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Fürstlich Castell´sche Bank, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Aus frohem Mut wird Frust

Wie schlägt sich die Fürstlich Castell´sche Bank im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Fürstlich Castell´sche Bank befindet sich auch knapp 250 Jahre nach ihrer Gründung im alleinigen Besitz zweier fürstlicher Familien. Adel verpflichtet. Aber garantiert er auch einen fürstlichen Anlagevorschlag?

“Über 1.000 Jahre Erfahrung der Casteller Unternehmen im Weinbau, der Land- und Forstwirtschaft sowie des Bankhauses dokumentieren die langfristige Bewahrung und Vermehrung unserer Anlagen und deren Erträge, die fundamental für den Fortbestand unseres Familienunternehmens sind.” Kann ein Unternehmen seine nachhaltige Tradition besser erklären als mit diesem Satz?

So eingestimmt begibt sich der Leser, der als Stiftungsvorstand über das Wissen eines interessierten Laien in Geldanlagefragen verfügt, frohgemut auf die Reise in die Anlagewelt der Castell-Bank, wie sie sich selbst abgekürzt nennt.

Kein Investmentbanking

Die Bank stellt sich kurz vor. Es ist zu erfahren, dass sie sich seit Gründung im Jahr 1774 im alleinigen Besitz der fürstlichen Familien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen befindet, mit Stand Dezember 2019 eine Bilanzsumme von gut 973 Millionen Euro hat sowie an elf Standorten mit 204 Mitarbeitern tätig ist. Ein kleines, feines mittelständisches Unternehmen also.

Die Castell-Bank betont, dass sie nicht börsennotiert ist und kein Investmentbanking betreibt. Ihr Fokus liegt auf nachhaltigem Wachstum, weshalb sie die generationenübergreifende Vermögenswahrung zu ihrer Maxime gemacht hat. Auf Wunsch berücksichtigt sie Nachhaltigkeitskriterien. Ziel der Anlagepolitik ist ein marktgerechter Kapitalzuwachs über einen Konjunkturzyklus, ist weiter zu erfahren. Dafür betreibe man ein risikokontrolliertes, aktives Management aller verfügbaren Anlageklassen mit breiter Diversifikation und Fokussierung auf liquide Titel.

Individuelle Nachhaltigkeits-Kriterien möglich

Das Anlageuniversum der Castell-Bank besteht aus internationalen Aktien, Anleihen, alternativen Investments als Fonds, ETFs oder Einzeltitel, Derivaten und Zertifikateeinsatz zu Absicherungs- und Renditeoptimierungszwecken. Besondere Kompetenz habe man im Bereich europäische Aktien und Anleihen.

Ausgeschlossen sind Hedgefonds, geschlossene Beteiligungen sowie – aufgrund interner Ethik Richtlinien – Investments in Nahrungsmittel und Rohstoffe. Darüberhinausgehende ESG-Kriterien werden mit dem Kunden abgesprochen ebenso wie individuelle Anlagerestriktionen.

Eigener ESG-Filter

Nach der Darstellung der Anlagerichtlinie der Stiftung, gibt es erste Vorschläge. Man werde bei der Einzeltitelselektion bestmöglich die Ausschlusskriterien – Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, Rüstungsindustrie und Alkohol – beachten und den Wunsch nach Ausschüttungen als zusätzliches Kriterium berücksichtigen. Im Bereich ETFs kommen überwiegend ESG-gefilterte Papiere zum Einsatz.

Für die Nachhaltigkeitsanalyse wird ein für die Castell-Bank konzipierter Filter der Ratingagentur ISS ESG berücksichtigt. Damit ist es möglich, Ratings zu über 7.000 Emittenten - Unternehmen und Staaten – weltweit zu nutzen sowie eine Abdeckung nationaler und internationaler Aktien sowie Rentenindizes zu erreichen.

Nicht sehr ambitioniert

Dann wird es konkret: Die Renditemöglichkeiten liegen konservativ für fünf Jahre bei 6,0 Prozent p.a. im Aktienbereich, wenn ein Anteil von 35 Prozent Aktien angenommen wird, sowie bei 0,5 Prozent p.a. bei Renten, die einen Anteil von 65 Prozent einnehmen sollen. Das scheint keine sehr ambitionierte Aufteilung zu sein, vor allem liegt der Aktienanteil noch unter der eher konservativen Vorgabe der Stiftung von 40 Prozent.

Ob die Bank eine Veränderung der Anlagerichtlinie für angeraten hält, ist nicht zu erfahren. Die erwartete Portfoliozielrendite von 2,4 Prozent p.a. hört sich schließlich nicht danach an, dass das Kapital – nach Abzug von Ausschüttungen und Kosten – real erhalten bleibt. Na, vielleicht kommt ja noch etwas.

Zu wenige Erklärungen

Im Einzelnen sollen 14 Prozent des Anlagevolumens in Einzelaktien und 21 Prozent in ETFs, bei den Renten 51 Prozent in Einzelanleihen und 14 Prozent in Renten-ETFs investiert werden. Gut 90 Prozent insgesamt in Euro. Regional teilen sich im Aktienbereich Europa (52 Prozent) und die USA (40 Prozent) den Großteil des Kuchens auf, den Rest zu gleichen Teilen Japan/Pazifik und Emerging Markets.

Im Rentenbereich dominieren europäische Unternehmens- (46,2 Prozent) und Staatsanleihen (34,6 Prozent). Warum hier die Masse (62,3 Prozent) in Werte investiert werden soll, die nur BBB+ und BBB- geratet worden sind, erschließt sich dem Leser nicht so recht. Hier fehlen die erklärenden Worte.

Viele offene Fragen

Aus der nun folgenden Einzelaufstellung von Aktien- und Renten-Titeln geht leider nicht hervor, inwieweit diese ESG-Kriterien entsprechen. Überhaupt ist bis hierher das Thema Nachhaltigkeit doch nur sehr am Rande behandelt worden. Damit ist auch schon Schluss, was die Erläuterung des Portfolios betrifft. Ob die gewählte Aufteilung dazu führt, dass das Kapital real erhalten wird, und wie hoch mögliche Ausschüttungen ausfallen, erfährt der Leser nicht.

Und schon widmet sich der Vorschlag dem Honorar. Es wird ein Pauschalvergütungsmodell vorgeschlagen, das neben dem Entgelt für die Vermögensverwaltung Kontoführung und Depotverwahrung, Reporting, Erträgnisaufstellungen und Steuerbescheinigungen sowie Kommissionsgeschäfte enthält.  Auch Ausgabeaufschläge sind eingeschlossen. Diese Pauschalvergütung wird mit 1,0 Prozent p.a. plus Mehrwertsteuer angesetzt. Das ist ziemlich viel, findet der Leser.

Dienstleistungsofferten fehlen

Angeboten werden im Rahmen des Reportings Beratungsgespräche, Depotberichte, Publikationen und Veranstaltungen. Kein Wort darüber, ob die Castell-Bank weitergehende Dienstleistungen für die Stiftung übernehmen kann. Das ist alles ziemlich dürftig und oberflächlich.

Im Anhang geht es zum Schluss darum, wie die Bank dafür sorgt, dass aus einem globalen ein nachhaltiges Anlageuniversum entsteht. Aber ehrlich: Nachdem das bisher Gesagte so gar nicht den Erwartungen der Stiftung entsprochen hat, muss man sich damit auch nicht mehr so genau beschäftigen. Insgesamt: Äußerst enttäuschend!

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Adresse

Fürstlich Castell'sche Bank, Credit-Casse AG

Marktplatz 1

97070 Würzburg


Website: www.castell-bank.de/vermoegensanlage/vermoegensverwaltung.html

 

Ansprechpartner

Marco Kretschmann

Leiter Vermögensmanagement München

Prinzregentenplatz 11

81675 München

089 579587-14056

marco.kretschmann@castell bank.de

 

Dr. Achim Hammerschmitt

Leiter Vermögensverwaltung & Fondsmanagement

Marktplatz 1

97070 Würzburg

0931 3083-65000

achim.hammerschmitt@castell-bank.de

Fazit: Die Vorfreude auf die Anlageideen der Castell-Bank entpuppt sich schnell als das einzige Vergnügen, das das Lesen bereithält. Auf die wichtigsten Fragen und Anforderungen der Stiftung finden sich keine Antworten, auch sonst gibt es außer nackten Fakten kaum Erklärungen. Auf die Bedürfnisse einer Stiftung wird nicht eingegangen. Das reicht nicht zum Weiterkommen.

Empfehlung: Mit dieser Leistung kann die Castell-Bank nicht in die Endrunde eingeladen werden.

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