Leitzinsen: SNB senkt und BoJ hebt an
Die Finanzmärkte müssen zwei Zins-Paukenschläge verdauen. Der größere von beiden kam aus der Schweiz. Die Notenbank der Alpenrepublik hat völlig überraschend den Leitzins gesenkt. Die SNB ist damit die erste Notenbank der westlichen Hemisphäre, die den Zinsweg nach unten eingeschlagen hat. Jetzt könnten weitere kleine Notenbanken folgen, unter Umständen auch die EZB, während die US-Notenbank die Füße weiter auf dem Hochplateau stillhält.
An den Finanzmärkten hat die SNB-Überraschung eine Dollar-Rallye gegen diverse Währungen ausgelöst. Parallel dazu kam der Franken kräftig unter Druck. Kurzfristig dürfte die Währung der Eidgenossen auch weiter nachgeben und in Richtung Euro-Parität fallen. Für die strategische Währungsdiversifikation ist das aber eine Chance. Denn wir halten den Franken nach wie vor für substanziell stark (FD vom 1.3.). Darüber hinaus bietet CHF eine gute Möglichkeit für Euro-Anleger, auch unterschiedlichen Rechtsräumen zu diversifizieren. Vor dem Hintergrund des aktuellen Rücksetzers sind auch Aktien aus der Schweiz lukrativ.
Schweiz senkt, Japan erhöht
Auch in Japan hat die Notenbank mit ihrem Zinsschritt überrascht. Es war zwar erwartet worden, dass die Bank of Japan (BoJ) ihre Zinsen anheben wird. Der Zinsschritt war aber von den meisten erst im April erwartet worden. Nun ist ihn die BoJ bereits gegangen und hat die Zinsen aus dem negativen Bereich in den positven (0,1%) verschoben.
Hinter dem Paukenschlag steht offenbar vor allem die hohe durchschnittliche Lohnsteigerung von über 5% in Nippon. Die wurde von der Dachorganisation der Gewerkschaften in Japan ausgehandelt. Der Verband vertritt über 770 Gewerkschaften mit 7 Millionen Mitglieder. Einige Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern sogar noch wesentlich mehr, Nippon Steel prescht mit 14% voran.
Zinsen rauf, Yen runter
Der Yen ist allerdings trotz des Sprungs der BoJ über den zinspolitischen Meilenstein ins Straucheln gekommen. Das ist auch deswegen überraschend, weil auch das Management der Zinsstruktur und die Käufe über ETFs und von J-REITs eingestellt wurden. Die Botschaft der Märkte an die Notenbank lautet: Der Schritt ist zu klein. Denn Zahlen zeigen: Zinsen in Höhe von 2% oder gar 3% wären durchaus angebracht. Die dürften aber wegen der exorbitanten Staatsverschuldung Zukunftsmusik bleiben.
Aber: Für den Monat Februar zeigen die Inflationserwartungen wieder nach oben. Die Teuerung soll um 3% zulegen. Genauso wie sich die Deflation als hartnäckig erwies und sich in den Köpfen der Bevölkerung und der politischen Entscheidungsträger einbrannte, dürfte sich die Inflation (entsprechend der Erfahrungen aus den 1970er Jahren) als hartnäckiger erweisen. Auch am Yen wird dies erkennbar werden, wenn sich der Politikwechsel im Verhalten der Marktteilnehmer und Währungshüter erst einmal manifestiert hat.