Sommerflaute
Die Volatilität geht rauf, die deutsche Börse nach unten (FK vom 14.6.). Der globale Zollstreit verhagelt den Anlegern die Stimmung. Zum Tenor passend drückt die Revision der Wachstumszahlen auf die Kurse (vgl. S. 1). Daimler liefert Munition mit einer Gewinnwarnung.
Der Zollstreit wirkt sich bereits auf auf die Rohstoffpreise aus. Viele Agrarrohstoffe, aber auch die Notierungen diverser Metallpreise, stehen unter Druck. Aufgrund befürchteter Preissteigerungen durch die Zölle, drückt die Nachfrageseite auf die Preise. Abschläge sollen die Zollkosten zumindest zum Teil kompensieren.
Gegen einen krassen und dauerhaften Einbruch der Rohstoffnachfrage spricht das globale Wirtschaftswachstum. Das ist trotz aller aktuellen Skepsis bei einigen Beobachtern nach wie vor gut. Insbesondere Öl und Metalle werden weiter in großen Mengen benötigt. Je weiter die Strafzölle global aber um sich greifen, desto größer und breiter dürfte der Preisdruck auf die Rohstoffe werden. Das Segment verliert damit definitiv an Aufwärtsschwung.
Das wird sich bis zum Jahresende auf die Inflationsrate auswirken. Auch hier dürfte der jüngste Aufwärtsdruck etwas nachlassen. Die Renditen ticken ohnehin bereits wieder nach unten. Es wird auch eine akute Risikoaversion sichtbar. Zehnjährige deutsche Staatsanleihen werfen erneut nur noch 0,36% ab.
Diese Entwicklung passt so gar nicht zum Szenario der Europäischen Zentralbank (EZB). Die hatte das Ende ihrer Anleihenkäufe für den Jahreswechsel verkündet. Andererseits ließ EZB-Chef Mario Draghi beim Notenbanktreffen in Sintra verlauten, dass die EZB zur Not auch die Anleihenkäufe wieder aufnehmen könnte. Draghi zeigte damit seinen Fahrplan für den Rest seiner Amtszeit bis Ende Oktober 2019. Unter seiner Ägide wird es keine Straffung der Geldpolitik geben. Das wird die Aufgabe seines Nachfolgers, der dann definitiv einen fundametalen Wechsel in der Geldpolitik wird verkaufen müssen. Oder er hat für die dann bestehende schlechtere Konjunkturlage keinen Handlungsspielraum. Das dürfte einigen Südländern recht sein und spricht aus unserer Sicht dafür, dass sich Bundesbankpräsident Jens Weidmann schließlich durchsetzen wird.
Fazit:
Immer mehr Investoren rücken an der Seitenlinie, der Börse droht die Sommerflaute. Das Risiko von Rücksetzern unter 12.600 besteht. Darunter rückt die Zone 11.800 bis 12.000 Punkte ins Visier. Dort erwarten wir eine Stabilisierung und würden wieder kaufen.