Die Erben Londons
Zieht Großbritannien den harten Brexit durch, wird London seine große Bedeutung als der europäische Finanzplatz einbüßen.
Im Zuge eines harten Brexit kristallisiert sich die Reihenfolge der Finanzplatz-Profiteure heraus. Es geht darum, wer das bisherige Finanzzentrum London beerben wird. Dort werden (nach Schätzung der Bank von England) rund 25% aller Finanzmarktgeschäfte Europas abgewickelt. Vor allem als Devisenhandelszentrum ist London die internationale Größe. London wird bei einem harten Brexit seinen EU-Finanzpass verlieren. Und damit den Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Hart getroffen wären auch „Satelliten“ Londons wie Edinburgh und Glasgow. An erster Stelle auf der Erbenliste stehen das irische Dublin etwa gleichauf oder knapp hinter Frankfurt. Dann erst folgt Paris. Das durchaus angelsächsisch geprägte Zürich ist chancenlos.
- Dublin ist bereits der zweitgrößte Finanzplatz für Fonds in Europa – nach Luxemburg, vor London. Hier gibt es auch eine ausreichend große Anzahl an Finanzexperten.
- Frankfurt ist Sitz der EZB, eine sehr international ausgerichtete Stadt mit sehr guter Bildungsinfrastruktur. Problem: die restriktiven deutschen Arbeitsgesetze. Sie schrecken die angelsächsisch geprägte Finanzwelt ab.
- Paris ist als Stadt attraktiver, in der Arbeitsgesetzgebung ist Frankreich aber noch weniger flexibel als Deutschland. Zudem sind die Kosten höher als bei der deutschen Konkurrenz.
- Zürich fehlt – wie London – der Finanzpass.
Fazit: Der Finanzsektor in Europa dürfte nach Großbritanniens Ausscheiden aus der EU kleinteiliger werden und an Bedeutung verlieren. Die wirklichen Profiteure werden New York, Singapur und Hongkong sein.