Strom beziehen, wie es dir gefällt
Im Energie-Sektor steigt das Interesse am Einsatz der Blockchain. Denn die Blockchain verbraucht nicht nur Energie, sie kann sie auch bereitstellen. Sie kann dafür sorgen, dass ein konkreter Lieferant einen speziellen Kunden mit „seinem" Strom bedienen kann.
Im Zentrum steht das Smart-Micro-Grid. Das ist ein intelligentes Stromnetz, das Verbraucher und Erzeuger als Nachfrager und Anbieter von Strom auf kleinster Ebene zusammen bringt. Die Idee: Wenn Strom in Überfluss vorhanden ist, weil der Wind weht, die Sonne scheint oder das Kern- oder Kohlekraftwerk nachts um 3 Uhr einfach weiter läuft, weil es nicht so einfach abgeschaltet werden kann, wird Strom billiger angeboten. Nachfrager reagieren darauf und verbrauchen oder speichern mehr Strom. Wenn der Strom aber knapp und teurer wird, geht auch der Verbrauch zurück und Speicher werden entladen. Das Netz wird durch den Marktmechanismus ins Gleichgewicht gebracht!
Direktverkauf konkreten Stroms wird ermöglicht
Im Prinzip kann der Strom „Peer to Peer" – von Nachbar zu Nachbar –verkauft werden. Private Haushalte, die selbst Stromverbraucher sind, können im Smart-Micro-Grid mit einer Solaranlage auf dem Dach oder einem Batteriespeicher im Keller selbst auch Stromanbieter werden. Producer (Produzenten) und Consumer (Konsumenten) verschmelzen so zum Prosumer.
Die Blockchain sorgt für die passende Datenbank
Problem: Eine passende Datenbank für das Smart-Micro-Grid stand nicht bereit. Wer soll all die kleinteiligen Strom-Geschäfte Rechtssicherheit abwickeln, abrechnen, verbuchen und versteuern und das in Echtzeit schneller noch, als der Strom selbst fließt? Ein zentrales Datenmonopol wäre entstanden, das sämtliche Preisvorteile eines solchen Stromhandels durch hohe Gebühren hätte „auffressen" können. Zudem gab es Bedenken wegen des Datenschutzes. Keiner wollte so den ersten Schritt machen.
Lösung: Das Blockchain-Smart-Micro-Grid mit dezentraler Datenbank. In dieser Konstellation spielt die Blockchain ihre Vorteile voll aus(vgl. FB 11.3.-8.4.). Die Blockchain liefert einerseits Dokumentenfestigkeit bei gleichzeitiger Echtzeitverfügbarkeit der Daten. Zugleich kann sie gemeinsam und verteilt im Netzwerk betrieben werden (vgl. FB 28.1.). Zudem kann eine solche Lösung eine Bezahlmöglichkeit inklusive Faktura und Buchhaltung beinhalten (vgl. FB 25.2. und 29.4.). Und der Datenschutz lässt sich über Verschlüsselung und bloße Referenzierung von Daten (vgl. FB 15.4.) erreichen.
Lition Start-up setzt Vision um
Das Start-up Lition Energie setzt die Vision von Peer-to-Peer-Energie bereits um. Derzeit läuft ihr Blockchain-Marktplatz für Energie auf Basis der Opensource-Technologie von Ethereum. Ein Update auf eine gemeinsam mit SAP entwickelte Lösung soll folgen. Lition behauptet, damit „der erste echte Blockchain-basierte Energieversorger, der in einem Massenmarkt aktiv ist" zu sein.
Nicht nur die Grünen haben das Potenzial erkannt (vgl. FD 23.8.). Auch alle anderen Bundestagsfraktionen haben das Thema in ihre Positionspapiere geschrieben. Wichtiger noch: Große Energie-Konzerne wie E.ON, kleine regionale Energie-Versorger wie die Lechwerke in Augsburg oder Start-ups wie Lition Energie arbeiten an rentabilitätsfördernden Blockchain-Lösungen für den Energie-Sektor.
Fazit
Die Blockchain-Technologie wird als Grundlage der Industrie 4.0 (vgl. FB 22.7.) durch den Energiesektor einen Multi-Milliarden-Markt erschließen. Das Potenzial ist riesig.
Hinweis: In der kommenden Ausgabe von FB am 23.9. stellen wir vor, wie die Blockchain die Textilbranche revolutionieren soll.