Pictet & Cie (Schweiz): Konservatives Bankhaus und moderner Dienstleister
Sicherheit und Beständigkeit
Pictet blickt auf eine 214-jährige Unternehmensgeschichte zurück und hat sich gerade in den letzten drei Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Dabei ist das Haus organisch gewachsen und konnte die Höhe der verwalteten Vermögenswerte kontinuierlich ausbauen, ohne jemals Akquisen und Übernahmen zu tätigen. Nicht nur die Teilhaber bleiben dem Unternehmen oft auf Lebenszeit verbunden, auch die Personalfluktuation an den weltweit 27 Standorten in 17 Ländern ist relativ gering. 2018 beschäftigte die Pictet-Gruppe 4.358 Mitarbeiter.
Pictet versteht sich selbst als sehr konservative, defensive und sichere Bank. Ein Blick auf die Eigenkapitalunterlegung scheint das zu bestätigen: Mit einer Quote von 21,1% (2018) schlägt die Bank die von der Bafin vorgegebenen 6,5% um mehr als das Dreifache. Schulden hat sie keine, dafür aber ein exzellentes Rating, eine Vermögensschadenshaftpflicht mit hoher Deckung, und auch den Transparenzfragebogen füllt sie aus bzw. stellt den letzten letzten Jahresbericht zur Verfügung.
Praxistest
Pictet & Cie (Schweiz) wurde von der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ im Rahmen von »TOPS 2020, Vermögensmanagement im Praxistest« bewertet. Erlebnis und Ergebnis können Sie als Abonnent der RATING NEWS hier nachlesen.
Geschäftsmodell, Zahlen und Struktur
Pictet & Cie (Schweiz) versteht sich als klassische Privatbank mit hoher Spezialisierung auf die Vermögensverwaltung und klarer Distanz zum Corporate Banking. Finanzierungen bietet die Gruppe, zu der Pictet und Cie (Schweiz) gehört, nicht an, sondern betreut ausschließlich Kundenvermögen, deren Höhe sich 2018 auf 496 Mrd. CHF belief. Die Pictet-Gruppe wird von Moody's mit Aa2 (long term deposits) bzw. Prime-1 (short term deposits) geratet, von Fitch bekommt sie die Ratings AA- (long term deposits) bzw. F1+ (short term deposits). Die cost-income-ratio beträgt für das Geschäftsjahr 2018 72%.
Die Pictet-Gruppe ist die Dachgesellschaft der drei Geschäftseinheiten Asset Management, Wealth Management und Asset Services. Sie wird partnerschaftlich von sieben Teilhabern geführt. Senior Nicolas Pictet ging zum 01.09.2019 in den Ruhestand; ihm folgte Renaud de Planta, ebenfalls bereits seit 1998 Teilhaber, auf dieser Position nach. Neuer Teilhaber ist Sébastien Eisinger, davor stellvertretender CEO und Leiter Investments bei Pictet Asset Management. Weitere 38 Führungskräfte, sogenannte Equity-Partner, halten eine Beteiligung an der Pictet-Gruppe. Neue Equity-Partner werden alle zwei Jahre bestimmt.
Pictet Wealth Management
Das Dienstleistungsangebot von Pictet Wealth Management für wohlhabende Privatpersonen und Familien geht laut Selbsteinschätzung des Unternehmens über die reine Vermögensverwaltung hinaus. Um den Kunden optimal unterstützen zu können werden nicht nur seine Vermögens- sondern auch seine Familiensituation ermittelt, zudem hat sich Pictet auf die Fahne geschrieben, Vermögende bei zunehmend an Bedeutung gewinnenden philanthropischen Engagements zu unterstützen.
Wie bei vielen anderen Anbietern kann der Kunde die Verwaltung seines Vermögens vollständig delegieren oder lediglich Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen. Für eine individuell ganzheitliche Vermögensberatung sollten Anleger normalerweise einen Mindestbetrag von 1 Mio. EUR oder den entsprechenden Betrag in CHF mitbringen, diese Schwelle wird aber, wie der Markttest zeigt, großzügig gehandhabt, wenn Potenzial erkennbar ist.
Von den Anfängen bis zur Weltwirtschaftskrise
Am 23. Juli 1805 unterzeichnen Jacob-Michel-François de Candolle und Jacques-Henry Mallet zusammen mit drei Kommanditären eine handgeschriebene Urkunde zur Gründung der ursprünglichen Personengesellschaft „de Candolle, Mallet & Cie". Sie ist zum Zeitpunkt ihrer Entstehung mit einem Kapital von 125 000 Genfer Pfund (heute ca. 30 Millionen Schweizer Franken) ausgestattet. Als Geschäftszweck geben die Gründer zunächst das „Kommissions- und Inkassogeschäft sowie den Handel mit verschiedenen Rohwaren" an.
Schon einige Jahre nach der Gründung rücken allerdings Vermögensverwaltung und Devisenhandel in den Fokus. Dokumente belegen, dass die Bank bereits in den frühen 1830er Jahren für ihre Kunden zahlreiche Werte kauft, um Risiken besser zu verteilen. Nach dem Tod des Gründers Jacob-Michel-François de Candolle im Jahr 1841 rückt Edouard Pictet, ein Neffe der Witwe de Candolles, Teilhaber der Bank. Er wird 1848 alleiniger Eigentümer und leitet die Bank bis 1878. Trotz der seit dieser Zeit engen Verbindung der Familie Pictet mit der Bank erfolgte die Namensänderung erst im Jahr 1926. Zwischen 1890 und dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 wuchs die Bank erheblich, die bescheidene Angestelltenzahl von lediglich 12 am Ende des 19. Jahrhunderts erhöhte sich auf mehr als 80.
Entwicklung seit Kriegsende
Nach den Turbulenzen der Weltwirtschaftskrise und den Wirren zweier Weltkriege, die das Wachstum fast 20 Jahre lang zum Stillstand brachten und die Zahl der Mitarbeiter sogar schrumpfen ließen, ging es für Pictet ab 1950 wieder aufwärts. In den späten 1960er Jahren begann die Bank, auch die institutionelle Vermögensverwaltung anzubieten, die damals noch Neuland war. Inzwischen macht sie etwa die Hälfte des Gesamtanlagevolumens aus.
Die erste der per Ende 2018 27 Geschäftsstellen wurde im Jahr 1974 in Montréal eröffnet. Im Jahr 1980 beschäftigte Pictet 300 Mitarbeiter. 2014 wurde Pictet von einer einfachen Personengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft überführt, eine Veränderung, die durch die zunehmend internationale Ausrichtung notwendig wurde.
Selbstverständnis, Mitarbeiter und Kunden
Die Pictet-Gruppe versteht sich als internationaler Anbieter und sieht ihr wichtigstes Alleinstellungsmerkmal in der einzigartigen Unternehmensstruktur der Teilhaberschaft, da diese ein Höchstmaß an Unabhängigkeit gewährleiste. Durch eine strikte Fokussierung auf die Vermögensverwaltung vermeide man zudem Interessenkonflikte in der Beratung. Auch die Unternehmenskultur ist unternehmerisch, das Entlohnungssystem beteiligt die Mitarbeiter am Gewinn der Bank, nicht am Verkauf von Produkten. So sollen "falsche Anreize" eliminiert werden. In der Vermögensverwaltung versteht man sich als Anbieter von Lösungen, nicht von Produkten. Die Interessen von Inhaber, Management, Mitarbeitern und Kunden sind damit deckungsgleich, da alle von der langfristig bestmöglichen Lösung profitieren.
Auch auf die internationale Ausrichtung ist man bei Pictet stolz. Mit 27 Niederlassungen verfüge man unter den echten Privatbanken über eine einzigartige internationale Präsenz, gelte in Japan sogar als einer der bedeutendsten ausländischen Vermögensverwalter. Das habe den Vorteil eines international diversifizierten Kundenkreises und damit der direkten Kundenerfahrung in mehr als 80 Ländern. Zu Kundenzahl und Struktur macht Pictet allerdings keine Angaben, gibt jedoch an, dass die Zahl der betreuten Kunden pro Berater stark variieren kann: Je nach Größe und Verwaltungsaufwand zwischen 1 (große Family Office-Kunden) und mehreren Dutzend.
Research
Pictet betreibt eine eigene fundamentale makroökonomische Analyse. Die Volkswirte der Bank sind in die Teams Zinsen, Währungen, Aktien und makroökonomische Analyse eingeteilt. Wichtigste Faktoren bei der Analyse sind die Geldpolitik der Notenbanken und das Zinsumfeld. Anhand von quantitativen Bewertungsmodellen versuchen die Experten zu beurteilen, ob einzelne Branchen bzw. Märkte über oder unter ihrem langfristigen Gleichgewicht liegen.
Die Aktienanalysten von Pictet verfolgen die Entwicklung von Unternehmen weltweit und besuchen diese auch regelmäßig. Für Ihre Bewertungen stützen die Analysten sich auf ein standardisiertes Bewertungsinstrument sowie eine zentralisierte Datenbank. Diese Kaufs- oder Verkaufsempfehlungen dienen als Grundlage für Transaktionen in den Aktienportfolios der Kunden. Pictet zählt zudem zu den führenden Adressen der Hedgefonds-Industrie.
Neben dem eigenen Research greift Pictet auch auf fremdes Research zurück, lässt darüber aber nur verlautbaren, dass dieses "zentral und nach strengen Qualitätskriterien" ausgewählt werde.
Anlageprozess und Produkte
Pictet ist stolz auf "eine der niedrigsten Personalfluktuationsraten der Branche" und sieht darin auch einen klaren Vorteil für den Kunden: Die Berater sind noch lange nach der Abgabe einer Empfehlung für deren Auswirkungen verantwortlich. Der Anlageprozess soll deshalb "strikt, nachvollziehbar, objektiv und somit durch und durch transparent" sein.
Zudem profitieren Kunden von der Unabhängigkeit von Anlageentscheidungen und Produktwahl, der Berücksichtigung regulatorischer, steuerlicher und rechtlicher Aspekte sowie einem soliden Risikomanagement auf Basis einer eingehenden Analyse von Risiken. Identifizierte Risikoquellen werden mit den Einschätzungen des hauseigenen Wealth-Management-Investment Committee abgeglichen.
Pictet legt zwar eigene Investmentprodukte (Investmentfonds, Fund of Funds, Spezialfonds) auf, doch kann deren Einsatz auf Wunsch des Kunden gänzlich ausgeschlossen werden. Mitarbeiter erhalten keine Provision für die Auswahl hauseigener Produkte. So soll die unabhängige Entscheidung nach "best in class"- Prinzip oder Kundenvorgabe gewährleistet bleiben.
Gebühren
Die standardmäßige Gebührenhöhe für ein ausgewogenes Portfolio gibt Pictet unabhängig von der Vermögensgröße mit 1,2% an. Weitere Kosten sollen dem Kunden nicht entstehen, maximal für Investmentfonds. Ausgabeaufschläge werden nicht erhoben. Kickbacks, Retros und Bestandsprovisionen werden dem Kunden offengelegt und an ihn weitergegeben "wenn nicht anders geregelt". Da man an langfristigen Kundenbeziehungen interessiert sei, präferiere man das "aus Kundensicht optimale Preismodell".
2020 (TOPs 2020) | Vermögensstrategie | Gut aufgestelltes Portfolio, aber keine Kostentransparenz | im Shop |
2019 (TOPS 2020) | Beratungsgespräch | Top-Beratung, aber Sympathien im Anlagevorschlag verschenkt | im Shop |
2016 (TOPS 2017) | Beratungsgespräch | Pictet & Cie (Schweiz): Vor allem die Gebühr sticht heraus | im Shop |
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2017 | Qualifikation | Für die Spitze zu wenig Tiefe | im Shop |
ADRESSE und Zusatzinfos
Pictet & Cie (Schweiz)
Freigutstrasse 12
8002 Zürich
Schweiz
MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2020
Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
Pictet & Cie nimmt passiv am fünften (vermögensverwaltende Fonds) Performance-Projekt V der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ teil.
Stand: Juni 2020
Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?
Pictet & Cie gibt an, in den vergangenen drei Jahren in keinerlei Rechtstreitigkeiten mit Kunden verwickelt gewesen zu sein.
Stand: Juni 2020
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HINWEIS: Dieser Artikel stützt sich im Wesentlichen auf Eigenauskünfte des Hauses, die die Redaktion FUCHSBRIEFE mittels eines umfassenden Fragebogens eingeholt hat.