Fehler im und mit System
Der Internationale Währungsfonds (IWF) liegt mit seinen Wachstumsprognosen regelmäßig daneben.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) liegt mit seinen Wachstumsprognosen regelmäßig daneben. Zu diesem Schluss kommt das Independent Evaluation Office (IEO). Das an den IWF angeschlossene Institut hat den Auftrag, die Arbeit des Währungsfonds zu überprüfen. Für die Untersuchung der Trefferwahrscheinlichkeit hat das IEO die IWF-Prognosen von 1990 bis 2011 für die G20-Staaten ausgewertet. Die Ergebnisse für die einzelnen Länder lassen auf Defizite bei der Analysemethodik schließen. So ging der Währungsfonds bei seinen Prognosen für Industrieländer wie Japan oder die Eurostaaten regelmäßig von zu hohen realen Wachstumszahlen aus. Dagegen hat er das Wachstum in aufstrebenden Volkswirtschaften wie China und Indien kontinuierlich unterschätzt. Erstaunlich: Die wirtschaftliche Entwicklung der USA sagte der Währungsfonds sowohl auf kurze (1 Jahr) als auch auf lange Sicht (5 Jahre) präzise voraus. Die größten Fehleinschätzungen liefert der IWF in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. In Rezessionen überschätzte der IWF die reale Wirtschaftsentwicklung des nächsten Jahres im Schnitt um satte sechs Prozentpunkte. Solche gravierenden Fehler unterlaufen zwar auch anderen Wirtschaftsforschungsinstituten. Allerdings zeigt die Analyse deutlich, dass der Optimismus des IWF im Trend stets über der Konsensmeinung lag. Ein Hauptgrund für die zu optimistischen IWF-Prognosen sind falsche Inflationserwartungen. Denn die vom Währungsfonds erwarteten Preissteigerungsraten liegen zumindest für die Industrienationen regelmäßig unter den tatsächlichen Inflationszahlen. Stark politisch eingefärbt wirken die IWF-Prognosen für sogenannte „Programm-Länder“. Das sind Staaten, die Hilfszahlungen vom Währungsfonds erhalten. Erst bei der ersten Überprüfung der Programme (meistens drei Monate nach Inkrafttreten) würde der IWF mit seinen Einschätzungen durch deutliche Korrektur der Realität näher kommen. Das prägnanteste Beispiel dafür ist Griechenland. Im Zuge der Hellas-Rettung 2010 kalkulierte der Fonds mit Wachstumsraten von 1 bis 2% zwischen 2012 und 2014. Tatsächlich erlebte das Land seitdem die schlimmste Wirtschaftskrise der europäischen Nachkriegsgeschichte.
Fazit: Die Prognosesysteme des Währungsfonds sind mindestens stark fehlerhaft. Im Fall der Programmländer kann man sogar davon ausgehen, dass dies Fehler mit System sind, um politisch gewollte Hilfen durchzuboxen.