Zürcher Kantonalbank: Sehr bemüht und doch nicht richtig überzeugend
Die Zürcher Kantonalbank versteht sich als Universalbank. Private Banking spielt im Dienstleistungsportfolio demnach offenbar eine untergeordnete Rolle und steht auf der Menüleiste zwischen „Steuern“ und „Digitales Banking“. Ein Blick auf die Website genügt, um zu erkennen, dass die Bank eher Retail- als vermögende Privatkunden im Visier hat. In der Ewigen Bestenliste Private Banking taucht sie unter den ersten 50 nicht auf. Und tatsächlich dauert es nicht lange, bis der Kunde die nächste Enttäuschung erleben muss. Doch um was geht es dem Kunden eigentlich?
- Anlagesumme: 3,5 Mio. aus Immobilienverkauf
- Vermögensschutz: was sind die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie? Was bedeuten die hohen Staatsverschuldungen, die künftige Pleiten von Unternehmen und kleinen Geschäften sowie der mögliche Inflationsanstieg für die Anlagestrategie?
- Renditeziel: Der Anlagehorizont beträgt mindestens fünf Jahre. Am Ende soll eine schwarze Null (nach Steuern, Kosten und Inflation) stehen.
- Nachhaltigkeitspräferenzen: Ein besonderer Fokus gilt dem Thema Klimaschutz. Das Depot sollte unter Berücksichtigung sämtlicher Investments max. 2 Grad Temperaturanstieg bewirken.
Videokonferenz (noch) nicht möglich
Zurück zur nächsten Enttäuschung: Im Vorgespräch macht man dem Kunden klar, dass man ihm keine Video-, sondern nur eine Telefonkonferenz anbieten könne. Das wirkt aus Kundensicht ein wenig „altbacken“. Immerhin – und das „rettet" einiges – bekommt der Kunde im Vorwege eine Präsentation zugemailt, so dass er beim telefonischen Vortrag der Bank parallel mitlesen kann.
Enttäuschend ist für den Kunden das starre Konzept der Vermögensverwaltung. Diese legt ausschließlich in Fonds an. Das Anlegen in Einzeltiteln ist nur über ein Beratungsmandat möglich. Dabei ist es dem Kunden allein aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten wichtig zu wissen, mit welchen Einzeltiteln er es im Depot zu tun hat.
Swisscanto Fonds als Ersatz für individuelle Vermögensverwaltung
Für das Jahr 2021 zeigt die Bank sich optimistisch und misst der aktuellen Inflation keine Bedeutung bei. Grundsätzlich rät sie von Liquidität und Papiergeld ab. Dem Interesse des Kunden an einer nachhaltigen Geldanlage begegnen die Berater schließlich mit dem Swisscanto Equity Fund Sustainable. Dieser Fonds macht zwar auf den Kunden einen guten Eindruck, bloß ist das zu wenig und ersetzt vor allem nicht einen individuellen Anlagevorschlag.
Ein hohes Engagement reicht (trotzdem) nicht aus
Es bleibt positiv hervorzuheben, dass der Berater gut zu präsentieren versteht und die Unterlagen so gut aufbereitet sind, dass der Kunde die Telefonkonferenz gut verfolgen kann. Außerdem zeigt sich der Berater im Nachhinein verbindlich, indem er alle offenen Fragen (u. a. zu verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekten) zeitnah beantwortet.
So starr die Standard-Vermögensverwaltung ist, so flexibel zeigt sich der Berater, als es um die Gebühren geht. Hier zeigt er eine große Bereitschaft, dem Kunden entgegenzukommen. Allerdings ist das Ausgangsniveau mit 1,3% plus fremde Spesen im Marktvergleich nicht gerade günstig.
Infos:
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Zürcher Kantonalbank
Bahnhofstraße 9
8001 Zürich Schweiz
Zusatzinfos
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Fazit: Die Zürcher Kantonalbank hat den Private Banking Kunden mit seinen individuellen Bedürfnissen nicht voll im Visier. Dies wird zum Teil ausgeglichen durch eine engagierte und gleichermaßen empathische Beraterleistung. Um ganz oben mitzumischen, fehlt allerdings noch eine ganze Menge. Die Bank positioniert sich damit als Anbieter im gehobenem Massengeschäft (Retailbanking).
Für eine Teilnahme am Beauty Contest reicht es mit Blick auf die Gesamtleistung nicht – auch wenn die mündliche Beratungsleistung ordentlich war.