In Bankenkreisen wird damit gerechnet, dass die Ergebnisse des EZB-Stresstests für erheblichen politischen Wirbel sorgen werden. Ende Oktober will die Europäische Zentralbank die Ergebnisse bekannt geben. 129 systemrelevante Banken der Eurozone mussten sich umfangreichen Prüffragen stellen.
Betroffene Bankvorstände berichten uns, dass die Testbedingungen hart sind. So hart, so sagt es einer, dass nach seiner Schätzung rund ein Viertel der gestressten Banken den Test nicht bestehen würden. Darunter seien auch zwei deutsche Landesbanken.
„Die Politik wird eingreifen“, gibt sich ein Bankvorstand überzeugt. Die EZB werde, so die Erwartung, in der Woche vor der Veröffentlichung erheblich unter Druck gesetzt. Offiziell wird die EZB die Banken „zeitnah“ – wenige Tage vorab – mit den Endergebnissen versorgen. Bis dahin erhalten die Banken nur vorläufige und partielle Ergebnisse. Doch wird das den gefährdeten Instituten reichen, die Politik in Stellung zu bringen.
Für Unmut sorgt auch das unterschiedliche Vorgehen der nationalen Aufsichten, die mit der Durchführung der Stresstests beauftragt sind. So habe die BaFin der bayerischen HypoVereinsbank 180 Prüfer ins Haus geschickt. Die italienische Mutter Unicredito habe lediglich von zehn Prüfern der italienischen Finanzaufsicht Besuch erhalten.
Die Banken zahlen ihre Prüfer gewöhnlich selbst. Den nationalen Aufsichtsbehörden ist es überlassen, die Kosten für die angeworbenen Kontrolleure den Banken in Rechnung zu stellen. Die Prüfer wurden zum Großteil auf dem freien Markt bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und selbst bei Family Offices akquiriert. Sie arbeiten nach unseren Informationen für Stundensätze von 450 Euro. „Die verdienen sich goldene Nasen“, heißt es in Bankenkreisen. Häufig kämen „Jungspunde, frisch von der Uni. Denen müssen wir dann erst mal das Bankgeschäft erklären“, beklagt sich ein Betroffener.
Fazit: Sollte die Politik eingreifen und bei der EZB Gehör finden, wäre deren Ruf als Aufsicht ebenso schnell ruiniert wie jener der gesamteuropäischen Bankenaufsicht EBA nach deren missglücktem Stresstest. Bleibt die EZB hart, könnte es an den Märkten turbulent werden, wenn die Einschätzungen in Bankenkreisen zum Ergebnis des Stresstests zutreffen.