Ungebremster Absturz
Die brasilianische Notenbank gibt einen ernüchternden Wirtschaftsausblick für 2016. Doch dieser wird von unabhängigen Analysten noch unterboten.
Brasiliens Notenbank schätzt das Wachstum 2015 mittlerweile auf -3,6% bei einer Inflation von 10,8%. Sie erwartet auch für das begonnene Jahr keine Wende. Die Währungshüter prognostizieren für 2016 eine BIP-Schrumpfung von 1,9% und eine Geldentwertung von immer noch 6,2%. Die von der Notenbank regelmäßig befragten ca. 100 unabhängigen Analysten sind deutlich skeptischer. Sie lieferten zuletzt eine Konsensschätzung für 2016 mit -2,8% beim BIP und 6,9% Inflation. Unterdessen haben sich die politischen Perspektiven durch den Rücktritt des Finanzministers Joaquim Levy weiter verschlechtert. Er sah keine Chance mehr, die notwendige Konsolidierung der Staatsfinanzen durchzusetzen. Er wurde durch Nelson Barbosa ersetzt, der zu den schärfsten Kritikern des von Levy geforderten Sparkurses zählt. Unterdessen fällt das Primär-Defizit des Budgets (vor Zinsverpflichtungen) immer höher aus. Allein von Oktober bis Dezember haben sich die Fehlbeträge verdoppelt. Die mittelfristige Finanzplanung sah Überschüsse vor. Die Ratingagenturen Standard & Poor´s sowie Fitch haben Brasiliens mittlerweile in den spekulativen Bereich („junk“) herabgestuft.
Fazit: Ohne einen politischen Neustart wird es keine Konsolidierung der Staatsfinanzen geben. Deren Verfall steht im Zentrum der Wirtschaftskrise.