Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3619
Compliance-Transparenz: Siemens und Telekom vorn

Fuchs-Rating offenbart große Lücken

Die DAX-Konzerne sind gerade in jüngerer Zeit wahrlich nicht arm an Skandalen. Besonders negativ sticht die Finanzbranche heraus. Alle börsennotierten Konzerne müssten eigentlich ein großes Eigeninteresse haben, ihre internen Regelwerke zur Vermeidung von Regelverstößen (Compliance-System) der Öffentlichkeit transparent darzustellen. Das aber passiert nur allzu selten, wie eine aktuelle FUCHS-Studie zeigt.
Die Transparenz der Compliance-Maßnahmen lässt bei den 30 DAX-Konzernen stark zu wünschen übrig. Nur sechs Unternehmen – Siemens, Deutsche Telekom, ThyssenKrupp, SAP, Henkel und Bayer – zeigen nach einer Untersuchung der Fuchsbriefe (Fuchsbriefe Compliance Rating) einen akzeptablen Standard. Die Ergebnisse präsentierte gestern in Frankfurt vor Journalisten und Fachexperten Fuchsbriefe Chefredakteur Ralf Vielhaber zusammen mit den Jurymitgliedern Dr. Eike Grunert und Dr. Andreas Rühmkorf. Investoren tragen dadurch erhebliche Risiken. Wo von außen nicht einsichtig ist, wie das jeweilige Regelwerk für das Verhalten von Mitarbeitern (Code of Conduct) und Lieferanten funktioniert, welche Compliance-Risiken das Unternehmen für sich selbst sieht und wie es damit umgeht, muss ein Anleger auf der Hut sein. Denn wenn die unternehmenseigenen Regelwerke versagen, entstehen daraus unter Umständen enorme Kursverluste. Siehe jüngst der Abgas- und nachfolgend Kartellskandal bei VW und Daimler, zuvor die zahlreichen Verfehlungen der Deutschen Bank oder vor einem Jahrzehnt der Schmiergeldskandal bei Siemens. Die Finanzbranche hat aus ihren Fehlern bisher nicht gelernt. Jedenfalls stellt sich das für den außenstehenden Betrachter so dar. Im Best-Practice-Vergleich der Fuchsbriefe zeigt sich das Compliance-Reporting – also die Außendarstellung des jeweiligen Compliance-Systems - von Commerzbank, Munich Re, Allianz SE, Deutsche Börse und Deutsche Bank weit unterdurchschnittlich. Die Deutsche Bank (Rating DD, Risikokennzahl 67) ist Vorletzter im Fuchsbriefe-Rating. Brisant ist das schlechte Abschneiden der Deutschen Börse (Rating DD, Risikokennzahl 67), deren Veröffentlichung zum Verhaltenskodex weit weg ist von best practice und die auch keine adäquate Darstellung der Compliancerisiken per Juli 2017 vorweist. Immerhin erfüllt das Unternehmen hoheitliche Aufgaben. Am besten schneidet Siemens ab mit einem AA Rating und der Risikokennzahl 12. Es folgen  die Deutsche Telekom (Rating BB, Risikokennzahl 27) und ThyssenKrupp (BB, 28). Siemens zeigt sowohl bei der Darstellung von Lieferantenkodex, zum Compliance Management System (CMS) als auch zur Risikodarstellung best practice. Schlusslicht ist das Immobilien-Unternehmen und DAX-Neuzugang Vonovia (D, Risikokennzahl 78). Auf Basis der Informationen, die das Unternehmen in Sachen Compliance-Maßnahmen preisgibt, fällt es in fast allen Auswertungskategorien durch. Fuchsbriefe haben die Veröffentlichungen zu den Regelwerken der DAX-Konzerne im Detail unter die Lupe genommen. Unterstützt wurden sie dabei von einer vierköpfigen Jury: Dr. Andreas Rühmkorf ist Lecturer in Commercial Law an der University of Sheffield. Dr. Eike Grunert ist Rechtsanwalt und Inhaber einer auf Compliance-Fragestellungen spezialisierten Kanzlei in München. Alexander Schröder ist Chief Compliance Officer der Axel Springer SE. Max Höfer ist Kommunikationsberater in Berlin. Über mehrere Monate haben sie alle öffentlich verfügbaren Dokumente – Geschäftsberichte, Sustainability-Berichte usw. – ausgewertet, um herauszufinden, wie vollständig danach die jeweiligen Compliance-Maßnahmen dargestellt sind und welche Qualität die Darstellungen im Vergleich der Unternehmen untereinander haben.

Fazit: DAX-Unternehmen, die kaum Informationen zu ihren Regelwerken veröffentlichen, müssen sich Fragen gefallen lassen. Haben sie ein Problem, könnten sie eines haben, finden sie das Thema nicht wichtig oder scheuen sie die kritische Bewertung durch die Öffentlichkeit und die Investoren? Solche Art von Intransparenz schafft jedenfalls Risiken für den Anleger.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang