Eine knappe Entscheidung
Hauck & Aufhäuser gehört mit dem Gründungsdatum 1796 zu den geschichtsträchtigen deutschen Banken. 2016 sorgte die Übernahme durch den vielfach als undurchsichtig beschriebenen chinesischen Mischkonzern Fosun für Schlagzeilen. Seither ist wieder Ruhe eingekehrt.
Der Kunde und sein Anliegen
Als wir 13 Jahre alt waren, inzwischen ist das 20 Jahre her, hat unsere Oma, ohne dass wir davon wussten, eine „Term-Fix-Lebensversicherung" für uns abgeschlossen. Diese wurde Ende 2018 ausbezahlt. Wir haben 750.000 Euro erhalten. Juhuuu! Derzeit liegt das Geld noch auf unserem Girokonto bei der Sparkasse. In drei Jahren erhalten wir noch einmal dieselbe Summe (Smiley). Wir möchten das Geld nicht antasten, sondern „auf eigenen Füßen stehen". Deshalb arbeiten wir auch weiterhin als Controller bei einem Spielwarenhändler. Somit sind wir also nicht auf das Geld in liquider Form angewiesen und haben uns dazu entschlossen, es langfristig (länger als 10 Jahre) anzulegen. Mit Hilfe eines Robo-Advisors haben wir uns über justETF bereits einmal selbst ein Portfolio zusammengestellt. Doch wir sind noch unschlüssig, ob das der richtige Weg für uns ist. Ist ein Berater aus Fleisch und Blut nicht vielleicht doch sein Geld wert?
Der telefonische Erstkontakt
Ein Mitarbeiter der Bank nimmt das Gespräch an, hört uns zu und erklärt uns dann, dass sich ein Kundenberater bei uns melden und unseren Wunschtermin bestätigen wird. In der Tat: Noch am selben Nachmittag erhalten wir eine Bestätigungsmail. Doch ein weiteres Telefonat findet nicht statt. Somit ist die Bank nur mit rudimentären Informationen ausgestattet, als wir bei ihr bald darauf eintreffen.
Das Gespräch mit den Beratern vor Ort
Die Bank ist durch den großen Namenszug am Gebäude nicht gerade diskret – sie will vielmehr auffallen. Wir gehen ins Foyer und erklären dem Rezeptionisten, mit wem wir einen Termin haben. Er ruft im Hause an. Der Berater holt uns kurz darauf ab und begleitet uns in sein Büro. Dort bietet er uns als erstes einen Kaffee an.
Nach einer kurzen Vorstellung und etwas Smalltalk fragt uns der Berater, was unsere Erwartungen an das heutige Gespräch sind. Nachdem wir darauf geantwortet haben, erzählt er von der Bank. Hauck & Aufhäuser sei besonders als Aktienmanager bekannt. Andere Anlagen würden natürlich auch genutzt. Klingt doch erst mal gut ...
Üblicherweise bietet die Bank eine Vermögensverwaltung erst ab einer Mio. Euro Vermögen an. Aber weil bei uns sicher ist, dass zu dem verfügbaren Betrag nochmals 750.000 Euro hinzukommen, könne man eine Ausnahme machen.
Die Gebühr ist von der Höhe des Vermögens und der Art der Anlage abhängig. Ein geringerer Aktienanteil bedeutet eine geringere Gebühr, weil das Portfolio dann weniger arbeitsaufwendig ist.
Der Berater geht auf unsere Vorkenntnisse ein
Dabei erklärt der Berater schon grundlegende Zusammenhänge der verschiedenen Anlagearten: „Aktien sind Anteilsscheine an Unternehmen. Sie sind recht volatil, schwanken also stark. Renten sind weniger attraktiv, weil sie eine geringere Verzinsung bieten." Aktien und Renten sollten in einer gesunden Gewichtung im Portfolio vorhanden sein. Zwischen der rentierlichen Anlage des Vermögens und der Risikobereitschaft des Kunden könne ein Widerspruch bestehen. Je mehr Aktien, umso höher sei auf die Dauer die Rendite. Bei einer langfristigen Anlage, am besten 10 Jahre oder länger, könne man stärker in Aktien gehen. Dennoch könne jährlich die Aktienquote neu bestimmt werden.
Um zu verdeutlichen, wie verschiedene Geldanlagemodelle aussehen, zeigt uns der Berater eine Präsentation mit vier verschiedenen Musterdepots. „Wir können natürlich alles realisieren. Sie müssen nicht zwischen den Modellen entscheiden", klärt er uns auf. Das erste Portfolio ist konservativ. 65% der Anlagesumme werden als Liquidität und in Renten investiert, 20% in Aktien, 10% risikoangepasst und 5% in Gold. „Damit können Sie langfristig 3,1% erwarten. Die Schwankungsbreite ist mit 6,4% Verlusten, die im schlimmsten Fall drohen, gering", führt er aus.
Wie hoch soll die Aktienquote sein?
Wir erkundigen uns, ob der Aktienanteil im schlimmsten Fall auf null reduziert wird. „Nein, in der Vergangenheit gab es das nicht. Selbst in der Finanzkrise nicht. Damals war auch die Glaubwürdigkeit von Rentenanleihen nicht mehr gegeben. Anleger konnten sich nicht mehr sicher sein, dass ein Unternehmen nicht pleite geht. Aber es gibt Unternehmen, die auch in Krisen stabil sind. Dazu gehört etwa Nestlé. Lebensmittelhersteller merken von Wirtschaftskrisen meistens wenig, währen ein Luxusautohersteller wie BMW einen Absatzeinbruch verzeichnet", führt der Berater aus.
Der vorsichtigen Anlage stellt der Berater ein dynamisches Portfolio entgegen. Die Aktienquote beträgt 75%, nur 10% werden in Anleihen und Liquidität gehalten. Hier liegt die Renditeerwartung bei 6,4%. Aber das Verlustrisiko ist dreimal so hoch wie bei dem konservativen Portfolio. „Wir beginnen in unseren Portfolios selten mit dynamischen Anlagen, sondern fangen erstmal mit wenig Risiko und damit wenig Aktien an. Mit der Zeit bauen wir die Aktienquote auf."
Vermögensverwaltung ab einer Mio. Euro – aber mit Ausnahmen
Ein weiteres Musterportfolio nennt der Berater renditeorientiert. In der Modellrechnung wurde es zu Jahresanfang 2010 zusammengestellt. Es besteht aktuell zu 7% aus Liquidität, 46% Anleihen, 38% Aktien, 2% risikoadjustierte Investments und 2% Gold. Im ersten Quartal 2018 gab es einen Einbruch, der inzwischen wieder aufgeholt wurde. „Die Aktienauswahl war also richtig. Damit haben wir den Mehrwert des Portfoliomanagements bewiesen", erklärt der Berater.
In der Bank glaubt man nicht, dass die Aktienkurse weiterhin so steigen. In Deutschland und Europa gibt es noch Potenzial, in den USA muss man vorsichtiger sein. In der IT kommt man daran aber nicht vorbei, Amazon und Google gehören auch zum Portfolio.
In den letzten Monaten wurde das Portfolio intensiv rotiert und konservativer eingestellt. Nach dem Dax-Rückgang wurde das Portfolio wieder offensiver eingestellt und damit konnten Verluste wieder aufgeholt werden. Kurzfristig wird zur Steuerung des Aktienanteils häufig ETFs genommen, langfristig ausgewählte Einzeltitel.
Renditeproblem bei Renten
In diesem Jahr erwartet die Bank mit Rententiteln eine Rendite von 3,5%. Das wurde mit relativ vielen Investments in Fremdwährung erreicht. Üblich seien zwischen einem und 1,5%. „Wir würden am liebsten mehr mit Aktien arbeiten. Aber nicht jeder Kunde kommt mit den Kursschwankungen zurecht. Interessant sind außerdem die risikoadjustierten Instrumente. Das sind Zertifikate, etwa auf Aktien des Eurostock-Index, mit denen wir kurzfristig auf eine Kursentwicklung spekulieren. Damit können wir selbst bei einer Seitwärtsentwicklung des Aktienmarktes 3,6% verdienen." Im aktuellen Portfolio beträgt der Anteil dieser Papiere 7%. Edelmetall könne zur Diversifizierung dienen, zur Risikostreuung tauge es wenig.
Das Risiko für die risikoadjustierten Investments besteht, wenn der Aktienmarkt insgesamt stark fällt. „Aber in der Vergangenheit hat es sich immer bewahrheitet, dass wir beim Timing unserer Anlagen einen guten Job gemacht haben."
Das Portfoliomanagement nutzt dazu Indikatoren. Aktuell erwarten wir noch Potenzial im Aktienmarkt. Die Bewertungsmaßstäbe sind immer noch unterdurchschnittlich, daher ist aktuell ein guter Zeitpunkt zum Einstieg. Was ein guter Zeitpunkt war, wisse man immer erst im Nachhinein. Bei einer langsam steigenden Aktienquote kann man aktuell aber wahrscheinlich in einem günstiger werdenden Markt nachkaufen.
Weiterhin positive Erwartungen bei Aktien
Immobilien seien aber inzwischen sehr teuer. Ein Eigenheim mache Sinn, wenn man sich länger an eine Stadt binden will, also mehr als zehn Jahre.
Aktien laufen inzwischen schon lange gut, seit 2010 geht es nur bergauf. Aber die Unternehmen sind immer noch positiv gestimmt. Die Konjunktur läuft. Und Trump und China verunsichern nicht mehr als bisher schon. Einige Unternehmen sind stärker vom Brexit betroffen und auch für das Pfund ist das ein großes Thema.
Dass der Euro auseinanderfällt, sei unwahrscheinlich, erklärt der Berater, selbst, dass er stark leiden wird. Denn die USA und China seien schon wieder auf Annäherungskurs.
Relativ viele Käufe und Verkäufe kosten Geld, aber durch die All-In-Fee sind 98% der Kosten gedeckt. Sie wird bei unserem Anlagebetrag bei 1,2% liegen. Weitere externe Gebühren etwa für Briefmarken oder Broker-Dienstleistungen seien vernachlässigbar gering.
Die Kunden erhalten Portfolio Rück- und Ausblicke. Einmal im Monat würden wir ein Report zugeschickt erhalten.
Unsere Risikobereitschaft
Dann wird unsere Risikoneigung geklärt. Wir wünschen uns eine Rendite zwischen vier und fünf Prozent. Wenn die Verluste bei bis zu 15% liegen, können wir damit leben. Die Aktienquote liegt demnach bei 45 bis 50%.
Investitionen in Rüstungsunternehmen lehnen wir auf Nachfrage ab. „Wenn Sie sich für nachhaltige Vermögensverwaltung interessieren, kann ich Ihnen noch eine Präsentation mitgeben. Dafür haben wir eine parallele Vermögensverwaltung in der Schweiz. Davon, dass die in der Schweiz sitzen, werden Sie aber nichts merken." Dort werde eine Ethik-Analyse vorgenommen und die Investments nach festgesetzten Positiv- und Negativkriterien angesehen. Zu kaufende Titel werden dazu von Professoren verschiedener Universitäten, die nicht für die Bank arbeiten, auf Nachhaltigkeit geprüft. Die Performance gibt dem Produkt recht. Über die letzten zehn Jahre gerechnet erreicht es im Schnitt ein paar Prozent mehr als die konventionelle Vermögensverwaltung. Allerdings kann Hauck & Aufhäuser hier nur in Einzeltitel investieren. Bei den ETFs sind auch Aktien enthalten, die den ethischen Kriterien nicht entsprechen.
Zum Abschluss erklärt uns der Berater, dass mit dem Anlagevorschlag uns auch die genauen Konditionen zugeschickt werden. Bei Fragen können wir immer anrufen. Möchten wir den per Mail oder per Post erhalten? Dann müssen wir noch ein „Postkärtchen" zur DSGVO unterschreiben, damit der Berater offiziell mit uns kommunizieren kann.
Die Betreuung nach dem Gespräch
Wenige Tage nach dem Beratungsgespräch erhalten wir den Anlagevorschlag wie vereinbart per Mail. Ein Protokoll der Beratungsgesprächs gibt es keines.
Der Anlagevorschlag aus der Sicht des Kunden
Der Anlagevorschlag ist aus unserer Laiensicht gut aufbereitet. Nachhaltigkeit wurde als Schwerpunkt berücksichtig. Im Anlagekonzept werden die strategische und taktische Portfoliostruktur klar aufgezeigt und begründet. Eine aktuelle Markteinschätzung gehört ebenso dazu wie die Simulation der Vermögensentwicklung.
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MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2020
Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
Die Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG nimmt derzeit aktiv an einem der laufenden Performance-Projekte der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ teil.
Stand: Juni 2020
Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?
Momentan liegen dem regelmäßigen Monitoring der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ keine Angaben der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG vor.
Hier gelangen Sie zu den bisherigen MARKTTESTS der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG.
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Mehr erfahren zum Rating TOPs 2020
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- Das Auswahlverfahren
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG
Kaiserstr. 24
60311 Frankfurt am Main
Deutschland
Fazit
An der gesamten Beratung gibt es nichts auszusetzen. Die Mitarbeiter sind durchweg freundlich, ebenso der Berater. Er stellt sich gut auf uns ein, erklärt die Zusammenhänge verständlich. Seine Beratung ist gut strukturiert. Hier wird keine Zeit vertan, sondern effizient über die Vermögensanlage gesprochen. Schwächen sind bei dem Berater keine auszumachen. Auch die Unterlagen sind gut aufbereitet und verständlich. Alles in allem sehr solide.
Allerdings fällt uns auch nichts Herausragendes auf. Weil aber die Gebühren mit einer All-in-Fee von 1,2% nicht gerade gering sind, zweifeln wir, ob wir das Haus wirklich dem „Robo" vorziehen. Zumindest die Portfolioverwaltung auf nachhaltiger Basis spräche dafür. Für die Qualifikation in die zweite Auswertungsrunde reicht es jedenfalls.
HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.