Gewagter Ansatz
Die von der Heydt & Co. AG hat sich im Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
"Das Gespräch verläuft in einer ruhigen Atmosphäre, auch wenn nie wirklich Herzlichkeit aufkommt. Wir erkennen die Struktur, auch anhand der Präsentation, die uns als Tischvorlage zur Verfügung steht. Mit der Zeiteinteilung und der Dauer des Gesprächs sind wir zufrieden. Auch der Vorschlag hat Substanz, zumal unser Wunsch nach nachhaltigen Investments gut berücksichtigt ist. Auch die Kosten stimmen. Und trotzdem: Ganz überzeugt sind wir nicht."
Beratungsprotokoll
Ein Beratungsprotokoll erhalten wir von der von der Heydt & Co. AG nicht. Dafür wird vor dem Gespräch ein Wertpapierhandelsbogen ausgefüllt.
Anlagevorschlag
Im Anlagevorschlag finden wir unsere Wünsche dokumentiert, inklusive unserer Nachhaltigkeitskriterien.
Die Renditeerwartung wird mit 4,0% nach Kosten angegeben. Das Haus lässt sich ausführlich über seine Selektionsprozesse bei Investmentfonds aus und will zeigen, dass es damit deutlich bessere Ergebnisse schafft als ein ETF-Depot. Damit docken die Vermögensmanager gut an unsere Ausgangssituation und unsere “Vorarbeit” an.
Investmentansatz
Das Haus ist der Ansicht, dass aufgrund des aktuellen Niedrigzinsumfeldes defensive Investments wie Staatsanleihen guter Bonität kaum noch Erträge generieren. Entsprechend empfiehlt uns die Bank ein Aktienübergewicht im Portfolio. Anleihen und Alternative Investments sollen als Stabilisator und zur Diversifizierung dienen. Auffallend ist, dass das Haus bei einer maximalen Aktienquote von 70% einen maximalen jährlichen Verlust von 10% nicht überschreiten will. Ein ambitioniertes Ziel – dazu ist viel Geschick notwendig.
Finanzinstrumente
Konkret sehen wir dann doch “nur” eine Aktienquote von 55%. Anleihen sollen 30% des Portfolios ausmachen, 10% in Absolute Return investiert und 5% Liquidität vorgehalten werden. Auf der Aktienseite will das Haus aktive Investmentfonds und ETF verwenden, die in der Regal einen sektoralen und geographischen Fokus haben und das Weltbild der Bank widerspiegeln sollen. Thematisch will von der Heydt den Fokus auf globale Konsumtrends und Gesundheit legen und zudem Nachhaltigkeit im Portfolio gewährleisten.
Insgesamt sehen wir 14 Fondsprodukte, die weitgehend gleich gewichtet sind. Cluster sind zu erkennen in Japan, China, Skandinavien, USA und Konsum, Gesundheit sowie Automatisierung. Das Marktportfolio wird nur beigemischt. Dies sticht aus dem Wettbewerb deutlich heraus.
Alternative Pfade bei Anleihen
Bei den Anleihen hält die Bank attraktive Renditen im Investment Grade-Segment für kaum erzielbar. Entsprechend dieser Argumentation weicht das Haus stattdessen auf Hochzinsanleihen mit höheren Risiken aus. Insbesondere sollen globale Infrastrukturunternehmen ins Portfolio wandern. Zudem möchte das Haus auch Produkte verwenden, die zum Teil unsere gewünschten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Gut, denn immer wieder kommt im Marktvergleich der Hinweis, dass Nachhaltigkeit im Anleihebereich bislang noch unterrepräsentiert ist. Im Anleiheportfolio sehen wir insgesamt sieben Produkte.
Portfolioqualität
Wir sehen ein sehr breit gestreutes Portfolio, das allerdings aufgrund der vielen aktiven Fonds auch Managerrisiken beinhaltet. Die Fondsqualität ist aber aufgrund des strengen Auswahlprozesses gut. Chancen auf Mehrertrag gegenüber unserem ETF-Portfolio sind also drin. Es gibt aber auch deutliche Abweichungen zu passiven Produktlösungen. Ein großer Hemmschuh sind die damit verbundenen Kosten, die die Portfolioqualität beeinträchtigen können. Auch sind Risiken vorhanden, die schwer kalkulierbar sind. 5% sind in Mezzanine-Kapital investiert.
Wir sehen in der Summe ein durchdachtes und deutlich vom Wettbewerb abweichendes Portfolio. Die Portfolioqualität ist mit Blick auf den gewählten Ansatz hoch, fordert aber eine hohe Steuerungskompetenz seitens von der Heydt. Erst auf lange Sicht wird sich zeigen, ob das System aufgeht, denn in einer Niedrigzinsphase ist der Kostenaspekt besonders heikel.
Stresstest
Einen Stresstest erhalten wir nicht. Stattdessen sehen wir in einer Grafik eine exemplarische Wertentwicklung. Die Volatilität liegt dabei bei 7,2%, der Maximum Drawdown bei -8,4%.
Gebühren
Auf den ersten Blick ist das Honorar von 0,7% zzgl. Umsatzsteuer akzeptabel. Hinzu kommen jedoch Transaktionskosten. Angesichts der vielen aktiven Fonds ist die MiFID-Kostenaufstellung hochinteressant. Denn aus der geht hervor, dass ab dem zweiten Jahr die Kosten bei über 2% pro Jahr liegen. Diese müssen erst einmal erwirtschaftet werden. Da Kosten ein großer Renditekiller sind, muss die Bank praktisch stets absolute Bestleistungen zeigen, um am Ende eine überzeugende Performance zu erzielen. Das stimmt uns doch skeptisch.
Fazit
Gelungen ist von der Heydt die Aufbereitung des Selektionsprozesses und die Herleitung des Anlagevorschlags. Durch die Einfachheit der Darstellung fühlen wir uns bei unserem Kenntnisstand abgeholt. Richtig individuelle Aspekte zu unserer Lebenssituation sind allerdings nicht zu erkennen. Aspekte der Ganzheitlichkeit fehlen völlig. So bleiben viele Punkte bei der Vermögensstrategie auf der Strecke. Im Marktvergleich ungewöhnlich ist der konkrete Portfoliovorschlag, der sich mit diversen alternativen Investments klar von unserem ETF-Portfolio abgrenzt. Damit stellt sich die Bank der Herausforderung, ihre Leistung unserem eigenen Ansatz gegenüberzustellen und zu argumentieren, warum sie ihre Lösung für die bessere hält. Das ist durchdacht und lobenswert. Die hohen Kosten sind aber auch ein Risiko für uns, zudem verlässt sich das Haus sehr auf fremde Managerexpertise. Das kann bei einem guten Selektionsprozess von Vorteil sein, ist aber ein weiteres Risiko, wie die Vergangenheit immer wieder zeigt. Insgesamt sehen wir einen interessanten Vorschlag, dessen Rentabilität aber letztlich von kontinuierlichen Höchstleistungen der Bank abhängt – ein gewagtes Spiel für uns.
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Adresse
von der Heydt & Co. AG
Widenmayerstraße 3,
80538 München
Website: https://www.vonderheydt-co.de/
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