Währungen Südostasiens
Den Schock überwunden
Die indische Wirtschaft erholt sich zusehends. Der unerwartete und schlecht organisierte Bargeldumtausch im letzten Herbst hinterlässt eine Delle, bringt aber keinen Trendbruch. Die indische Ökonomie kehrt zum bisherigen, steilen Wachstum zurück. Das vierte Quartal dürfte ersten Schätzungen zufolge rund 6,4% Zuwachs gebracht haben. 7,3% waren es noch im 3. Quartal. Die Daten vom aktuellen Rand zeigen aber einen klaren Aufwärtstrend.
Die Einkaufsmanager-Indizes stiegen die letzten Monate in Folge und liegen jetzt mit 51,5 (Service) bzw. 52,5 Punkten (verarbeitende Industrie) klar im Expansionsbereich. Die Handelsbilanz weist ein schrumpfendes Defizit (-24% zum Vorjahr) auf bei stark wachsenden Volumina. Der Exporte legte um 17,5% und der Import um 21,8% zu. Die Industrieproduktion hat im Januar offenbar ebenfalls die Wende geschafft. Sie legte nach den Rückgängen zum Jahresende wieder zu (+2,7% zum Vorjahr).
Die Währungshüter bestätigten den Aufwärtstrend indem sie den „reverse-repo“ (eine Art Einlagensatz) um 25 Basispunkte auf jetzt 6% anhoben. Der zentrale Refinanzierungssatz blieb hingegen bei 6,25% unverändert. Der Aufwärtstrend scheint auch in der Inflation auf, die per Februar auf 3,7% nach 3,2% im Januar anzog.
FAZIT: Auch der Kurs der Rupie hatte die Erholung bereits aufgenommen. Dieser starke Trend wird sich zunächst fortsetzen.
Wachsende Vorsicht
Malaysia hat im letzten Jahr beachtliche 4,2% Wachstum erzielt. Das ist im asiatischen Raum nicht spektakulär, aber doch respektabel. Treiber war vor allem die Nachfrage der privaten Haushalte. Der stark rohstofflastige Außenhandel litt dagegen unter den schwächeren Preisen. Die Währungshüter gehen in ihrer Stellungnahme vom Januar davon aus, dass sich die Exporte nicht zuletzt vor dem Hintergrund zulegender Preise erholen. Sie sollen zusätzlichen Schub bringen.
Allerdings stellen die Geldpolitiker auch fest, dass der Ringgit unter Abflüssen der Portfolio-Anlagen des Auslands leidet. Eine Erklärung dafür liefern sie nicht. Es liegt allerdings nahe, hier das wachsende Misstrauen gegen den von einem ganzen Geflecht von internationalen Ermittlungen wegen Korruption und Geldwäsche umgebenen Regierungschef Najib Razak als Ursache zu vermuten. Diese wachsende Belastung dürfte alle denkbaren positiven Impulse überlagern. Wir sehen keine großen Chancen auf eine Verbesserung. Darauf deutet auch der ungebrochene Abwärtstrend des Ringgit hin.
FAZIT: Der Ringgit dürfte weiter nachgeben. Die Politik wird dies dulden, um den Export stärken zu können.
Wenig Dynamik
Thailand gehört zu den wirtschaftlich schwächeren Staaten Südostasiens. 3,2% Wachstum waren es im letzten Jahr. Für 2017 besteht die Hoffnung auf 3,4% – so die Schätzung der Notenbank. Auffällig in Thailand ist die eher schwache Dynamik der Binnennachfrage. Dies stellen auch die Währungshüter immer wieder – wenn auch in sehr vorsichtigen Formulierungen – fest.
Dahinter steht, ähnlich wie in Malaysia, die nationale Politik. Es gelingt den Militärs nicht, Vertrauen zu gewinnen. Haushalte und Unternehmen halten sich daher zurück. Das ergibt eine schwache private Nachfrage. Hinzu kommt für Thailand ein wachsendes Gewaltproblem. Sowohl die sozialen Auseinandersetzungen innerhalb der Mehrheitsgesellschaft der ethnischen Thais, als auch der Konflikt mit der malaiisch-muslimischen Minderheit in den Südprovinzen, liefern genügend negative Schlagzeilen, um den für Thailand wichtigen Tourismus zu schädigen. Die regierenden Militärs erweisen sich als unfähig, die nötige Sicherheit zu schaffen. Der Baht zeigte sich bisher davon unbeeindruckt und profitierte eher von der niedrigen Inflation.
FAZIT: Wir sehen weiter große Risiken für Thailand, die vor allem in einem erneuten Einbruch des Tourismus liegen.
Große Ziele
Der Aufwärtstrend Vietnams soll weitergehen. Das sehen jedenfalls die offiziellen Pläne und Prognosen vor. Nach „nur“ 5,1% Wachstum im 1. Quartal soll das 2. Quartal wenigstens 5,6% bringen. Das Gesamtjahr 2017 sogar 6,2%. Dazu soll die Notenbank doppelt beitragen. Sie soll die Binnenkonjunktur durch eine Lockerung beleben. Und sie soll gleichzeitig die Quote der notleidenden Kredite von derzeit 8,9% auf 3% begrenzen. Das allerdings dürfte nicht ganz einfach werden.
FAZIT: Die in Aussicht gestellte Lockerung dürfte den Dong schwächen.
6-Monatsausblick für ausgewählte Währungen aus Asien
6-Monatsausblick für ausgewählte Währungen aus Pazifik-Ozeanien
Land | Währung/ Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose- sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Indien | INR | 68,5 | 67,2 | 66,1 | sicher |
3m-Zins | 5,93 | 5,95 | 5,70 | ||
Südkorea | KRW | 1.206 | 1.235 | 1.259 | neutral |
3m-Zins | 1,45 | 1,45 | 1,45 | ||
Malaysia | MYR | 4,72 | 4,74 | 4,76 | neutral |
3m-Zins | 3,39 | 3,39 | 3,39 | ||
Thailand | THB | 36,75 | 37,00 | 37,00 | neutral |
3m-Zins | 1,59 | 1,60 | 1,60 | ||
Vietnam | VND | 24.117 | 24.400 | 24.700 | neutral |
3m-Zins | 5,08 | 4,85 | 4,85 |