Für die Tonne
Die recht guten Wirtschaftsdaten aus den USA geben die Wirklichkeit anders wieder, als die weiße Mittelschicht sie wahrnimmt. Das führt zu Spannungen.
Die Begründung der ausgefallenen Leitzinserhöhung lieferte das US-Zensusbüro mit der neuesten Einkommensstatistik nach. Der Median-Haushalt, die analytische Mitte der Einkommensverteilung, musste auch 2014 wieder Verluste hinnehmen. Das heißt: Die Krise ist für die Masse der US-Bürger noch nicht vorbei. Die aus der BIP-Statistik stammenden, sehr viel positiveren Einkommensdaten taugen nur noch für die Tonne. Denn sie sind dank „Qualitätsverbesserungen durch technischen Fortschritt“ völlig verzerrt (siehe dazu auch den Kasten, S.2.). Genau das realisiert auch die weiße Mittelschicht, die ihren Abstieg trotz der vorgegaukelten Zuwächse wahrnimmt. Immer mehr Bürger fühlen sich daher von „denen in Washington“ mit ihren falschen Erfolgsmeldungen getäuscht und betrogen. Sie folgen stattdessen den Rechtspopulisten von Sarah Palin bis Donald Trump, die den Abstieg und die damit verbundenen Ängste wenigstens aussprechen.
Fazit: Die verzerrten Daten sorgen nicht nur für falsche Diagnosen und Pläne, sondern mittlerweile auch für gefährliche politische Spannungen innerhalb der USA.