Mittelstand in Produktivitätsklemme
In allen Industrieländern wächst die Produktivität nur noch mit geringen Raten. Eine Untersuchung der KfW zeigt jedoch, dass die KMU hinter den Großunternehmen zurückbleiben. Dafür gibt es mehrere Ursachen….
In den Industrieländern steigt die Produktivität immer langsamer. In Deutschland lag die Produktivitätssteigerungen über alle Unternehmensgrößen seit 2007 bei nur noch 0,2% p.a. Zwischen 1991 und 2007 waren es noch 1,3% p.a. im Durchschnitt.
Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind davon betroffen. Vielfach bleiben sie bei der Produktivitätsentwicklung sogar deutlich hinter den Großunternehmen zurück. Das zeigt eine aktuelle Studie der KfW.
Die Produktivitätsentwicklung von großen Unternehmen und KMU fällt immer weiter auseinander. Zwischen 2009 und 2014 haben Konzerne die Bruttowertschöpfung je Beschäftigtem um rund 12% gesteigert. In KMU legte sie nur um 3,5% zu. Beachtlich: Nur KMU mit fünf bis neun Beschäftigten schafften eine Produktivitätssteigerung. Bei Mittelständlern mit weniger als fünf Mitarbeitern und jenen mit zehn bis 49 Angestellten, stagnierte die Produktivität. Auch bei großen Mittelständlern (über 50 Mitarbeiter) ging sie seit 2014 sogar zurück.
Druck auf die Produktivitätsentwicklung kommt von zwei Seiten. Erstens wirkt sich das Nachfolgeproblem negativ auf die Investitionen aus. Die Sachanlageinvestitionen der KMU sind in den letzten Jahren nicht gestiegen, trotz guter Konjunktur und niedriger Refinanzierungskosten. Laut KfW sind das hohe Alter der Inhaber und oftmals unklare Nachfolgeregelungen eine Ursachen für die geringen Investitionen. Immerhin finden etliche 1.000 Unternehmer jährlich keinen Nachfolger.
Als zwischenzeitliche Produktivitätsbremse kommt die Personalseite in den Blick. Viele Unternehmen bauen aktuell Mitarbeiter auf und beschäftigen mehr Personal, als akut nötig. Der Grund: Die Firmen wollen sich frühzeitig Mitarbeiter am enger werdenden Arbeitsmarkt beschaffen. Zugleich hoffen sie vorausschauend, die Verrentungswelle der nächsten Jahre so besser abfedern zu können.
Fazit: Zum Teil wird der Rückgang des Produktivitätszuwachses durch langfristig wirkende Personalmaßnahmen überzeichnet. Mit dem demographischen Wechsel in der Belegschaft, müsste die Produktivität aber wieder steigen. Andernfalls ist das ein Alarmsignal.