Das Pfund im Tagtraum
Überraschend starkes Wachstum
Die Eurozone behält ihren positiven Wachstumstrend bei. Das 1. Quartal lieferte mit 0,5% Zuwachs zum Vorquartal und 1,7% zum Vorjahr ein weiteres ordentliches Quartal. Es zeigt sich sogar eine leichte Beschleunigung. Würde man das Wachstum nach US-Vorbild annualisiert ausweisen, läge es bei 2%. Das ist für die Eurozone ein schon bemerkenswertes Tempo.
Die Daten vom aktuellen Rad deuten auf weitere Zuwächse. Die Umsätze der Einzelhändler lieferten zuletzt per März mit +2,3% nach 1,7% zum Vorjahr eine weitere positive Überraschung. Fast noch wichtiger als die Größe ist die regionale Verteilung. Vor allem Spanien und Frankreich lieferten wichtige Beiträge. Beide Länder scheinen also weiter Tritt zu fassen.
Positiv ist auch das Signal der Einkaufsmanager-Indizes. Der Gesamtindex legte per April weiter von 56,4 auf 56,8 Punkte zu. Er hat damit ein sehr solides Niveau erreicht. Die Expansion sollte demnach weiter anhalten. Erfreulich ist auch, dass sowohl die Dienstleister (56,4 Punkte) als auch die verarbeitende Industrie (56,7 Punkte) dazu beitragen und alle drei Indizes bislang einen Aufwärtstrend aufweisen. Dazu dürfte nicht zuletzt auch der Außenhandel beitragen. Die jüngste monatliche Bilanz per Februar lieferte einen beachtlichen Überschuss bei leicht wachsenden Ex- und leicht schrumpfenden Importen. Es gibt also gute Aussichten, dass auch das 2. Quartal für die Eurozone gut ausfällt.
FAZIT: Die Diskussion um eine Straffung der EZB-Politik erhält neue Nahrung. Der Eurokurs wird weiter zulegen. Ab 1,12-1,13 zum Dollar ist mit verbalen Interventionen der EZB gegen den Euro zu rechnen.4
Ernste Warnzeichen
Die harten Zahlen für das Vereinigte Königreich werden langsam schlechter. Sie laufen den Ankündigungen der Regierung entgegen, dass der Brexit der UK-Wirtschaft den Weg in eine goldene Zukunft eröffnet. Das Wachstum im 1.Quartal enttäuschte mit 0,3% zum Vorquartal – das sind unter 1% annualisiert! – und 2,1% zum Vorjahr. Erwartet wurde mehr. Indes haben die Hauspreise offenbar ihren Abstieg begonnen. Sie verzeichnen jetzt zwei aufeinander folgende Rückgänge von -0,4% nach -0,3%. Das Niveau liegt jetzt noch 2,6% über dem Vorjahr.
Auch bei den Einzelhändlern wird es ungemütlich. Der monatliche Rückgang im März betrug 1,8%. Das 1. Quartal brachte damit 1,4% Rückgang gegenüber dem Vorquartal, der erste Rückgang dieser Art seit 2013. Hier macht sich die vom Brexit ausgelöste Inflation bemerkbar. Sie bremst die privaten Haushalte und zwingt sie zur Begrenzung der realen Ausgaben.
Im krassen Gegensatz dazu stehen die Einkaufsmanager-Indizes. Sie legten auf sehr hohem Niveau noch zu: Bau 53,1 Punkte, Service 55,8 Punkte, verarbeitende Industrie 57,3 Punkte. Vom Arbeitsmarkt kommen dagegen schon erste negativ Nachrichten. Erstmals seit langem zog die Zahl der Unterstützungsbezieher deutlich an.
Die extrem guten Befragungsdaten bei den Unternehmen bei den Einkaufsmanager-Indizes deuten somit auf gefährliche Fehleinschätzungen hin. Dies könnte zusätzliche Verwerfungen bringen. Hier werden die Briten offenbar Opfer der eigenen Propaganda, die alle negativen Konsequenzen des Brexit als „Bestrafung“ durch die EU definiert und nicht etwa als Folge der Selbstverstümmelung. Alles in allem sollte man sich auf einen Abschwung der britischen Wirtschaft einstellen.
FAZIT: Chancen auf Zinserhöhungen, die das Pfund stützen könnten, kommen erst dann in Betracht, wenn die Inflation (zuletzt 2,3%) deutlich anzieht.
Alte Probleme fortgeschrieben
Der Weg zum Inflationsziel von 2% wird für die Schweizerische Nationalbank immer länger. Aktuell liegt die Inflationsrate bei 0,6%. Das Wachstum wird unterdessen vergleichsweise optimistisch eingeschätzt: 1,5% für das laufende Jahr sollen es werden.
Einige Daten vom aktuellen Rand deuten indes Schwäche an. So hat der Einzelhandel bereits um die Jahreswende einen deutlichen Einbruch erlitten. Die aktuelle SECO-Erhebung zum Konsumklima brachte noch schlechtere Nachrichten. Die Stimmung der Verbraucher bricht ein. Die Inflationserwartung und die Kaufneigung der privaten Haushalte gehen demnach deutlich zurück. Zudem stagnierte im März der Export.
Der KOF-Index fiel auf noch hohem Niveau sichtbar zurück. Er deutet auf eine nachlassende Konjunktur quer über das gesamte Branchenspektrum vom Hotelgewerbe bis zum Maschinenbau hin. Unterm Strich ist die Schweiz keinen Schritt weitergekommen.
Daher kündigte Notenbankchef Jordan auch die Fortsetzung der ultraexpansiven Politik an. Das heißt: weiter negative Leitzinsen und Interventionen gegen den Franken. Gleichzeitig steht die Schweiz auf dem Sprung, die Beziehungen zur EU nachhaltig zu verschlechtern. Denn das Referendum zur Zuwanderung lässt sich nicht ohne Bruch der Verträge umsetzen. Für die Schweiz geht es wie für die Briten um die Abwägung zwischen der von der EU geforderten Freizügigkeit für EU-Bürger und den Zugang zum Binnenmarkt.
FAZIT:Die Geldpolitik der SNB wird wie in den vergangenen Monaten dafür sorgen, dass der Franken nur wenig Spielraum hat.
Inflation steigt langsamer
Die schwedischen Währungshüter üben sich in Geduld. Die Annäherung an das Ziel von 2% Geldentwertung zieht sich länger hin als erwartet. Die zuletzt gemessenen 1,3% stellen einen kleinen Rückschritt dar. Trotzdem wird die Riksbank alle Spielräume zu einer Straffung nutzen soweit diese nicht zu einer Aufwertung der Krone führt. Denn die bislang gut laufende Konjunktur (2,3% Wachstum im 4. Quartal) hängt nicht zuletzt vom Export ab.
Daher wurde das Ankaufprogramm für Staatsanleihen erwartungsgemäß bis Jahresende verlängert und der negative Leitzins beibehalten. Die neue Projektion sieht erstmals für 2019 den Leitzins wieder über Null.
FAZIT:Die Währungshüter werden jeder Aufwertung der Krone entgegen stellen, um die damit verbundene monetäre Straffung zu unterbinden.
Skeptische Währungshüter
Die norwegischen Währungshüter haben eine eher pessimistische Konjunktureinschätzung. Sie stehen bereit, mit monetären Impulsen gegen eine Abschwächung des Wachstums vorzugehen. Sie sehen dabei offenbar auch Risiken durch schwächere Ölpreise. Solange sich die Erholung des Ölpreises nicht deutlicher fortsetzt, werden Zinsbefürchtungen die Krone belasten. Allerdings halten wir die Skepsis für etwas übertrieben. Somit gibt es zumindest ein Potenzial für positive Überraschungen.
FAZIT: Die Krone sollte sich bald stabilisieren und eine Erholung sehen.