Nahles ante Portas
Sigmar Gabriel wackelt, aber er fällt - noch - nicht. Doch schon zeigt sich, wer ihn an der SPD-Spitze beerben könnte.
Für den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel läuft die Uhr. Nicht nur die Parteilinke reibt sich an seinem Zickzack-Kurs. Mehr noch auf’s Gemüt der Genossen schlägt das anhaltende Umfragetief. Konsequenzen muss Gabriel vor der Bundestagswahl nicht befürchten. Denn angesichts der Lage der Sozialdemokraten gibt es keine ernsthaften Bewerber um Vorsitz oder Kanzlerkandidatur. Die anstehenden Landtagswahlen 2016 in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz verhindern einen Aufstand. Und danach ist für einen unvorbereiteten Führungswechsel die Zeit bis zur Bundestagswahl ohnehin zu knapp. Auffällig ruhig verhält sich Gabriels ehemalige Intimfeindin Andrea Nahles. Beide haben bekanntlich Waffenstillstand geschlossen. Nahles‘ Schweigen ist beredt. Sie ist praktisch die einzige in der SPD-Ministerriege unter Angela Merkel (CDU), die lupenreine sozialdemokratische Vorschläge (Rente mit 63, Mindestlohn) durchgesetzt hat. Linke wie Rechte in der Partei tolerieren sie, und mit dann 47 Jahren wäre sie jung genug für eine Herausforderung – als Parteichefin und mögliche Kanzlerkandidatin 2021.
Fazit: Die SPD wird an ihrer derzeitigen Führungsfigur bis 2017 festhalten. Doch nach einer erneuten Wahlschlappe sind Gabriels Tage gezählt. Andrea Nahles steht bereit.