Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1055
Nachholbedarf in Sachen Transparenz

Urteilsdatenbanken: Gleiches Recht für alle

Die Gerichte könnten bei der Veröffentlichung ihrer Urteile Transparenz zeigen. Doch Urteilsdatenbanken stehen nicht allen offen.
Die deutsche Justiz hat in Sachen Transparenz großen Nachholbedarf. Dabei ist die Live-Übertragung von Verhandlungen oder Urteilsverkündungen aus den Gerichtssälen der obersten Bundesgerichte nebensächlich. Wer dagegen einen Überblick über die zu einem Themenfeld ergangenen Urteile behalten will – wie etwa Journalisten – muss entweder teure Datenbanken abonnieren oder die unvollständigen und oft dem Mittelalter der Internetära entsprungenen Gerichtsdatenbanken konsultieren. Ein riesiger Zeitaufwand. Ein Witz ist, dass Richter nach eigenem Gusto Urteile veröffentlichen, die sie zuvor im Namen des Volkes gesprochen haben. „Die Frage, welche Entscheidungen für die Öffentlichkeit von Interesse sein könnten, obliegt der fachkundigen Einschätzung der Gerichte“, erwidert dazu das Bundesjustizministerium auf unsere Anfrage. Doch woher will ein Richter wissen, welches Urteil für wen relevant ist? Tatsächlich machen Richter Geschäfte mit ausgewählten Verlagen. Diese veröffentlichen die kommentierten Urteile dann – selbstverständlich kostenpflichtig und somit der Allgemeinheit nicht zugänglich – in ihren Datenbanken. „Die Kostenpflichtigkeit dieser Angebote erklärt sich daraus, dass die dort abrufbaren Entscheidungen in der Regel durch ausgebildete Fachkräfte detailliert aufbereitet wurden und mit weiteren Rechtsinformationen verlinkt sind“, meint dazu das BMJ. Die Angebote böten den Abonnenten deutlich mehr als den reinen Entscheidungstext. Gegen diesen Zusatzservice spricht ja nichts. Doch wer sich mit dem „Roh“-Urteil zufrieden gibt, muss dieses einsehen können. Für diese Arbeit wurden die Richter bereits bezahlt – vom Volk, in dessen Namen sie Recht sprechen. Für die Nicht-Veröffentlichung vieler Urteile werden fadenscheinige Gründe genannt. Etwa der Datenschutz oder Wettbewerbsinteressen. Wäre das so, dürfte niemand Einsicht in Urteile nehmen. Heikle Angaben sind, sofern veröffentlicht, ohnehin geschwärzt. Und wer von einem Urteil weiß, kann es sich selbstverständlich – wieder gegen Entgelt – bei den Gerichten anfordern. Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz bietet zwar mit seinem im Januar 2016 installierten Bürgerservice www.rechtsprechung-im-internet.de Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts und der Bundesgerichte kostenfrei zum Download an. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dass deutsche Richter im Einzelfall Recht sprechen, ist kein einleuchtendes Argument. Denn in jeder Verhandlung greifen Anwälte und Richter auf bereits ergangene Urteile in ähnlich gelagerten Fällen zurück und berufen sich darauf.

Fazit: Die deutsche Justiz hat einen guten Ruf. Wenn sie den behalten will, muss sie dafür sorgen, dass ihre Rechtsprechung leicht zugänglich gemacht wird – Deutschland braucht eine kostenlose und lückenlose Urteilsdatenbank. Im Namen des Volkes.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Einkaufsmanagement gezielt optimieren

Gute Stammdaten sparen 30%

Finance Management © vinnstock / Stock.adobe.com
Mit der Anreicherung von Stammdaten sind gefühlt Generationen in nahezu allen (Industrie-)Branchen beschäftigt. Aber oft werden die Stammdaten noch nicht richtig gepflegt. Dabei gibt es dafür bereits digitale Tools. Wer sie einsetzt, kann bis zu 30% sparen.
  • Fuchs plus
  • China kann gegen den Westen kaum noch aufholen

USA bleiben Innovationsweltmeister

Container in den Flaggen Chinas und der USA © narvikk / Getty Images / iStock
Die Systemkonkurrenz zwischen den USA und China fällt bei der Technologieentwicklung derzeit klar zugunsten der USA aus. Nachdem China ein starker Aufholprozess gelungen ist, hat sich der Aufholprozess zuletzt deutlich verlangsamt.
  • Fuchs plus
  • Inflation wird wieder anziehen

Finanzvorstände hoffen auf den Binnenmarkt

Flagge von Deutschland und die Entwicklung der deutschen Wirtschaft © studio v-zwoelf / Stock.adobe.com
Die Finanzvorstände deutscher Unternehmen erwarten eine stabilere Konjunktur im Jahresverlauf. Insgesamt sind die Aussichten inzwischen positiv, wenn auch nur schwach. Die Industrie ist insgesamt gespalten, je nach regionaler Abhängigkeit. Einigkeit herrscht in der Erwartung, dass die Inflation wieder anziehen wird.
Zum Seitenanfang