Ein Kommen und ein Gehen
Seit vielen Jahren hat Deutschland einen positiven Wanderungssaldo. Doch während Jahr für Jahr mehr junge Ausländer ins Land kommen als das Land verlassen, ist es bei den jungen deutschen Staatsbürgern im Alter von 18 bis 40 Jahren genau umgekehrt: Hier gehen jedes Jahr mehr als zurückkommen.
Dieser Trend hat erst 2005 begonnen (zuvor war es umgekehrt) und hat seit der Massenzuwanderung und dem Jahr der offenen Grenzen, 2015, kräftig Fahrt aufgenommen. Er flachte zuletzt wieder ab, könnte aber im Zuge der Coroanpolitik, Stichwort Impfpflicht, erneut zunehmen. Man kann auch sagen: Für Ausländer ist Deutschland hoch attraktiv. Für Deutsche verliert das Land an Anziehungskraft.
Was macht das mit den Menschen?
Was macht das mit den Menschen?, ist eine beliebte Frage geworden im wertschätzenden und einfühlsamen modernen Deutschland. Eindeutig ist: 2015 hat mit den jungen deutschen Staatbürgern etwas gemacht. Ihre Auswanderungsbereitschaft ist seitdem erheblich gestiegen. Merkels Land ist zumindest für diese Gruppe offensichtlich nicht mehr ihr Land.
Lag der Saldo von Zu- und Auswanderungen deutscher Staatsbürger im Alter von 18 bis 40 Jahren von 2010 bis 2015 nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Schnitt bei -22.306, stieg er in den Jahren 2016 bis 2020 auf -72.829 im Jahresdurchschnitt an. Zwar mit rückläufiger Tendenz. Aber selbst im Ausnahmejahr 2020 lag der Saldo mit -28.356 deutlich über dem Höchstwert der Jahre 2010 bis 2015 mit -26.248 in 2010.
In 10 Jahren mehr Abwanderer als derzeit fehlende Fachkräfte
Kann uns das egal sein? Nein. Im Fachkräftereport September 2021 des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es: "Im September 2021 fehlten knapp 390.000 Fachkräfte. Wird der gesamte deutsche Arbeitsmarkt im Aggregat betrachtet, stieg die Stellenüberhangsquote – also der Anteil an offenen Stellen, für die es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab auf 29,2 Prozent im September." Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der rund 23.000 am DIHK-Fachkräfte-Report beteiligten Unternehmen können mindestens einen Teil der Stellen längerfristig nicht besetzen. Das sind nicht nur deutlich mehr als vor einem Jahr (32 Prozent), als die Personalnachfrage krisenbedingt stark zurückgegangen war. Es sind auch mehr als im Herbst 2019 vor der Krise (47 Prozent).
Dem stehen 471.733 Deutsche im Alter von 18 bis 40 Jahren gegenüber, die in den letzten zehn Jahren "netto" das Land verlassen haben. 76,6% davon verfügen nach Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) über einen Hochschulabschluss. Von einem „brain drain“, also einem dauerhaften Verlust von Fachkräften aus Deutschland, will das BIB dennoch nicht sprechen. Vielmehr deuteten die Befunde auf eine „brain circulation“ hin. Man kann sich eben alles schönreden …
Mein Fazit: Statt die Kräfte vornehmlich auf die Integration von Zuzüglern zu verwenden, sollte sich das Land stärker darum kümmern, sein bereits gut ausgebildetes Personal zu halten. Auch wenn Auslandserfahrungen eminent wichtig sind - einen ständigen bedeutenden Nettoverlust von Fachkräften kann sich ein Land mit so hohen Verpflichtungen im Sozialsystem wie die Bundesrepublik und einer problematischen Demografie nicht leisten.
Randbemerkung: Auch die allgemeine Impfpflicht wird mit den Menschen im Lande etwas machen; immerhin sind 30% nicht vom Nutzen der Spritze überzeugt. Sie werden jetzt zu einer fundamentalen Entscheidung genötigt. Nun kann es vielleicht sogar im Sinne der Ampelregierung sein, wenn die "Covidioten" künftig verstärkt Deutschland verlassen. Was das mit dem Land macht, werden wir dann bald wissen.