Party ohne Kater?
An den US-Börsen geht die Party weiter. Doch Vorsicht ist angebracht.
Die US-Börsen feiern weiter ihre Party und berauschen sich an den Worten des US-Präsidenten Donald Trump. Dabei hat der bei seiner Rede vor Senat und Repräsentantenhaus gar nichts Neues gesagt. Er hat auch keine konkreteren Aussagen über seine bisherigen Versprechen (Steuersenkungen, Infrastrukturprogramm) getroffen. Die US-Börsen wetten also weiter auf die Einlösung bislang unklarer Versprechen. Die Investoren spielen weiter die Hoffnungskarte und haben den Dow Jones Index wie prognostiziert auf über 21.000 Zähler getrieben. Diesem Trend folgt auch der DAX, der über die Marke von 12.000 Punkten geklettert ist. Allerdings fällt auf, dass der Index praktisch ohne eigenen Antrieb unterwegs ist. Zwei Entwicklungen mahnen uns zu wachsender Vorsicht: die wachsende Gier und die steigenden Zinsen. Erstens ist zu beobachten, dass Gier gerade wieder Hirn frisst. Der Gier-Index ist allein binnen der vergangenen Handelswoche von knapp unter 70 auf über 80 hochgeschnellt. Das spricht für eine euphorische Übertreibung. Sie spiegelt sich in der Dow-Kurve. Die zieht sehr steil nach oben. Das könnte der Ansatz einer Fahnenstange sein. Zweitens hat die US-Notenbank Fed einen weiteren und zügigen Zinsanstieg angedeutet. Das wird von den Märkten zwar erwartet. Unser Eindruck ist aber, dass es gerade nicht eingepreist wird. Ohnehin ist die Entwicklung der Marktzinsen relevant – und der Blick auf diese zeigt einen deutlichen und steilen Anstieg. Der wird von kaum einem Anleger aber momentan als Risiko empfunden. Das kann nur am insgesamt noch niedrigen Zinsniveau liegen. Aber: 10-jährige US-Anleihen rentieren immerhin schon wieder mit 2,46%. Am kurzen Ende liegen die Zinsen bei 1,09% für 3 Monate Gerade der Zinsanstieg am kurzen Ende ist ein Risiko. Denn in den USA sind viele Aktienpositionen mit hohen Krediten (mit kurzer Laufzeit) finanziert. So lange die Zinsen am Boden sind und die Kurse klettern, ist das kein Problem. Steigen die kurzfristigen Zinsen, sind steigende Aktienkurse umso wichtiger. Kommen diese aber nicht mehr voran oder gar ins Rutschen, kann das eine dynamische Kettenreaktion auslösen. Im Moment laufen die US-Märkte in eine Euphorie-Phase. Es gibt aber offenbar sogar noch Investoren, die noch immer nicht bei der Parkett-Party mitfeiern. Folge: Sobald einige das Fest verlassen und die Kurse kurz sinken, stürmen diese in den Saal. Den größten Teil der Feier haben sie aber trotzdem verpasst.
Fazit: Partys laufen nie ewig – und lange heftige Feiern gehen selten ohne Kater aus. Strategen warten darum ab, auch wenn es sich angesichts steigender Kurse momentan unbequem anfühlen mag.