Die erwartbare Transferunion
In der Eurozone verbauen kulturelle und sprachliche Hürden den notwendigen Ausgleich zwischen Regionen unterschiedlicher Leistungskraft. Die Politik schafft jetzt einen teuren Ersatz.
Mit dem dritten Programm für Griechenland wird die Währungs- wohl endgültig zur Transferunion. Das kommt nicht überraschend; es liegt aber nicht – wie oft behauptet wird – an drastischen Unterschieden in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Die sind im nationalen Rahmen etwa zwischen Nordfriesland, Eifel oder Hunsrück zu Hamburg, Köln oder Frankfurt sogar größer als zwischen den einzelnen Eurostaaten. Der springende Punkt ist: Im nationalen Rahmen funktioniert vor allem ein marktwirtschaftlicher Ausgleich durch die freie Bewegung von Menschen und Kapital, den der regionale Finanzausgleich nur flankiert. In der EU ist die freie Bewegung zwar administrativ gesichert, die Wanderung der Arbeitskräfte aber durch kulturelle Hürden stark begrenzt, vor allem durch Sprachprobleme („. . . wie gut ist Ihr Französisch . . . ?“).
Fazit: Auf absehbare Zeit muss der Finanzausgleich die Eurozone zusammenzuhalten. Je länger die Politik zögert, dies klar zu sagen, desto mehr Vertrauen geht verloren.