Alle Augen auf die Fed
Von Draghi enttäuscht, warten die Märkte nun auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank. Starke Börsenschwankungen in den nächsten Tagen sind möglich.
EZB-Chef Mario Draghi hat die Erwartungen der Märkte enttäuscht. Zwar wurden die Anleihenkäufe unter dem Strich ausgeweitet, aber nicht das monatliche Volumen. Genau damit hatte der Markt gerechnet. Die EZB hat das Anleihenkaufprogramm jedoch „nur“ zeitlich verlängert. Dennoch werden letztlich 360 Mrd. Euro mehr in die Märkte gepumpt. Das wird die Anleihenrenditen länger drücken. Nun warten alle auf Janet Yellen. Die Chefin der US-Notenbank wird am 16. Dezember die Zinsentscheidung der Fed verkünden. Allgemein wird ein erster kleiner Zinsschritt der US-Notenbank erwartet. Mittelfristig entscheidend ist aber, welche Gangart für weitere Zinsentscheidungen angedeutet wird. Wir gehen davon aus, dass die Fed ein sehr moderates und zurückhaltendes Tempo an den Tag legen wird. Damit verschafft sie sich zumindest einen kleinen Spielraum und lässt der Wirtschaft und den Finanzmärkten Luft zum atmen. Die Börsen werden in den nächsten Tagen angesichts des anstehenden Fed-Termins voraussichtlich stark schwanken. Einen klaren Trend gibt es momentan nicht. Die Jahresendrally ist ins Stocken geraten. Die Volatilität an den Märkten steigt durch die immer geringer werdenden Umsätze ohnehin spürbar an. Kursbewegungen werden vor diesem Hintergrund zufälliger. Zudem steht nächste Woche auch noch der letzte Verfalltermin für Optionen im DAX auf dem Programm. Das könnte die Kurse noch einmal kräftig hin und her zerren. Der DAX ist momentan in einem unsicheren Terrain unterwegs. Rein technisch betrachtet ist der Index nun in einer Seitwärtsrange auf Richtungssuche. Die relevanten Kursmarken liegen bei 10.500 und 11.200 Zählern. Unter 10.500 Punkten wird es allmählich kritisch. Es droht die Gefahr, dass der DAX in einen Bärenmarkt eintaucht. Die nächsten Haltelinien wären dann 10.000 und danach noch 9.500 Punkte. Danach ist der Blick nach unten völlig frei. Nach oben hat der DAX Bewegungsspielraum bis 11.200 Punkte. Dorthin könnte es im Sog des DOW Jones recht schnell gehen. Allerdings eröffnet sich der DAX auch erst darüber neues Aufwärtspotenzial. Angesichts dieses Szenarios fühlen wir uns an eine Börsenweisheit erinnert. Wer den Absprung verpasst, muss durch das Tal. Dass uns nun eine lange Rutschpartie bevorsteht, glauben wir aber nicht. Denn das Geld bleibt weltweit weiter billig – und in Europa gibt es das noch länger als erwartet. Glauben die Märkte zudem an die US-Zinswende, dürfte Kapital aus Anleihen ab- und in Aktien hineinfließen. Europa profitiert dabei weiter von einem schwächeren Euro. Das stabilisiert die EU-Konjunktur, wie auch die neuesten Zahlen zeigen. Der Export Deutschlands in die Eurozone ist zuletzt um 5,9% gestiegen. Darin stecken Aufträge und Gewinne deutscher Exporteure.
Fazit: Die Jahresendrally ist zwar ins Stocken geraten. Aber wir halten uns weiter an den Titel unseres Geldanlagebuches: Mut wird belohnt. Wer an schwachen Tagen kauft und durchhält, wird im nächsten Jahr belohnt werden.