Lückenhaft, standardisiert und intransparent
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA hat sich mit dem Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest: "An der gesamten Beratung gibt es nichts auszusetzen. Die Mitarbeiter sind durchweg freundlich, ebenso der Berater. Er stellt sich gut auf uns ein, erklärt die Zusammenhänge verständlich. Seine Beratung ist gut strukturiert. Hier wird keine Zeit vertan, sondern effizient über die Vermögensanlage gesprochen. Schwächen sind bei dem Berater keine auszumachen. Auch die Unterlagen sind gut aufbereitet und verständlich. Alles in allem sehr solide.
Allerdings fällt uns auch nichts Herausragendes auf. Weil aber die Gebühren mit einer All-in-Fee von 1,2% nicht gerade gering sind, zweifeln wir, ob wir das Haus wirklich dem „Robo" vorziehen. Zumindest die Portfolioverwaltung auf nachhaltiger Basis spräche dafür. Für die Qualifikation in die zweite Auswertungsrunde reicht es jedenfalls."
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Es gibt kein separates Beratungsprotokoll.
Anlagevorschlag
Unsere Ausgangssituation wird in der immerhin 64 Seiten starken Präsentation nur rudimentär zusammengefasst. Unsere Anlagestrategie ist renditeorientiert, wobei das Renditeziel nicht näher definiert wird. Eine maximale Verlustbereitschaft wurde von uns angeblich nicht vorgegeben. Das ist sehr ungenau und zeugt nicht von qualitätsorientierter Arbeit.
Korrekt ist aber erfasst, dass wir ethisch-nachhaltig anlegen wollen. Folglich legt die Bank den Schwerpunkt ihrer Präsentation auch auf ihre besondere Kompetenz im Bereich Nachhaltigkeit. Darin liegt bereits ein Mehrwert gegenüber vielen anderen Wettbewerbern. Um Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden hat die Bank ein eigenes unabhängig agierendes Ethik-Komitee installiert. Dieses siebenköpfige Gremium ist zu einem großen Teil mit Wissenschaftlern aus dem Bereich Sozialethik besetzt. Auch eine Spezialistin für Gewässertoxologie sitzt darin. Der Ansatz, nachhaltig zu investieren, wird ausführlich vorgestellt. Damit bildet die Bank unsere Wünsche und Bedürfnisse gut ab.
Portfolio
Das Portfolio wird nach der Analyse durch das Ethik-Komitee zusammengesetzt. Dabei können die Vermögensverwalter aus einem über 600 Titel umfassenden Anlageuniversum wählen – all diese Wertpapier haben die Ethik-Kriterien erfüllt.
Doch als die Bank ihre Grundlagen für die Portfolio-Zusammensetzung vorstellt, werden wir stutzig. Hauck und Aufhäuser rechnen weiterhin mit 0,6% auf Tagesgeld der Bundesbank. Das ist deutlich mehr, als aktuell angeboten wird. Auch für Anleihen erwartet sie 1,5% p. a. Bei den Aktien ist man dann richtig mutig und veranschlagt 7,5% statt historisch 5,6%. Das halten wir für eine gelinde gesagt optimistische Prognose.
Finanzinstrumente
Konkret schlägt uns das Haus folgende Zusammensetzung vor: 45% Renten Europa, 50% Aktien global und 5% Mikrofinanz. Damit will sie 4,5% Rendite erwirtschaften – vor Steuern, Kosten und Inflation. Es gibt einen Einblick in die historische Entwicklung. Daraus ersehen wir für die Finanzkrise 2008 18% Verlust. Allerdings handelt es sich hier um Indexdaten und nicht um Daten zu konkreten Portfolios, geschweige denn unseres Portfolios. Als Stresstest taugt eine solche Darstellung nicht.
Die Bank hält es für wahrscheinlich, dass sie unser Vermögen bis im Jahr 2029, also innerhalb eines Jahrzehnts, auf 1.142.000 Euro vermehren kann. Als negativsten Fall hält sie aber auch eine Schrumpfung auf 577.000 Euro für möglich.
US-Aktien übergewichtet
Bei der konkreten Titelauswahl wollen die Privatbankiers von Hauck und Aufhäuser auf der Aktienseite US-Aktien übergewichten. Verwirrend: Die Bank will nun das zunächst vorgeschlagene Verhältnis umkehren, und wir sehen 50% Anleihen und 45% Aktien im Gesamtportfolio. Die 5% Mikrofinanz bleiben erhalten.
Nach aller vorherigen Nachhaltigkeitsbetonung können wir an dieser Stelle leider überhaupt nicht mehr erkennen, wie nachhaltig das Portfolio tatsächlich ist. So sehen wir bei den Renten die typischen Werte wie Bonität und Währung, aber kein Ethik-Rating. Dasselbe gilt für die Aktienseite. So verliert der Vorschlag kolossal an Überzeugungskraft. Hier haben Wettbewerber weit bessere Darstellungen geliefert.
Portfolioqualität
Das Portfolio ist im Vergleich zu unserem Musterdepot deutlich weniger diversifiziert. Gerade einmal 15 Titel enthält das Aktien-Subportfolio – eine der niedrigsten Diversifizierungsquoten, die wir im gesamten Markttest gesehen haben. Es handelt sich dabei überwiegend um Blue Chips wie Mastercard, Microsoft oder Allianz. Regionen wie Japan oder Pazifik werden überhaupt nicht abgebildet.
Zudem ist die gesamte Präsentation sehr mit Informationen und Grafiken überfrachtet, was die Verständlichkeit nicht verbessert, sondern verringert. Individualität ist darin überhaupt nicht zu erkennen. Auch hier zeigen andere Häuser bessere Leistungen.
Gebühren
Das vorgelegte Paket bietet die Bank uns für 1,2% an. Dass diese Angabe exklusive Umsatzsteuer zu verstehen ist, lesen wir erst im Kleingedruckten. Somit ist die Kostenseite weder sonderlich transparent gehalten, noch im Marktvergleich sonderlich günstig.
Fazit
Das Haus erklärt zwar, dass die Umsetzung stets individuell und maßgeschneidert erfolge. Genau das aber können wir aus den vorliegenden Informationen kaum ersehen. Bei den Ausführungen zur Portfoliokonstruktion hegen wir zudem erhebliche Zweifel, ob die Renditeprognosen nicht zu euphorisch sind. Die Kostentransparenz lässt ebenfalls zu wünschen übrig, zumal die Kosten der (wenigen) aktiven Fonds nicht mit ausgewiesen wurden. Einen Mehrwert zum ETF-Portfolio können wir hier auch mit viel gutem Willen nicht sehen.
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Adresse
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG
Kaiserstr. 24
60311 Frankfurt am Main
Deutschland
Website: https://www.hauck-aufhaeuser.com/
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