Politische Börsen haben kurzen Beine – das zeigt der kurze Kursrutsch beim Dow Jones in der vorigen Woche. Die US-Börse fährt damit gerade den prognostizierten Schlingerkurs und versucht, wieder in die Spur zu kommen.
Der DAX folgt der US-Börse wie ein Anhänger. Parallel zum wieder steigenden Dow quält sich der DAX in Richtung Allzeithoch (12.473 Punkte). Allerdings ist die Dynamik extrem verhalten. Das zeigt: Die Skepsis der Anleger ist auf dem aktuellen Kursniveau groß.
Wir vermögen zur Zeit nicht zu erkennen, welche fundamentalen Faktoren die Börsen weiter anschieben könnten. Die Berichtssaison geht allmählich zu Ende – mit moderat guten Ergebnissen in Übersee und Europa. Das steckt in den hohen Kursen aber bereits drin.
In Europa bremsen erneut politische Einflüsse. Einerseits startet der Brexit – mit voraussichtlich sehr langwierigen und komplizierten Verhandlungen. Möglicherweise wird sich United Kingdom dabei in seine Einzelteile zerlegen. Irland und Schottland könnten sich vom Königreich absetzen. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen werden erst mit der Zeit absehbar werden. Massive Unternehmensverlagerungen könnten im Zuge dessen aber in Gang kommen.
Mit Blick auf Mai kommt die Wahl in Frankreich dazu. Deren Ausgang ist ungewiss und ein Unsicherheitsfaktor für Europa. Abzulesen ist das beispielhaft den an den Renditen für Staatsanleihen. Während die Rendite der 10-jährigen deutschen Papiere wieder spürbar sinkt (akt. 0,33%), ist die französische Rendite nur leicht rückläufig (akt. 0,93%).
Vor diesem Hintergrund fragen wir uns: Was kann die Börsen weiter anschieben? Abgesehen vom nach wie vor billigen Geld und offensichtlich noch immer einer stattlichen Anzahl von nicht investierten Anlegern sehen wir aber keine neuen Treiber. Somit ist die Hausse selbsternährend. Steigende Kurse ziehen neue Käufer. Aber je näher der DAX dem Allzeithoch kommt, desto größer werden die Vorsicht und das Misstrauen.
Fazit: Die Entscheidung über den weiteren Kursverlauf hängt vom angeschlagenen Dow ab. Wir rechnen weiter mit einer Korrektur, bauen unsere Absicherung im DAX aus (vgl. S. 6). Nur wenn der Dow wieder hochschaltet und dem DAX der Sprung über das Allzeithoch gelingt, wird der Turbo gezündet.