Regionalisierung statt Globalisierung
Die neue Blockbildung verändert die Strukturen des Welthandels rapide und grundlegend. Das zeigt eine Studie des Unternehmensberaters Deloitte. Für diese wurden 14 Faktoren untersucht. Das Besondere: Deloitte hat bis auf die regionale Ebene hinabgeblickt, statt wie üblich in solchen Untersuchungen nur bis auf die nationale Ebene.
Neue geopolitische Blöcke, neue Handelsströme
Die wesentliche Erkenntnis: Die Handelsströme verändern sich und verlaufen schon heute grundlegend anders als vor wenigen Jahren. Der Welthandel insgesamt ist dabei nicht zurückgegangen. Aber es gibt starke Verschiebungen beim Handel zwischen verschiedenen Ländern. Der internationale Handel zwischen den großen Regionen geht zurück.
Die neuen Grenzen verlaufen weitgehend parallel zu denen der neuen geopolitischen Blöcke. Das zeigen auch die Zahlen des renommierten Kof Globalisierungsindex der ETH Zürich. Der wird üblicherweise zur Analyse des Stands der Globalisierung herangezogen. Die Globalisierung hat 2021 gegenüber 2020 zugenommen, bleibt aber unter dem Vor-Corona-Stand von 2019. Der Kof-Index erfasst aber nur den internationalen Handel insgesamt. Er analysiert nicht, wie sich die Warenströme verändern.
Handel innerhalb der Regionen wächst
Während der Handel zwischen den Blöcken zurückgeht, wächst er innerhalb einzelner Regionen. Das Wachstum ist so groß, dass es zum Treiber des Welthandel insgesamt wird. Laut Zahlen der WTO ist das Welthandelsvolumen zwischen 2016 und 2023 im Durchschnitt um 2,2% p.a. gewachsen. Der Handel innerhalb der Regionen hat dagegen um ein Vielfaches zugenommen. So ist der Handel zwischen den westeuropäischen Ländern (EU, Island, Norwegen, Schweiz, GB) seit 2016 fünf mal so stark gewachsen wie der Welthandel insgesamt. Der Handel innerhalb der Asean-Staaten ist um das achtfache und der Handel in Nordamerika zwischen den USA, Kanada und Mexiko um das Zehnfache gestiegen.
Auch die Handelsströme zwischen westlichen Ländern haben stark zugenommen. Zwischen den Ländern Australien, Kanada, Westeuropa, Israel, Japan, Neuseeland, Singapur, Südkorea und den USA hat der Handel seit 2016 sieben mal stärker zugenommen als der Welthandel. Der Handel Westeuropas mit Nordamerika um das sechsfache.
Mehr Eingriffe in den Welthandel
Ein Bremsstein für den Welthandel sind die zunehmenden Eingriffe der Staaten. Diese haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Am stärksten betroffen ist inzwischen der Handel mit Services, vor allem digitalen Services. Auch bei Investitionen gab es immer mehr Einschränkungen. Beachtlich: Sogar die finanziellen Verflechtungen (Aktien, Schulden und Investitionen in ausländischem Besitz) haben seit 2021 deutlich abgenommen.