Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
9957
Was bedacht werden sollte, bevor man in Thüringen zu Neuwahlen drängt

Fragen an die demokratischen Parteien

Die Fuchs-Redaktion hinterfragt die Debatte nach der Wahl in Thüringen. Copyright: Picture Alliance
Es war von niemandem außerhalb Erfurts erwartet worden, dass der Landesvorsitzende der FDP, der nur soeben in den Landtag gekommen ist, Ministerpräsident des Freistaates wird. Da er offenbar mit Stimmen der AfD gewählt wurde – die Wahl war geheim – fordert das politische Establishment in Berlin und vor allem im Westen, alles rückgängig zu machen und zu Neuwahlen zu schreiten. Aber wäre das wirklich klug?

Der Aufschrei im politischen und journalistischen Establishment – zu dem sich mittlerweile auch die Linke zählen darf – ist riesig nach der Wahl des FDP-Mannes Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten in Thüringen. Wir stellen (uns) in dem Zusammenhang einige Fragen, die unseres Erachtens beantwortet werden sollten, bevor man das politische Handeln in Thüringen in Bausch und Bogen verdammt. Sie sind als Aufforderung zum Selberdenken gedacht.

Ist es gut, wenn sich die Berliner Parteizentralen anhören wie das Politbüro der Bundesrepublik Deutschland – gerade gegenüber einer ostdeutschen Wählerschaft?

Wann erfolgte der "Dammbruch" wirklich?

War nicht die erste Regierungszeit Bodo Ramelows zusammen mit Parteien aus dem demokratischen Lager der politische „Dammbruch“, von dem derzeit ständig gesprochen wird?

Wäre ein Mitstimmen von FDP und CDU für Ramelow nicht ein Verrat an den eigenen Wählern?

Lieber ein Linksaußen als ein Mann der Mitte?

Wäre ein Linksaußen als Ministerpräsident die bessere Wahl als ein Mann der Mitte aus dem liberalen Spektrum?

Wäre eine Wahl ohne Gegenkandidaten die demokratischere Variante gewesen?

Jetzt schon Neuwahlen?

Sind Neuwahlen nicht das letzte Mittel, das aus einer ausweglosen Situation führen sollte?

Was wird man tun, wenn die Lage noch schwieriger wird – mit noch mehr Stimmen für die Ränder, aber erneut keinen klaren Mehrheiten?

Wie oft wählen?

Soll man wählen lassen, bis das Ergebnis stimmt?

Was würde Bodo Ramelow tun, wenn die AfD ihre Scharade wiederholen und bei einer neuen Wahl des Ministerpräsidenten für ihn stimmen würde – die Wahl ablehnen, weil man das ja tun muss, wenn man mit AfD-Stimmen gewählt wird? Auch er wäre dann ein Ministerpräsident von Höckes Gnaden.

Die Demokratie nicht ausliefern

Was würden andere Ministerpräsidenten in diesem Falle tun, die heute laut tönen?

Liefert man so nicht erst recht die Demokratie dem vermeintlichen Zerstörungswillen einer einzelnen Partei aus?

Wozu überhaupt noch FDP?

Oder will man dann nach Gründen suchen, warum es eben doch geht?

Wenn der FDP geraten wird, den Posten auszuschlagen, wozu will sie sich dann noch in den Landtag wählen lassen?

Eine 10%-Hürde setzen?

Wollen wir künftig die 5%-Hürde auf 10% setzen, um Situationen wie in Thüringen auszuschließen? (Und wo bliebe dann die SPD?)

Kann eine Demokratie wirklich dauerhaft ein Viertel der Wählerschaft zu unerwünschten Personen erklären – oder zumindest deren Delegierte im Parlament?

Offene Gesellschaft, politische Mauern

Ist es schlüssig, dass insbesondere die Parteien, die die Gesellschaft weit geöffnet haben und noch weiter öffnen wollen, hohe Brandmauern um die etablierten Parteien ziehen?

Ist es nicht zu erwarten, dass eine zunehmend diversifizierte Gesellschaft auch ein zersplittertes Parteiensystem zur Folge haben wird?

Geschichte ist nicht vorherbestimmt

Ist es klug, die Geister von Weimar heraufzubeschwören und dem demokratischen System eine Schwäche einzureden, die es nicht (mehr) hat?

Ist es kluge Politik, Geschichte als determinierten Prozess darzustellen, wo eins automatisch das andere ergibt?

Fazit: Erst die aufgeregten Reaktionen weiter Teile des Bürgertums machen den Schachzug der Höcke-AfD in Thüringen zu einem politischen Erfolg. Hinweis: Zum Redaktionsschluss hieß es, die FDP Landtagsfraktion und Kemmerich wollten den Weg für Neuwahlen frei machen. Jeder sollte dabei bedenken: Schlimmer geht‘s immer.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH

Eyb & Wallwitz ist mit dem Kunden nicht auf Augenhöhe

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
„Als Philosoph und Mathematiker ist es mir ein Bestreben die aktive Vermögensverwaltung mit sozialem Engagement und Verantwortung zu vereinen“, stellt sich Geschäftsführer Dr. Georg von Wallwitz im Anlagevorschlag vor. Man sei der Überzeugung, dass nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften langfristig mit wirtschaftlichem Mehrwert einhergehe und sich für Stiftungskunden auszahle.“ Das Zitat lässt beim Leser die schönsten Hoffnungsblätter ergrünen. Bringt Eyb & Wallwitz sie zum Blühen?
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: KANA Stiftungs- und Vermögensberatung GmbH mit quantagon

KANA geht zusammen mit quantagon nicht hinreichend in die Tiefe

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Die eigentlich angefragte KANA Stiftungs- und Vermögensberatung GmbH reicht ein Angebot der mit ihr kooperierenden quantagon financial advisors GmbH ein. KANA, ist zu erfahren, könne ergänzend umfassende Beratungsdienstleistungen für Stiftungen anbieten. an. Die Bandbreite der Themen reiche von der Formulierung der Anlagerichtlinie inklusive individueller Regelungen über die Unterstützung der Stiftungsbuchhaltung bis zur Beratung im Umgang mit der Stiftungsaufsicht. Was hat quantagon zu bieten?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Neue EU-Richtlinie

EU macht bei Greenwashing Ernst

Europäische Union © Alterfalter / Fotolia
Die neue Greenwashing-Richtlinie der EU wurde erst Ende Februar erlassen. Inzwischen hat die EU ein erstes Musterverfahren begonnen. Das zeigt, dass die EU Ernst macht. Eine Übergangszeit wird es nicht geben. Die Unternehmen müssen nachweisen können, dass ihre Umweltbehauptungen auch zutreffen.
  • Fuchs plus
  • Emerging Markets ziehen Goldreserven aus den USA ab

Zweifel an der Stabilität der USA wachsen

Übereinandergestapelte Goldbarren © Filograph / Getty Images / iStock
Mit Blick auf die USA werden einige Länder nervös. Die Zweifel an der wirtschaftlichen und finanziellen Solidität wachsen - vor allem in einigen Emerging Markets. Hinzu kommen Bedenken hinsichtlich der Rechtstreue der USA. DAs hat zu beachtlichen Bewegungen am Goldmarkt geführt. Etliche Länder ziehen Goldreserven aus den USA ab. FUCHSBRIEFE analysieren, was dahinter steckt.
  • Fuchs plus
  • Unterhauswahlen in Großbritannien

Labour wird einen Koalitionspartner brauchen

In Großbritannien deutet sich eine Wahlüberraschung bei den anstehenden Unterhauswahlen an. Aller Voraussicht nach wird Labour die Wahl gewinnen. Aber es ist auch wahrscheinlich, dass die Partei einen Koalitionspartner brauchen wird. Das wird sich auf die Regierungsarbeit auswirken.
Zum Seitenanfang