Riskanter Expansionskurs
Die deutschen Landesbanken wurden mit Steuergeldern saniert – und beginnen bereits wieder gewagte Geschäfte zu machen.
Im Sparkassenlager wächst der Unmut über die Geschäftspolitik der Landesbanken. Diese seien, Vorsicht Ironie!, „ein System steter Freude“ für den Sparkassensektor. Dieser musste bei der Abwicklung der West LB bereits heftig bluten, sagt uns ein Sparkassenvorstand, der mit dem Thema vertraut ist. Mit rund 2 Mrd. Euro wurden die NRW-Sparkassen in die Pflicht genommen. Die Landesbanken, so die Kritik, bauten erneut Überkapazitäten auf. Sie erweckten den Eindruck, als hätten sie aus der Finanzkrise nichts gelernt. In Deutschland gibt es noch sieben Landesbank-Konzerne – LBBW, LBB, Bayern LB, HSH Nordbank, Helaba, Nord/LB, Saar LB – mit einer Bilanzsumme von 1.066 Mrd. Euro, 36.830 Mitarbeitern und 467 Geschäftsstellen im In- und Ausland. Inzwischen gehen Landesbanken auch wieder nach London und Übersee. Die Regionalinstitute konkurrieren verstärkt untereinander. Um Geschäft zu machen, vergeben sie Kredite an Unternehmen aus der Nachbarregion. Damit schaffen sie Überkapazitäten und damit Risiken in ihren Bilanzen. Die Sparkassen drängen daher auf ein besseres Monitoring der Landesbanken-Aktivitäten. Vor der Finanzkrise war ihnen nur in einem Leseraum der Blick in deren Bilanzen gestattet. Inzwischen hat der Sparkassensektor einen Monitoring-Ausschuss durchgesetzt und hat ggf. Mitspracherechte bei den Wertpapierstrukturen der Landesbanken. Die Sparkassen sind auch wegen absehbarer Probleme im eigenen Beritt in Hab-Acht-Position. Das mittlere und untere Drittel der Institute werde mit seinen Geschäftsmodellen spätestens in drei bis vier Jahren zum Teil existenzielle Probleme bekommen, heißt es. Kleinere Häuser, die ihre Marktanteile nicht steigern könnten, würden die Risikostrukturen ihrer Wertpapieranlagen verschärfen. Sie kaufen Spezialfonds, gehen in Rohstoff- und Währungsanlagen. Das macht sie anfällig. Die Zahl der selbständigen Sparkassen wird von derzeit 408 auf 350 Ende 2017 zurückgehen. Auch dann wird der Konsolidierungsprozess noch nicht zu Ende sein.
Fazit: Die Kritik an den Banken muss sich – zumindest im Landesbankensektor – gleichermaßen an die Politik richten. Die Regulierung hört offenbar da auf, wo die Spielwiese der Politik beginnt.