„Ein Prozent Wachstum plus Psychologievariable“ lautet unsere Konjunkturprognose 2015 für die deutsche Wirtschaft. Die Rahmenbedingungen sind gut: Die Beschäftigung ist hoch. Inflation existiert praktisch nicht. Kredite gibt es fast zum Nulltarif und der Euro wertet ab. Die starke deutsche Exportwirtschaft hat also kräftigen Rückenwind. Hinzu kommen günstige Rohstoffe, vor allem billiges Öl. Die meisten stromintensiven Unternehmen sind von den hohen Kosten der Energiewende weitgehend entlastet. Die Auftragseingänge sind zum Jahresende wieder gestiegen. Das schafft ein gutes Polster für die Produktion in den ersten Monaten des Jahres. Sicher: Die Eurozone als einer der Haupthandelsmärkte deutscher Unternehmen lässt nicht viel erwarten – aber 2015 schon wieder ein kleines bisschen mehr als im vergangenen Jahr und in den Jahren davor.
Dennoch singen die meisten Konjunkturauguren zum Jahresende ein Lied in Moll. Lag die durchschnittliche Wachstumsprognose im September noch bei 1,7%, sind es im Dezember lediglich 1,3%. Die Tariflöhne steigen um annähernd 3%, was wegen der niedrigen Inflationsrate die Realeinkommen erhöht. Schwachstelle bleiben die Investitionen. Sie dürften 2015 nur zögerlich zunehmen.
Die Konjunkturerwartungen für 2015 sind im 4. Quartal deutlich nach unten gegangen. | Quelle: Institute, eigene Berechnungen
Vor allem geopolitische Gründe sorgen für Unsicherheit. Die Konfrontation mit Russland hat sich verfestigt. Auch wenn die Sanktionen wirtschaftlich noch nicht wirklich weh tun, macht die kommende Eiszeit mit Russland doch Sorgen. Die Konflikte im Nahen Osten und der (drohende) Zerfall ganzer Staaten wie Irak, Syrien oder Libyen beunruhigen.
Andererseits läuft es auf wichtigen Exportmärkten gut, insbesondere im Fernen Osten. Wir gehen beim Blick ins Ausland weiter unten noch darauf ein. Dort lauert allerdings das Risiko von Währungscrashs, wenn der Dollar zu rasch an Stärke gewinnt. Impulse darf die deutsche Wirtschaft also sowohl von der Auslandsnachfrage als auch vom privaten Verbrauch erwarten.
Fazit: Trotz zahlreicher Risiken, ob aus dem Bereich der Außenpolitik, der Finanz- oder der Kapitalmärkte (Börsen) – wir rechnen für 2015 eher mit Aufschwung als mit Tristesse. Auf unsere Erwartungen für die Finanzmärkte und Börsen gehen wir detailliert in unserem ersten FUCHS-Brief im neuen Jahr ein.