Rohöl (WTI)-Kurse im Schatten von Schein-Sicherheit
Der Ölpreis zeigt sich weiterhin volatil und richtungslos. Der Krieg im Nahen Osten hat bislang nur für einen kurzen, wenngleich auch deutlichen (+10%) Kursanstieg bis Mitte Oktober gesorgt. Während der vergangenen zwei Wochen ging es dagegen wieder deutlicher gen Süden. Mit rund 81,75 US-Dollar je Fass handelt leichtes US-Öl der Sorte West Texas Intermediate bereits wieder rund 9% tiefer.
Aus technischer Sicht ist US-Öl im Kursbereich um 80 US-Dollar je Fass solide unterstützt. Erst ein nachhaltiger Bruch dieses Levels dürfte für größere Bewegungen auf der Unterseite sorgen. Mit Blick auf die Fundamentaldaten, die Wirtschaftsentwicklung und die Brandherde auf dieser Welt ist die Lage fragil. Bislang wird am Ölmarkt eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten als unwahrscheinlich gesehen. Die Sorgen über eine Wirtschaftsabschwächung in den USA mit erheblichen Folgen für die Ölnachfrage überwiegen derzeit.
Trügerische Schein-Sicherheit
Diese vermeintliche „Sicherheit“ ist trügerisch. Denn weitet sich der Nahost-Konflikt aus, dürfte dies nicht ohne Auswirkungen auf den Ölpreis bleiben. Immerhin kommt rund ein Drittel des weltweiten Ölangebots aus der Region. Die Weltbank warnt in einem Sonderbericht diese Woche: „Sollte sich der Krieg zwischen Israel und Hamas zu einem größeren regionalen Konflikt ausweiten, könnte der Ölpreis auf 140 bis 157 US-Dollar steigen.“
Im schlimmsten Szenario rechnet die Weltbank damit, dass die Ölvorräte um sechs bis acht Millionen Barrel pro Tag sinken könnten. Selbst in einem Szenario mit geringeren Störungen würde ein Rückgang von 500.000 bis 2 Millionen Barrel pro Tag ausreichen, um den Ölpreis in eine Spanne von 93 bis 102 US-Dollar zu treiben. Für das laufende Quartal rechnen die „Weltbanker“ mit Rohölpreisen von durchschnittlich 90 Dollar und verweisen auf die weiter sinkende Nachfrage.