Am Unternehmensmarkt ging 2021 die Post ab und es deutet viel darauf hin, dass die M&A-Geschäfte 2022 noch an Tempo zulegen. Wie auch auf den Finanzmärkten wirken hier die Faktoren Inflation und Anlagenotstand verbunden mit geringen Zinsen als zugstarker Motor. Laut JPMorgan kamen Unternehmensübernahmen im Jahr 2021 weltweit auf ein Volumen von 5,2 Bio. US-Dollar. Das sind 16% mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007 (4,7 Bio. US-Dollar).
Deutschland attraktiver M&A-Markt
Deutschland gehört zu den attraktivsten und aktivsten M&A-Märkten auf der Welt. Im vorigen Jahr legte hierzulande das Deal-Volumen um satte 47% auf fast 246 Mrd. US-Dollar zu. Die größte Einzeltransaktion war der Zusammenschluss der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen und Vonovia. Für 2022 wird eine weitere Steigerung des Transaktionsvolumens von mindestens 15% erwartet.
Die meiste Aktivität bei Mergers & Akquisitions ist allerdings im klassischen Mittelstand zu beobachten. Insbesondere die Nachfrage internationaler Käufer steigt sukzessive weiter. Im Fokus stehen hier bei den Käufern die Branchen Automobil, Maschinenbau und Zuliefererindustrie. Die Käufer sind bestrebt, sich Technologie ("Made in Germany") oder Marktanteile einzukaufen. Dabei geht es vielfach auch im internationale Marktanteile von stark export-orientierten Unternehmen.
Stärkste Aktivität bei mittelgroßen Unternehmen
Ein Blick auf die Größenklassen zeigt eine zunehmende Differenzierung. Es wurden weniger kleine Deals (unter 1 Mrd. Dollar) und nur wenige Elefanten-Deals (größer 10 Mrd. Dollar) abgewickelt. Stark gewachsen ist dagegen das Segment dazwischen.
Corona ist inzwischen zum M&A-Katalysator geworden. Viele Unternehmen haben ihre Beteiligungsportfolios auf den Prüfstand gestellt, ihre internationale Beteiligungsausrichtung überprüft und organisieren sich und ihre Lieferketten neu. Das führt zu steigenden Käufen und Verkäufen von Unternehmen und Beteiligungen. Verstärkt wird der Trend durch die nach wie vor hohe Liquidität, geringe Finanzierungszinsen und die hohe Inflation. Diese Faktoren halten das Interesse der Private Equity Investoren hoch.
Paradoxe Preisentwicklung
Die Preisentwicklung ist jedoch paradox und spiegelt in vielen Branchen nicht die hohe Deal-Aktivität wieder. Das zeigt die Übersicht der EBIT-Multiplikatoren. So ist über alle Branchen hinweg eine Stagnation der Multiples auf hohem Niveau zu konstatieren.
Überraschend: In der Branche der Erneuerbaren Energien und Versorger ist sogar ein signifikanter Preisdruck zu spüren. Hier sind die Multiplikatoren auf 6,8 - 7,2 für kleine und 7,1 - 8,9 für mittlere Unternehmen gesunken. Auch im Maschinen- und Anlagenbau gehen die EBIT-Multiples leicht zurück. Die Bandbreite liegt zwischen 5,7 bis 8 für kleine und mittlere Unternehmen. EBIT-Spitzenreiter bleiben Software (11,7) und Pharma (12,1).