Bitte registrieren Sie sich neu, um alle nicht kostenpflichtigen Inhalte auf fuchsrichter.de einsehen zu können.
030-288 817-20
0,00 €
1650
Bankhaus Lampe, Stiftungsmanagement, Qualifikationsrunde

Selbstgebraute Irritationen

Wie schlägt sich das Bankhaus Lampe im Markttest Stiftungsmanagement 2021 der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Das Bankhaus Lampe bietet sich Stiftungen als ganzheitlicher Partner an. In ihrer Stiftungs-Broschüre zitiert die Privatbank, die bald zu Hauck & Aufhäuser gehören soll, den Autor Erich Kästner mit den Worten: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Ist das, was das Bankhaus der Deutschen Kinderhospiz Stiftung anbietet, etwas Gutes?

Das Bankhaus Lampe bietet sich Stiftungen als vollumfassender Partner in allen Angelegenheiten auch jenseits des Stiftungsmanagements an. In jeder Phase – von Neugründung, Verwaltung bis Abwicklung – steht das Bankhaus selbst oder durch das angeschlossene Netzwerk aus Steuerberatern und Rechtsanwälten hilfsbereit zur Seite. So hohe Ansprüche hat die Deutsche Kinderhospiz Stiftung (noch) gar nicht. Ihr geht es um die seriöse und nachhaltige Vermögensverwaltung von 2 Mio. Euro Stiftungsvermögen und einer Überarbeitung ihrer Anlagerichtlinie. Das sollte für das Stiftungsteam vom Bankhaus Lampe doch ein Klacks sein, oder?

Die Stiftung setzt sich mit der Düsseldorfer Niederlassung in Verbindung und bekommt einen in großen Teilen zufriedenstellenden Vorschlag. Der 49 seitige Anlagevorschlag ist übersichtlich und für die potenziellen Neukunden laienverständlich aufgearbeitet. Man arbeitet mit Grafiken, vermeidet unnötige Fachwörter und Anglizismen – nur bei der Textfülle wäre manchmal weniger vielleicht mehr gewesen. 

Engagiertes und aufmerksames Zugehen

Der Anlagevorschlag beginnt mit einem kurzen Überblick zum Bankhaus Lampe selbst. Im Verborgenen bleiben Angaben darüber, wie viele Stiftungen das Institut betreut und wie groß das verwaltete Stiftungsvermögen ist – hier hätte man durchaus mehr in die Tiefe gehen dürfen. Nach der Selbstvorstellung finden sich drei Seiten darüber, wie die Deutsche Kinderhospiz Stiftung vom Bankhaus Lampe selbst wahrgenommen wird. Auch die Kundenwünsche werden noch einmal rezipiert und (vollständig) dargestellt. Man hat sich mit der Stiftung auseinandergesetzt und ihr Anliegen verstanden, die Vorfreude auf den konkreten Anlagevorschlag steigt.

Der Vorschlag des Bankhauses ist ganz nach den Vorgaben der Stiftung ausgerichtet. Die Düsseldorfer empfehlen, 40% des Vermögens in Aktien – in dem Fall in einen hauseigenen Aktienfonds für Stiftungen – zu packen. Die übrigen 60% sollen in einen EU-Rentenfonds – ebenso aus der eigenen Fondschmiede – fließen. Weitere Assets sind nicht vorgesehen. Beide Fonds weisen einen Nachhaltigkeitsfokus auf, auch das entspricht dem Wunsch der Stiftung.

Überzeugende Nachhaltigkeitskompetenz

Das breite Feld Nachhaltigkeit wird vom Bankhaus Lampe ausführlich und transparent kommuniziert. Auf zwanzig Seiten erfährt die Stiftung, wie durch einen regelbasierten Ansatz Titel auf ihre Nachhaltigkeit überprüft werden. Nachhaltigkeit wird dabei insbesondere über negativ Kriterien erreicht. Erst nach dem "Öko-Test" erfolgt bei den übrig gebliebenen Titeln eine Analyse von Kennzahlen und Fundamentaldaten.

Die Düsseldorfer richten sich bei ihrer nachhaltigen Titelauswahl nach gleich drei Institutionen: dem externen Institut ISS ESG, einem internen Nachhaltigkeitskomitee sowie einer eigenen Ausschlussliste. Eine grundsolide Aufstellung im Bereich nachhaltiger Geldanlagen, die längst nicht Standard ist. Dann kann ja auf der „grünen“ Seite nichts mehr schief gehen oder?

Da "brauen" sich Ungereimtheiten zusammen

Sehr transparent werden von beiden empfohlenen Stiftungsfonds die einzelnen Titel dargestellt. Dabei kommt es zu einer ersten Irritation. Im Rentenfonds finden sich Unternehmensanleihen der niederländischen Heineken Brauerei, sowie der dänischen Carlsberg Brauerei. Zwar schließen die Ausschlusskriterien des Bankhauses Lampe lediglich harten Alkohol explizit aus. In den überarbeiteten Anlagerichtlinien findet sich dieser „Abfangjäger“ jedoch nicht – Alkoholinvestments werden im Entwurf kategorisch ausgeschlossen. Über diese „selbstgebrauten“ Irritationen wird man reden müssen.

Der Aktienfonds ist nach Branchen breit gestreut. 19% werden aktuell in IT-Aktien investiert, knapp 16% in Finanzdienstleister. Hinsichtlich der Länderaufteilung ist man sehr europalastig: knapp 30% werden in US-Aktien investiert, der Rest in Europa und lediglich 8,8% anderweitig. Das ist eine solide und sichere Aufteilung – man könnte auch fast sagen langweilig. Ein Blick über den Tellerrand hinaus würde hier helfen, um aus dem Wettbewerbsumfeld hervorzustechen.

Überproportional in Europa

Der Rentenfonds konzentriert sich ausschließlich auf die EU. Die im Sinne einer nachhaltigen Strategie umstrittenen US-Staatsanleihen werden so von vornherein gemieden. Auf der anderen Seite verpasst man dadurch Chancen in den Emerging Markets, etwa ASEAN oder Lateinamerika. Auch hier: grundsolide, aber nicht herausragend. Zudem lässt dadurch die regionale Diversifikation zu wünschen übrig. 

Die jährliche Renditeerwartung liegt bei 2,8%. Die Ausschüttungserwartung wird auf 1,7% taxiert – das ist ordentlich. Die Kosten beziffert man auf günstige 0,6% p.a. Alles in allem ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Entwurf für die neue Anlagerichtlinie gleich hinterher

Mit dem Anlagevorschlag erreicht auch ein Entwurf der vom Stiftungsteam überarbeiteten Anlagerichtlinie die Deutsche Kinderhospiz Stiftung; sehr gut, genauso hatte es sich die Stiftung gewünscht! Im Vorfeld hatte man einige Nachfragen an die Stiftung gestellt, um so eine passgenaue Version schmieden zu können. In einer kommentierten Version der alten Variante schafft man es auf deren Schwächen hinzuweisen. Versäumt wird leider, gleich die Verknüpfung zwischen dem neuen Anlagerichtlinienentwurf und dem Anlagevorschlag aufzuzeigen. Und wie oben erwähnt, wird man über die Ausschlusskriterien noch zu reden haben ...

Fazit: Das Bankhaus Lampe liefert der Deutschen Kinderhospiz Stiftung ein grundsolides Angebot mit kleinen Abstrichen. Engagiert hat man sich des potenziellen Neukunden angenommen und einen passenden Vorschlag ausgearbeitet. Dennoch gibt es im Anschluss Gesprächsbedarf.

Urteil: Noch ist nicht ganz sicher, ob das Gezeigte im Wettbewerbsumfeld zur Teilnahme an der Endrunde ausreicht.

Mehr erfahren zum Stiftungsmanager-Rating

  • FUCHS Ratings aktuell
  • Mehr erfahren zum Rating Stiftungsmanager 2021
  • Worum es beim Stiftungsmanager-Rating 2021 geht
  • Wie wir werten
  • Bisher erschienene Reporte zum Thema finden Sie in unserem Shop
  • Weitere Artikel finden Sie in den Rating News
  • Sie haben Anmerkungen zu diesem Thema? Kontaktieren Sie unsere Redaktion jetzt über redaktion@fuchsbriefe.de – wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gold und Bitcoin gleichzeitig auf Allzeithochs

(Warum) Misstrauens-Anlagen boomen

Wenn zinslose Anlagen ohne „Gebrauchswert“ einen Preisboom verzeichnen, sollt man aufhorchen. Dann könnte „etwas im Busch sein“. Dies ist so ein Moment. Der Goldpreis verzeichnet mit 2.316 USD (2.163 EUR) einen Rekordpreis. Der Bitcoin tendiert mit 64.182 USD (59.962 EUR) ebenfalls um sein Allzeithoch herum. Und das, obwohl Zinsanlagen wieder attraktiv sind und auch die Börse Höchststände feiert, es also genügend Anlagealternativen gibt.
  • Fuchs plus
  • Dollar zeigt Muskeln

Fed im Stagflations-Dilemma

Die US-Notenbank Fed steckt in einem Stagflations-Dilemma. Das geht klar aus den jüngsten Zahlen zur US-Wirtschaftsentwicklung hervor. Noch rätseln die Märkte darüber, wie sich die Fed aus diesem Dilemma befreien will. Die Antwort dürfte bald absehbar werden - und vielen Zinssenkungs-Optimisten nicht gefallen. Der Dollar wird darauf noch kräftig reagieren.
  • Fuchs plus
  • US-Leitzins bewegt auch europäische Währungen

Pfund und Franken leiden unter Dollar-Stärke

Alle Welt schaut auf den US-Dollar und was die US-Notenbank aus den jüngsten Konjunktur- und Inflationsdaten macht. Anleger, die ihren Fokus etwas weiten, werden gute Anlagechancen bei einigen Cross-Rates entdecken. FUCHS-Devisen zeigt sie auf.
Zum Seitenanfang