Das Elektroauto eröffnet auch Stahl neue Chancen
Stahl kommt im Automobilbau zurück. Zwar waren die vergangenen Jahre durch das Vordringen des Leichtmetalls Aluminium gekennzeichnet. Doch das wird nicht so bleiben. Das zeigt das Beispiel Batteriegehäuse für Elektroautos. Dort dringt nun Stahl vor. Der Grund: die Kosten. Stahl ist nach dem kräftigen Preisverfall in Teilbereichen mittlerweile günstiger als Aluminium.
Dabei gibt es eine gewisse Zweiteilung: Bei großen Fahrzeugen bleibt das Batteriegehäuse aus Aluminium. Bei kleinen Wagen dringen die Batteriegehäuse aus hochfestem, sehr dünnem Stahl klar vor. Beispiel Tesla: Das einfachste Modell, der Tesla 3, enthält prozentual deutlich mehr Stahl als höherwertigere Tesla-Fahrzeuge.
"Schlachtfeld" Mittelklasse
Der Kampf Stahl gegen Aluminium wird am Markt vor allem in der Mittelklasse ausgetragen. Ein Vordringen der stählernen Batteriegehäuse ist auch hier zu beobachten. Andererseits bedeutet der Übergang zu Elektroautos für Aluminium einen erheblichen Mehrabsatz. Die Auguren der Aluminiumwirtschaft gehen von jährlich wenigstens 1,7 Mio. t zusätzlicher Nachfrage binnen weniger Jahre aus. Elektroautos sollen schon 2026 mehr als ein Viertel aller Neuzulassungen erreichen. Das hörte unser Londoner Korrespondent auf der 25. Welt-Aluminium-Konferenz der renommierten CRU-Gruppe. Diese Quote könnte bis 2032 schon 50% überspringen.
Nach verschiedenen Experten werden die Hybrid-Fahrzeuge die Elektrifizierung deutlich beschleunigen. Die größten Zuwachsraten sollen aus dem Flottengeschäft kommen. CRU erwartet, dass sich der Aluminiumverbrauch je Elektrofahrzeug auf 200 Kilo einpendelt. Längerfristig geht CRU für Elektrofahrzeuge der unteren und mittleren Preisklasse von einer leichten Reduzierung des Aluminiumverbrauchs aus. Denn für das Massengeschäft dürften auf Dauer mehr billigere, kleinere und somit leichtere Fahrzeuge gefragt sein.
Drei Trends bei den Werkstoffen
Der stärkste Wandel im Elektroauto gegenüber bisherigen Fahrzeugen ist der ersatzlose Wegfall von Motorblock und Getriebe. Stattdessen kommen Batterien und Elektro-Motoren. Auf der Konferenz in London kristallisierten sich für Werkstoffe drei Trends heraus:
- der Übergang zum Elektroauto ist ein positives Signal für Aluminium
- im Elektroauto kommt vorzugsweise Primär- und nicht Sekundäraluminium zum Zuge. Zu dieser Erwartung führt die Annahme, dass Aluminium bei hochwertigen Fahrzeugen den stärksten Einsatz findet und genau in dieser Fahrzeugklasse will man - psychologisch motiviert - kein Sekundärmaterial einsetzen. Der Aluminiumbedarf steigt bei hochwertigen, großen Fahrzeugen (einschließlich Off Roader). Denn bei diesen relativ schweren Fahrzeugen ist Aluminium schon im Blick auf die Gewichtsreduzierung wichtig.
- Batteriegehäuse werden sich als Haupt-Schlachtfeld "im Kampf der Werkstoffe" Stahl und Aluminium erweisen
Fazit: Was für den Autobau gilt, dürfte bald auch für manch andere Branche gelten. Auch die Bäume der Aluminiumhersteller wachsen nicht in den Himmel.