Die US-Notenbank Fed zeigt, wie sie ihre Bilanz abbauen will. Ab Oktober werden die US-Währungshüter ihre Anleihenkäufe um 10 Mrd. US-Dollar monatlich reduzieren. Bisher hat die Fed auslaufende Anleihen im Volumen von 20 Mrd. ersetzt. Zunächst werden es monatlich nur noch 10 Mrd. Dollar sein. Das wird die Bilanz (4.500 Mrd. US-Dollar) ganz allmählich abschmelzen.
Die Märkte waren von den Nachrichten beruhigt. Die Zinsen bleiben niedrig, die Währungshüter führen die Anleihenkäufe nur minimal zurück. Der Dow Jones kletterte prompt auf ein neues Hoch. Der DAX stieg dem großen Bruder hinterher und notiert wieder bei 12.600 Zählern.
Am deutlichsten reagierte noch der Wechselkurs von EUR/USD auf den Fed-Entscheid. Der Kurs der Gemeinschaftswährung sackte von 1,20 auf 1,19 ab. Dahinter steht die Spekulation um absehbar zugunsten der USA steigende Zinsdifferenzen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries legte umgekehrt einen Sprung nach oben hin. Sie rentiert inzwischen wieder mit 2,27%.
Der Markt scheint sich aber in falscher Sicherheit zu wiegen. Denn Fed-Chefin Janet Yellen kündigte auch an, dass die Fed bereits im Oktober 2018 – also in einem Jahr – die Anleihenkäufe um monatlich 50 Mrd. USD reduzieren will. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer also die jetzt angekündigten 10 Mrd. USD. Will die US-Notenbank dieses Niveau erreichen, wird sie die Summe iher Anleihenverkäufe alle drei Monate um 10 Mrd. USD erhöhen müssen. Das kann nicht spurlos am Markt vorbeigehen. Zugleich kündigte die Fed an, ihre Zinsen in weiteren drei Schritten anzuheben.
Die US-Notenbank setzt den Markt damit von zwei Seiten unter Druck. Auch wenn sie den Anleihemärkten und den Börsen Zeit gibt, sich an den Druck zu gewöhnen, werden der kontinuierliche und wachsende Liquiditätsentzug und die Kostensteigerungen auf der Finanzierungsseite ihre Wirkung entfalten.
Der Spielraum für weitere Kurssteigerungen wird so doppelt beschnitten. Um das aktuell hohe Kursniveau zu rechtfertigen, müssen die US-Unternehmen dynamische Gewinnsteigerungen zeigen. Die US-Konjunktur wächst aber bisher eher moderat und zeigt keine Anzeichen einer breit angelegten Beschleunigung.
Den Börsen macht das alles gerade gar nichts aus. Rund um den Globus sind die Aktienmärkte seit Jahresanfang zwischen 53% (Polen) und 5,8% (Saudi Arabien) gestiegen. Weder die fortgesetzte Eskalation mit Nordkorea, noch die sanft steigenden Zinsen bei krachender Verschuldung oder die historisch niedrige Volatilität scheinen zu stören. So wird wohl auch dieser September ein historischer Börsenmonat. Denn es ist der am wenigsten volatile September seit immerhin 1990.
Fazit: Noch spielt die Musik und die Anleger tanzen ausgelassen weiter. Seien Sie zwar dabei, aber am Rande der rutschigen Tanzfläche, um sie bei aufkeimender Unruhe zügig verlassen zu können. Greifen die Börsen den Folgen des Liquiditätsentzuges vor, wird es spätestens ab Sommer nächsten Jahres ungemütlich.