschaftswachstum der westlichen Industriestaaten kommt zum Erliegen, der Klimawandel schreitet voran.

In den Anlagedepots war in den 2010er Jahren allerdings von Krise keine Spur. Die Märkte hatten wichtige Verbündete: die Notenbanken. Die Geldmenge erreichte im Jahr 2022 in den USA und im Euroraum Rekordwerte. Lag die Geldmenge M3 in den USA 2008 noch bei 7,5 Bio. US-Dollar, wurde sie bis 2022 auf nahezu 21 Bio. US-Dollar aufgebläht. Im Euroraum stieg sie im selben Zeitraum von 9,5 Bio. Euro auf 16,2 Bio. Euro. In diesem Umfeld des billigen Geldes konnten sich Staaten und Unternehmen nahezu beliebig verschulden. Sie machten sich damit abhängig vom Geld der Notenbanken.

Notenbanken machen Märkte ineffizient

Halbwegs gut informierte Anleger brauchten deshalb in den 2010ern keinen Vermögensverwalter, wenn es sich nicht um komplexe Vermögen handelte. Ein Portfolio aus wenigen ETF – börsengehandelten Indexfonds – verhalf Anlegern bereits zum gewünschten Investmenterfolg. Viele Privatanleger (und auch Banken und Vermögensverwalter) nutzen ETFs auf den MSCI World als renditestarken Basisportfoliobaustein. Zwischen 2010 und 2022 erwirtschaftete dieses eine nominale Rendite von 129% (9,92% p.a.). Unter Berücksichtigung der Inflation (Deutschland Durchschnitt vergangene 10 Jahre 1,9%), Steuern und Produktkosten ergibt sich eine Realrendite von über 6% p.a.

Zwar ist Rendite nicht alles. Es braucht auch den Blick aufs Risiko. Denn was nützt eine renditestarke Anlage, wenn der Investor für seinen privaten Konsum dringend Geld benötigt, der Wert aber aufgrund einer Krise in den Keller rutscht? Auch das war in den 2010er Jahren ein eher theoretisches Risiko. Durch die Notenbankpolitik gab es beinahe keine Kurstäler und wenn, dann waren sie schnell überwunden. Kein Wunder also, dass immer mehr Privatanleger den Weg an die Börsen fanden. Geldanlage war mehr als zehn Jahre lang ein Kinderspiel.

Corona markiert den Höhe- und Wendepunkt

Angeheizt wurde die 2010er-Börseneuphorie in den jungen 2020ern noch durch ein Ereignis, das außerhalb der Märkte lag: die Corona-Pandemie. Das Virus war kein Fehler des kapitalistischen Systems. Es war ein virologisches Phänomen, das politische Entscheidungen (Lockdowns) auslöste, die wiederum zur Konsequenz hatten, dass die Staaten mit milliardenschweren Hilfspaketen die Wirtschaft vor den Folgen ihrer Politik retten mussten. Das führte dazu, dass die Verschuldungsspirale nochmal einen neuen Anstoß erhielt. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass der Corona-Crash an den Börsen nur ein kurzes Marktereignis ist und die nachfolgende Erholung rasant und steil verlief.

Das sollte nicht folgenlos bleiben. Die Rettungspakete führten dazu, dass die allermeisten Menschen gut durch die Pandemie kamen. Die Sparvermögen stiegen an, weil gleichzeitig der Konsum geblockt wurde. Als dann die Lockdowns beendet wurden, suchte das gesparte Geld seinen Weg in die Märkte: Reisen, Konzerte, Technik... Gleichzeitig kam es durch Lieferketten-Störungen dazu, dass die durch die Globalisierung so wunderbar günstigen Warenströme aus den Entwicklungsländern (allen voran China) in den Westen ins Stocken kamen. Auch die Energiepreise begannen wieder zu klettern. kehrte ab dem Jahresende 2021 die Inflation zurück. Die war aufgrund des jahrelang schwachen Konsums zuvor niedrig und legitimierte so die expansive Politik der Notenbanken.

Kriegshammer und Inflationstreiber

Das alles wäre vermutlich sogar noch eine Weile gut gegangen. Doch dann änderte sich am 24.02.2022 schlagartig alles: Russlands Einmarsch in die Ukraine holte den Westen aus seinen Multilateralismus-Träumen und brachte vor allem die europäische Wohlstands-Illusion ins Wanken. Russlands Gashandel finanzierte die Kriegskasse des Kremls, Sanktionen waren politisch geboten, neue (teurere) Energiepartner mussten her.

Die Folge war, dass die Inflationsraten noch schneller stiegen. In Deutschland lagen sie zum Jahreswechsel 2022/2023 bei 8,6%. Im vom Brexit geschwächten Großbritannien erreichte die Teuerung Niveaus von 10,5%, in den USA 6,5%.

Das Dilemma der Notenbanken

Die bisherige Politik der Notenbanken war damit nicht mehr durchzuhalten. Angesichts dieser Inflationsraten ist es ökonomischer Irrsinn, immer mehr Geld ins aufgeblähte System zu pumpen. Genau daran haben sich aber Staaten und Unternehmen gewöhnt. Die Notenbanken finanzieren die teuren Sozialsysteme, den ökologischen Umbau und nicht zuletzt auch die immer komplexeren und dysfunktionaleren Verwaltungen. Dennoch: Um die Inflationsraten in den Griff zu bekommen, sind Leitzinsanhebungen und eine Reduktion der Geldmenge geboten. Das Dilemma aller großen Notenbanken ist, diese ökonomische Notwendigkeit so zu gestalten, dass sie nicht die von ihnen abhängigen hochverschuldeten Staaten und Volkswirtschaften in den Bankrott abstürzen lassen.

Den Börsen schmeckte das gar nicht. Der deutsche Leitindex DAX verlor 2022 satte 12,35% an Wert. Beim US-Aktienindex S&P 500 waren es sogar 19,44%. Der oben angesprochene MSCI World gab um 12,78% nach. Die Bewertungen der Unternehmen sanken, wodurch der seltene Fall eintrat, dass Aktien und Anleihen gleichermaßen an Wert verloren. Auch die Immobilienpreise gaben nach. Am Kryptomarkt kam es im Jahr 2022 regelrecht zu einem „Blutbad“. Cash zu halten führt angesichts der hohen Inflationsraten allerdings ebenfalls zu einem sofortigen Wertverlust. Was sollen Anleger in einem solchen Umfeld tun?

Die Krise ist eine Chance für Vermögensverwalter

Für Vermögensverwalter ist das die Chance auf eine Renaissance. Sie können das Vertrauen, das die Branche in der Finanzkrise verspielt hat, zurückgewinnen. Denn die Kunden brauchen sie mehr denn je. Wer jetzt wie bisher in einen MSCI World ETF investiert, wird eben nicht mehr den Erfolg haben, mit dem er fünfzehn Jahre lang zuvor verwöhnt wurde. Das setzt aber eine Grundannahme voraus: Der Vermögensverwalter selbst muss es spätestens jetzt in dieser Situation, in der die Notenbanken die Märkte nicht mehr boostern, schaffen, dem Kunden in der Vermögensanlage einen echten Mehrwert gegenüber dem „Do-it-yourself“-ETF-Portfolio zu bieten.

Dabei hat er einen theoretischen Vorteil gegenüber den ETFs. Die bilden einen Index nach (z.B. MSCI World oder DAX), handeln aber nicht aktiv. Sie fliegen „blind“ auf Autopilot und funktionieren gut, solange die Märkte in der Breite zulegen. Der Vermögensverwalter muss dem Kunden zeigen, dass er nicht blind ist, sondern den „Durchblick“ hat. Sein Versprechen ist, dass er es mit seiner Expertise schafft, die besten Aktien, Anleihen und Fonds, die richtigen Absicherungsstrategien und optimalen Zusammensetzungen zu ermitteln, um den Kunden so gut durch die Krise zu führen. Seine (theoretische) Stärke ist das Risikomanagement. Das war durch die Notenbanken jahrelang quasi aufs Abstellgleis gestellt, wird nun aber wieder relevant. Wenn er das besser schafft als das ETF-Portfolio, ist er gut. Schafft er es dann noch eine Rendite zu erwirtschaften mit der er den inflationsbedingten Vermögensverlust für den Kunden abwenden kann, ist er ein Meister seines Fachs. Denn das würde aktuell eine nominale Jahresrendite von mindestens 10% erfordern.

Transparenter Wettbewerb

Und wer schafft es nun, diese Ziele zu erreichen? Das zeigen die Performance-Projekte der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz. Darin messen sich Banken und Vermögensverwalter gegenüber einem ETF-Portfolio, der Benchmark (Messlatte). Aktuell laufen vier Projekte, vier sind bereits abgeschlossen. In jedem Projekt managen die „Profis“ das Vermögen eines fiktiven Kunden nach dessen Vorgaben. Wer das gut schafft, gewinnt Punkte – idealerweise mehr als die Benchmark.

Verschiebungen zum Jahresende 2022

Das erste Performance-Projekt startete 2011. Bis zum Performance-Projekt VI (Start 2020) gelang es in keinem Projekt einer Mehrheit der Teilnehmer das ETF-Portfolio zu schlagen. Aktuell ist das aber im Projekt VI und Projekt VIII der Fall. Besonders eindrucksvoll war die Performance gegenüber der Benchmark im 4. Quartal 2022, als es eine Mehrheit der Teilnehmer in allen Projekten gelang, in diesem einen Quartal besser zu performen als das ETF-Portfolio. Im Langfrist-Vergleich macht zwar eine Schwalbe noch keinen Sommer. Aber es stimmt für die Vermögensverwalter hoffnungsvoll, dass sie womöglich ihre Durststrecke hinter sich lassen.

So viel lässt sich sagen: Es gibt nicht den einen Königsweg, um ein Anlageportfolio gut durch eine Krisenzeit zu bringen. Viele Teilnehmer oberhalb der Benchmark fallen dadurch auf, dass sie sehr aktiv handeln und ihr Research scheinbar so treffsicher ist, dass sie damit Erfolg haben. Wenige schaffen es selbst ein ETF-Portfolio zu konstruieren, das die Benchmark schlägt. Das Thema Nachhaltigkeit spielt in immer mehr Portfolios eine Rolle, ebenso Überlegungen zu Megatrends. Hauptsächlich investieren die Vermögensmanager in Aktien und Anleihen. Mit weitem Abstand folgen dann Gold, Rohstoffe und Immobilien. Exoten wie Kryptowährungen und Optionen werden kaum eingesetzt.

Großbanken zeigen sich selten vorn

Was zudem noch auffällt: Es sind vor allem die Privatbanken und unabhängigen Vermögensverwalter, die die Benchmark schlagen. Universalbanken, allen voran Deutsche Bank, Commerzbank, ehemals Credit Suisse, UBS, HSBC usw. suchen wir in den vorderen Reihen der Performance-Projekte vergeblich. Das liegt einerseits daran, dass ihre Bereitschaft sich dem Wettbewerb zu stellen in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. In den Projekten, in denen sie sich der Teilnahme nicht entziehen konnten (Projekt V und Projekt VIII, vermögensverwaltende Fonds), können nur wenige wirklich überzeugen.

Fazit: Die Performance-Projekte zeigen im Langfrist-Wettbewerb, welche Banken und Vermögensverwalter ihren Kunden einen Performance-Mehrwert gegenüber einem ETF-Portfolio bieten. Das ist etlichen Profis jahrelang nicht gelungen. Die sich verändernden Marktbedingungen bieten neue Chancen.

Hinweis: Der kostenlose Report "Besser als die Benchmark 2023" zeigt Ihnen, welche Anbieter es schaffen, in ihren Projekten die Benchmark zu schlagen. Der Report ist in unserem Shop erhältlich.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gold und Bitcoin gleichzeitig auf Allzeithochs

(Warum) Misstrauens-Anlagen boomen

Wenn zinslose Anlagen ohne „Gebrauchswert“ einen Preisboom verzeichnen, sollt man aufhorchen. Dann könnte „etwas im Busch sein“. Dies ist so ein Moment. Der Goldpreis verzeichnet mit 2.316 USD (2.163 EUR) einen Rekordpreis. Der Bitcoin tendiert mit 64.182 USD (59.962 EUR) ebenfalls um sein Allzeithoch herum. Und das, obwohl Zinsanlagen wieder attraktiv sind und auch die Börse Höchststände feiert, es also genügend Anlagealternativen gibt.
  • Fuchs plus
  • Dollar zeigt Muskeln

Fed im Stagflations-Dilemma

Die US-Notenbank Fed steckt in einem Stagflations-Dilemma. Das geht klar aus den jüngsten Zahlen zur US-Wirtschaftsentwicklung hervor. Noch rätseln die Märkte darüber, wie sich die Fed aus diesem Dilemma befreien will. Die Antwort dürfte bald absehbar werden - und vielen Zinssenkungs-Optimisten nicht gefallen. Der Dollar wird darauf noch kräftig reagieren.
  • Fuchs plus
  • US-Leitzins bewegt auch europäische Währungen

Pfund und Franken leiden unter Dollar-Stärke

Alle Welt schaut auf den US-Dollar und was die US-Notenbank aus den jüngsten Konjunktur- und Inflationsdaten macht. Anleger, die ihren Fokus etwas weiten, werden gute Anlagechancen bei einigen Cross-Rates entdecken. FUCHS-Devisen zeigt sie auf.
Zum Seitenanfang