Gewiss keine Traum-Beratung
"Ob Vermögensanlage, persönliche Finanzplanung, Altersabsicherung, Immobilien, Erben und Vererben oder Stiftungsgründung: Wir finden zielgenau Ihren persönlichen Weg. Und zwar immer gemeinsam mit Ihnen und auf Augenhöhe. Dabei achten wir auf die Details und bieten ein Höchstmaß an Beratungsqualität", stellt sich die LAUREUS AG dem Ratsuchenden vor und erhebt dabei den Anspruch, "nicht einfach Produkte, sondern Lösungen" anzubieten.
Das klingt vielversprechend, ebenso die Tatsache, dass es sich ein Tochterunternehmen der Sparda-Bank West EG, immerhin einer der größten Genossenschaftsbanken Deutschlands mit über hundertjähriger Tradition handelt. Da sollte doch eigentlich ein solides und seriöses Beratungserlebnis drin sein.
Auf der umfangreichen und modernen, wenn auch vielleicht etwas überladenden Website machen wir uns zum Thema "Vermögen anlegen" schlau. Konkretes zu Anlagestrategien und -instrumenten erfahren wir dort nicht, aber auch hier gibt sich die Bank partnerschaftlich und kundenorientiert: "Die optimale Vermögensstruktur, die für jeden Anleger passt, gibt es nicht. Unser Ziel ist es, für Sie "ihre" passende Vermögensstruktur zu erarbeiten." Das klingt nach viel Individualität – in Zeiten wachsender Standardisierung ein großes Versprechen. Ob die Bank es halten kann?
Wissenswertes
Grundlegende Informationen über Dienstleistungsangebot, Kundenstruktur, Research und Produktangebot zur LAUREUS AG – sofern verfügbar – haben wir in einem gesonderten Artikel zusammengefasst.
Der Kunde und sein Anliegen
Wir sind 25 Jahre alt und selbst seit über drei Jahren selbstständige Vermögensberaterin mit Spezialisierung auf Baufinanzierungen und Altersvorsorge. Trotz unserer vorhandenen Fachkompetenz wünschen wir uns bei einer so großen Anlagesumme Unterstützung. Wir sind ledig, leben aber in einer langjährigen Partnerschaft und besitzen gemeinsam mit unserem Partner eine Immobilie.
Unser Großvater hat zu unserer Geburt eine Term-Fix Versicherung auf unseren Namen abgeschlossen. Nun liegt der Betrag von EUR 750.000 seit Dezember auf einem Girokonto bei der Sparkasse, die auch schon mehrfach angerufen hat, um einen Beratungstermin zu vereinbaren. Allerdings finden wir, das Geldanlage und Sparkasse nicht sonderlich gut zueinander passen. Auf Empfehlung haben wir einen Anlagevorschlag über Just-ETF erstellt mit dem Risikoprofil 80/20 und möchten nun wissen, ob ein Vermögensverwalter das Geld, das wir aktuell nicht für unseren Lebensunterhalt benötigen, besser anlegen kann.
Der telefonische Erstkontakt
Zum Zeitpunkt unserer Kontaktaufnahme befindet sich gerade kein Berater am Platz. Nach ca. 13 Minuten werden wir zurückgerufen. Unser Gesprächspartner fragt, wie wir auf die LAUREUS AG kommen und ob wir Kunde des Mutterhauses Sparda-Bank sind. Auch die konkrete Anlagesumme sollen wir nennen. Dann erklärt unser Ansprechpartner uns, dass es zwei Anlage-Teams gibt, eines für Sicherheit (also für risikoärmere Anlagekonzepte) und eines für Ertrag (also für renditestärkere und risikoreichere Varianten).
Wir werden noch nach unserer beruflichen Tätigkeit gefragt und, daraus resultierend, warum wir das Geld nicht selbst anlegen. Wir erläutern, dass wir uns zusätzliches Know how wünschen und aus Gründen der Diskretion auch nicht bei unserem eigenen Arbeitgeber anlegen möchten, was unserem Gesprächspartner einleuchtet. Wir bekommen eine Terminbestätigung per Mail und das Angebot eines kostenlosen Parkplatzes beim Haus. Soweit ein erfreulicher Erstkontakt – wir gehen positiv gestimmt ins Gespräch, wissen allerdings im Vorfeld nicht, auf wen wir dort treffen werden.
Das Gespräch mit den Beratern vor Ort
Die LAUREUS AG hat ihren Sitz im einladenden und sehr schönen Gebäude der Sparda-Bank direkt am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Kunden melden sich am Empfang der Sparda-Bank und werden dort vom Berater abgeholt. Wir müssen nicht lange auf unseren heutigen Gesprächspartner warten, der uns in die achte Etage führt, wo die LAUREUS AG ihre Räumlichkeiten hat.
Der Beratungsraum ist modern und ansprechend eingerichtet, aber relativ klein.
Die Agenda: Viel Papierkram
Unser Berater hat das Gespräch klassisch strukturiert: Gegenseitiges Kennenlernen, Erfragen der Anlageziele und Wünsche, Abfrage der vorhandenen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, Anlagemöglichkeiten (auch ETF, wie in unserem mitgebrachten JustETF-Konzept) und Kosten. Allerdings sind auch Dinge wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, ggf. Generalvollmacht und Testament Gegenstand des Gesprächs. Nun gut, das kann ja Sinn machen.
Mehr Verkauf als Beratung
Unser Berater ist Fonds- und Versicherungsmakler. Das merkt man auch deutlich. Unser Berufsunfähigkeitsversicherung findet er zu niedrig und bietet an, diese zu erhöhen und an unser Einkommen anzupassen. Gleiches gelte für unsere Altersvorsorge. Hm – eigentlich wollten wir Impulse zur Anlage des uns zugefallenen Vermögens und, zumindest für den Moment, keine neuen Versicherungsverträge.
Unser Berater fragt nach unserer Risikoneigung. Aufgrund unserer Vorkenntnisse stufen wir uns in Risikoklasse 4 ein. Auf konkrete Anlageinstrumente geht er nur kurz ein.
Das Thema ETF wird ebenfalls in aller Kürze angesprochen, wobei der Berater – so verstehen wir es – "aktive und passive" ETF erwähnt und vermutlich aktive und passive FONDS meint? Sinnvoll wäre dies nicht, denn es gibt aktiv gemenagte Fonds oder eben "passive" ETF. Vielleicht haben wir ihn aber auch missverstanden …
Aus Kostengründen zögen jedenfalls viele Kunden einen "passiven ETF" vor, der dann jedoch "nicht gemanagt" sei. Aha.
Was uns irritiert: Den mitgebrachten Anlagevorschlag von JustETF, der unser Referenzpunkt ist – immerhin möchten wir wissen, ob ein Vermögensverwalter uns ein überzeugenderes Anlagekonzept erstellen kann – findet nicht die Beachtung unseres Beraters. Lange an Versicherungslösungen aufgehalten, doch unser Kernanliegen nicht recht beachtet – suboptimal ist da noch eine feine Umschreibung.
Kartze-im-Sack-Methoden im Beratungsgespräch
Die Atmosphäre in diesem Beratungsgespräch empfinden wir zu Anfang als positiv. Dieser Eindruck ändert sich deutlich, als wir erfahren, dass wir erst Kunde des Hauses werden müssten, bevor eine tatsächliche Beratung erfolgen könne. An diesem Punkt werden wir sehr reserviert. Wir haben schon verstanden, dass es viele Vorschriften gibt, die ein Berater einhalten muss. Jedoch: Wer möchte schon gern die berühmte Katze im Sack kaufen? Bei anderen Anbietern haben wir uns an diesem Punkt deutlich besser angenommen gefühlt.
Bei Laureus sollen wir direkt eine, wenn auch zunächst zu nichts verpflichtende Rahmenvereinbarung unterschreiben. Kosten fielen nur bei Auftragserteilung an; die Vorab-Unterschrift sei jedoch notwendig, um mit unseren Daten arbeiten zu dürfen. Das wirft bei uns die Frage auf, wieso dazu keine normale Datenschutzerklärung mit Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten ausreicht.
Das verneint unser Berater und bemerkt offenbar nicht, dass wir uns gerade erheblich unter Druck gesetzt fühlen. Zu guter Letzt weichen wir dem Ganzen aus und erklären, dass wir die unterschriebene Rahmenvereinbarung zum nächsten Termin mitbringen – von dem wir genau wissen, dass er nicht stattfinden wird.
Gebühren: Da war doch noch was...
Die Gebühren interessieren uns noch, aber eine Auskunft bekommen wir nur, weil wir vehement nachhaken, allerdings keine, die uns wirklich weiterhilft. Bei Kauf eines Fonds fielen "die normalen Gebühren von ca. 5% an", dazu kämen die "laufenden Kosten". Wir wissen nicht so recht, was wir damit anfangen sollen – Gegenstand unserer Frage war der ungefähre Kostenpunkt einer Vermögensverwaltung, gern auch auf ETF-Basis. Einer der Gründe, warum wir das Geld nicht bei uns im Haus anlegen ist dessen Arbeit mit aktiven Fonds und die damit verbundenen hohen Kosten. Das hatten wir deutlich angesprochen. Ein Mehrwert gegenüber dem JustETF-Konzept ist für uns hier nicht gegeben. Maximal könnten wir über die LAUREUS-AG Versicherungen und (teure) Fonds einkaufen, so scheint es.
Anlagevorschlag? Fehlanzeige!
Um einen Anlagevorschlag zu unterbreiten, möchte die LAUREUS AG direkt einen zweiten Termin ansetzen und verweigert auch auf Nachfrage das Zusenden einer Vorab-Ausarbeitung als Gesprächsgrundlage. Wir verzichten und brechen den Beratungsprozess an dieser Stelle ab. Den Auftrag zur Verwaltung unseres Vermögens werden wir ihr so ganz sicher nicht erteilen.
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ADRESSE und Zusatzinfos
LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Ludwig-Erhard-Allee 15
40227 Düsseldorf
MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2020
Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
Die Laureus AG nimmt an keinem Performance-Projekt der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ teil (www.pruefinstanz.de). Das Haus verwaltet allerdings auch nicht selbst Vermögen, sondern zieht dafür weitere Dienstleister hinzu.
Ein Projekt hat die Betreuung über 5 Jahre eines klassischen Private Banking Portfolios mit 3 Mio. EUR Anlagesumme zur Grundlage, das andere ist ein Portfolio aus vermögensverwaltenden Fonds des Hauses mit 1 Mio. Euro Anlagesumme. Die Kursdaten und das Portfoliomanagement-System werden von vwd zur Verfügung gestellt.
Die Projekte können von angemeldeten Besuchern der Webseite jederzeit eingesehen werden. Die Teilnahme an den Projekten ist kostenfrei. Es stehen 73 bzw. 74 Anbieter in den genannten Projekten im Wettbewerb zu einem Benchmark-Depot auf ETF.
Stand: Juni 2020; aktualisiert und korrigiert 1.10.2019
Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?
Die Laureus AG beantwortet unseren Fragebogen nicht, daher gibt es keine Auskünfte hierzu.
Hier finden Sie WISSENSWERTES über die LAUREUS AG.
Sie haben Anmerkungen zu diesem Thema? Kontaktieren Sie unsere Redaktion jetzt über redaktion@fuchsbriefe.de – wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!
Mehr erfahren zum Rating TOPs 2020
- Worum es beim Vermögensmanager-Rating geht
- Der Fall
- Wie wir werten
- Das Auswahlverfahren
Fazit:
Bei der LAUREUS AG erleben wir statt der angekündigten Individualität und Zusammenarbeit mit dem Kunden eine Beratung, die an den Kundenwünschen vorbeizielt. Einiges läuft unglücklich, so dass wir am Ende des Tages auch auf einen zweiten Termin mit Unterbreitung des Anlagevorschlags verzichten können. Worauf der allerdings nach einem Gespräch, in dem unsere Wünsche für die Geldanlage ohnehin nicht ausreichend zur Sprache kamen, beruhen soll, bleibt ohnehin schleierhaft.
HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.