Der Schöpfung verpflichtet
Die Bank im Bistum Essen eG (BIB), ist am Beginn des Anlagevorschlags zu erfahren, wurde 1966 als Genossenschaftsbank gegründet und gehört zum Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken. Sie sieht sich als Finanzdienstleister für Kirchen, Sozialwirtschaft, Stiftungen, Hilfswerke und “alle Menschen, die die Vision einer friedfertigen und gerechten Welt teilen.” Das ist gut, davon fühlt sich der Leser, der als Stiftungsvorstand ein gut informierter Laie ist, angesprochen.
Ebenso kurz werden die wichtigsten Kennzahlen bekannt gegeben. Mit 136 Mitarbeitern und 16.000 Kunden sowie 4.530 Mitgliedern ist die Bank eher ein mittelständisches Unternehmen. Die Bilanzsumme beträgt 5,2 Milliarden Euro.
Keine Rendite um jeden Preis
Sehr schön wird der nachhaltige Ansatz erklärt, wenn gesagt wird, dass Renditemaximierung nicht oberstes Ziel sei. “Uns geht es um angemessene Erträge, die Menschen, Umwelt und Wirtschaft keinen Schaden nehmen lassen, sondern im Gegenteil: sie positiv beeinflussen.” Das passt mit dem Stiftungsgedanken gut zusammen.
Die ethisch-nachhaltige Geschäftspolitik wird mit dem Label “BIB Fair Banking” gefahren. Man beruft sich auf die Kernprinzipien Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Dabei will man ökonomischen Erfolg anstreben und gleichzeitig sozialökologische Verantwortung übernehmen.
Nachhaltige Produkte
Der Auswahlprozess nachhaltiger Anlagen wird zusammen mit MSCI, dem weltweit größten Anbieter von ESG-Research, gestaltet. Interessant ist dabei zu erfahren, dass MSCI über 1.200 Kunden beliefert, darunter 46 der 50 größten Asset Manager, und 350 Mitarbeiter, darunter 180 ESG-Analysten, in 18 Büros weltweit nachhaltige Anlagen filtern.
Zur Erläuterung stellt die Bank nun ihre nachhaltigen Produkte vor: KCD Mikrofinanzfonds, KCD-Catella Nachhaltigkeit Immobilien Deutschland sowie BIB Nachhaltigkeit Aktien Global.
Einzeltitelauswahl
Im Bereich der Vermögensverwaltung betreut die BIB derzeit 67 Mandate mit einem Volumen von etwa 120 Millionen Euro. Die sogenannte BIB FAIRmögensverwaltung, ist zu erfahren, ist bestrebt eine Risikostreuung durch sorgfältige Einzeltitelauswahl über zwei Asset-Klassen – Aktien und Renten – zu erreichen, eine individuelle Vermögensstruktur unter Berücksichtigung der Anlagerichtlinien aufzubauen, dabei die Möglichkeiten von ethisch-nachhaltigen Investition zu nutzen sowie regelmäßig ein ausführliches Reporting zu erstellen.
Auch weitere Dienstleistungen für Stiftungen führt die Bank auf, allerdings beschränken die sich komplett auf die Geldanlage. Hier hätte man gern erfahren, ob es drumherum noch weitere Angebote gibt. Etwa beim Fundrasing, dem Einwerben "frischer Gelder", was der Stiftung wichtig ist.
Breite Diversifizierung
Derivate, Rohstoffe und Hedgefonds sind als Anlageformen ausgeschlossen, ist weiter zu erfahren. Das passt prima zu den Anforderungen der Stiftung. Bei der Aktienauswahl konzentriert sich die BIB auf Large-Cap-, Mid-Cap- sowie Small-Cap-Titel mit Schwerpunkt Deutschland und Europa sowie auf Large-Caps im internationalen Bereich.
Bei den Renten werden unterschiedliche Emittenten, Anleihetypen und Laufzeiten berücksichtigt, wobei die Vermögenswerte schwerpunktmäßig in auf Euro lautende Renten wie Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen investiert werden. Der Anteil ausländischer Währungen beträgt dabei höchstens 25 Prozent.
Portfolio etwas lieblos dargestellt
Nach der Betrachtung von vergangenen und möglichen Renditen und Risiken befasst sich das Werk mit den Konditionen. Die sind gestaffelt entsprechend dem eingesetzten Vermögen und betragen bis 2,5 Millionen Euro pauschal 0,833 Prozent p.a. inklusive Mehrwertsteuer, wobei fremde Kosten wie Börsenumsatzsteuer beim An- und Verkauf von Finanzinstrumenten, Börsenspesen und Maklercourtage noch dazu kommen.
Ab Seite 37 wird dann die Neugier des Lesers mit der Vorstellung des Anlagevorschlags gestillt. Die Präsentation erfolgt allerdings etwas lieblos in Form einer eng beschriebenen Tabelle.
Ausschüttungen kommen zu kurz
Demnach sollen 33,13 Prozent Aktien, 25 Prozent Immobilien, 21,88 Prozent Anleihen und 12,5 Prozent Mikrofinanz zum Einsatz kommen. Hört sich interessant und breit gestreut an. Vor allem die Idee, Immobilienfonds anstelle von Anleihen mit einzubinden, ist eine interessante variante, während man über Mikrofinanzanlagen trefflich streiten kann. Doch kommen wir bei dieser gewichteten Betrachtung der Anlageklassen nur auf 93%. Was ist mit den restlichen 7%? Da schweigt sich die Tabelle aus.
Der Tabelle können auch die erwarteten Ausschüttungen entnommen werden. In dieser verknappten Form kann das leicht untergehen. Es wäre besser gewesen, den Bereichen Ausschüttung und Kapitalerhalt einen separaten Punkt zu widmen.
Alleinstellungsmerkmale
In den folgenden Abschnitten geht der Vorschlag detaillierter auf die verwendeten und bereits vorher kurz erwähnten Fonds ein. Interessant ist die sich anschließende Zusammenfassung der Stärken, die man als Kunden durch die Zusammenarbeit mit der BIBB nutzen kann.
Unter anderem kann man hier erfahren, dass schon 2007 der erste eigene Mikrofinanzfonds aufgelegt wurde, womit man Pionier in der deutschen Bankenlandschaft ist. Zudem wird bereits seit 2013 eine Vermögensverwaltung mit Nachhaltigkeitsansatz angeboten, wird weiter berichtet. Und auch die aufgeführten Alleinstellungsmerkmale gegenüber Mitbewerbern sind ein interessanter Ansatz, den man so nicht oft liest. Kann man machen.Vor allem die Idee, Immobilienfonds einzubinden
Adresse
Bank im Bistum Essen eG
Gildehofstraße 2
45127 Essen
Website: https://www.bibessen.de/vermoegensmanagement/stiften.html
Ansprechpartner
Christoph May
Kundenberater Vermögensmanagement
0201 2209 419
Fazit: Der Anlagevorschlag der Bank im Bistum Essen ist gut, aber leider nicht ganz vollständig und an einigen Stellen verbesserungsfähig. Auf die Anlagerichtlinie geht er fast gar nicht ein, die Themen Kapitalerhalt und Ausschüttungen behandelt er nur ganz am Rande. Im Portfolio fehlen in der Summe der Anlageklassen 7%. Das ist schade, da der größte Teil leicht verständlich und gut aufbereitet präsentiert wird.
Leider kann der Vorschlag nicht vorbehaltlos für die Endrunde empfohlen werden.
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