Fed wird überschätzt, EZB könnte überraschen
Wie entwickelt sich die Konjunktur und was machen die Notenbanken daraus? Von den Antworten auf diese beiden Fragen hängen die Wechselkursentwicklungen ab. Der Markt erwartet aus unserer Sicht zu großes Zinssenkungspotenzial in den USA, unterschätzt aber, dass die EZB zügiger vorgehen könnte. Größere Bewegungen erwarten FUCHS-Devisen zudem im Yen.
Die Zinsperspektiven an den Börsen haben sich wie prognostiziert in die Jahresmitte verschoben. In der vorigen Quartalsprognose hatten wir - entgegen dem Markt - vorhergesagt, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen "frühestens gegen Jahresmitte" erstmals senken wird (FD vom 5.1.24). Das ist nun auch an den Märkten angekommen und Konsensmeinung.
Mit Blick auf das zweite Quartal wird vor allem die Wechselkursentwicklung davon abhängen, wie sich die Notenbanken weiter positionieren. Wir gehen dabei weiter davon aus, dass die meisten Marktteilnehmer den Handlungsspielraum der US-Notenbank nach unten überschätzen. Zwar bewegt sich die Inflationsrate in den USA in die "richtige Richtung". Aber die Dynamik der Verlangsamung hat deutlich nachgelassen. Es tauchen sogar schon wieder "Risiken nach oben" auf.
Fed hat nur geringen Spielraum
Das Zünglein an der Waage wird die US-Konjunkturentwicklung sein. Diese wird sich weiter abkühlen. Wir vermuten aber, dass die Abkühlung moderat bleiben wird. Die Fed wird also nur geringe und wenige Zinsschritte gehen. Dass es wie vom Markt derzeit erwartet noch drei Rückschritte werden, bezweifeln wir. Daher passen wir unsere Prognose der kurzfristigen US-Zinsen nur leicht an. Wir kalkulieren zwei Zinsschritte nach unten in der zweiten Jahreshälfte ein. Am langen Ende erwarten wir ein leichtes Absinken der US-Renditen parallel zu einer etwas geringeren Wirtschaftsdynamik.
Etwas anders stellt sich das Bild in der Eurozone dar. Hier ist die Konjunkturentwicklung deutlich fragiler. Die Abwärtsrisiken sind höher und die Abwärtsdynamik dürfte, angeführt von Deutschland, größer als in den USA sein. Das wird dazu führen, dass die Inflationsraten in der Eurozone zügiger fallen, die Notenbank vermutlich bei Zinssenkungen weiter gehen könnte als die Fed. Wir halten es sogar für möglich, dass die EZB noch vor der Fed einen ersten Schritt gehen wird, wenn sich die US-Konjunktur robust hält. Das wird den US-Dollar stützen.
EZB könnte zügiger senken
Dass eine Zinsüberraschung der EZB nicht völlig undenkbar ist, hat die überraschende Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gezeigt. Obwohl die in der Regel nach der EZB agiert, hat sie kürzlich die Zinsen vor ihrer "großen Schwester" gesenkt. Der Grund: Die Inflationsrate in der Alpenrepublik ist deutlich rückläufig, zuletzt auf nur noch 1% gefallen. Der Zinsschritt hat die Richtung des Franken geändert und ihn von seiner kontinuierlichen Klettertour abgebracht.
Eine andauernde Franken-Schwäche erwarten wir nicht. Denn die SNB setzt prinzipiell auf Franken-Stärke. Die absehbaren Zinssenkungen der EZB werden das Blatt wieder zugunsten des CHF wenden. Der Überraschungs-Rückschritt des Franken ist daher eine gute Kaufgelegenheit, sowohl für Franken als auch für Aktien aus der Alpenrepublik (FK vom 7.3.).
Yen wird sich kräftig bewegen
Größere Bewegungen erwarten wir im Währungspaar USD|JPY. Denn der Yen ist aufgrund des US-Zinsvorsprungs kräftig abgeschmiert. Bei 151 USD|JPY scheint die Bewegung nun aber ausgereizt. Für eine Yen-Aufwertung spricht, dass die Fed demnächst den Weg nach unten, die Bank of Japan aber weiter, wenn auch in kleinen Schritten, nach oben gehen wird. Die Zinsdifferenz zwischen beiden Währungsräumen wird somit tendenziell kleiner und auch der Yen gilt als an den Finanzmärkten als sicherer Hafen. Da auch der Dollar ein schnell steigendes Verschuldungsproblem hat, halten wir hier einen "backdraft" in den nächsten Monaten für möglich.
Fazit: Der Yen dürfte in den Mittelpunkt auf dem Forex-Markt rücken. Der Handlungsspielraum der Fed wird über-, die Handlungsnotwendigkeit in der EZB unterschätzt.