Die Risiken wachsen
Die Corona-Krise schlägt mittelfristig negativ auf Gewerbeimmobilien durch – und wird die deutschen Banken belasten. Besonders stark betroffen sind die Teilsektoren Hotel-Immobilien, Non-Food-Einzelhandel und Büroflächen. Zu dieser Einschätzung kommt die Ratingagentur Moody's in einer aktuellen Analyse.
Die deutschen Geldhäuser sind klassisch sehr stark im Geschäft bei der Finanzierung solcher Gewerbeimmobilien. Sie gehören in Europa zu den Häusern mit den umfangreichsten Engagements als gewerbliche Immobilienfinanzierer. Das Gesamtvolumen der Kreditausreichungen an den Sektor in der EU belief sich 2019 auf rund 1,6 Billionen Euro. 27% davon entfallen auf deutsche Institute (ca. 432 Mrd. Euro).
Zwei Probleme auf einmal
Die Finanzierungsrisiken der Banken in diesem Segment wachsen. Aufgrund von Abstandsregeln und Reiseeinschränkungen sind Hotels und Restaurants, aber auch andere Geschäfte, stark von der Corona-Pandemie betroffen. Die Einnahmen sinken, die Zahl der Ladenschließungen steigt. Somit müssen die Banken bei derartigen Finanzierungen mit Einnahmeausfällen rechnen. Schon heute gibt es Zahlungssausetzungen und Ausfälle. Langfristig wird auch die Nachfrage nach Büroraum abnehmen.
Die sinkende Nachfrage wird einen Preisdruck auf Gewerbeimmobilien zur Folge haben. Zurückzuführen ist der auf die Zyklizität des Marktes und die konjunkturelle Entwicklung. Das wird für die Banken zu einem Problem: "Ein Rückgang der Gewerbeimmobilienpreise in den anfälligsten Teilsektoren wird das Sicherheitenniveau und die Beleihungsquoten in den Portfolios der Banken beeinträchtigen", so Moody's-Analystin Christina Holthaus.
Fazit: Die Entwicklung dürfte zu einem Anstieg der notleidenden Kredite führen. Diese Entwicklung wird die Banken zwingen, ihre Risikovorsorge deutlich zu erhöhen. Zum Teil haben die Geldhäuser damit auch schon begonnen. Die Ertragslage der Banken wird angespannt bleiben. Der Druck, ihre Erträge in anderen Sektoren zu steigern (z. B. Gebühren), wird auch von dieser Seite zunehmen.