Der DAX hat seinen kurzfristigen Abwärtstrendkanal verlassen. Der Sprung über den Widerstand bei 12.300 Punkten macht nun den Weg in Richtung 13.000 Zähler wieder frei. Auch wenn wir die Märkte mit einem gewissen Bauchgrummeln verfolgen: Offenbar ist die Korrektur bereits wieder beendet. Denn die Unterstützung bei 12.000 Zählern hat gehalten.
Taktgeber bleiben die US-Börsen. Der marktbreite S&P 500 hat ein neues Allzeithoch erklommen. Die Technologiebörse Nasdaq ebenfalls. Der auf 30 US-Unternehmen beschränkte Dow notiert zum Redaktionsschluss nur wenige Punkte unter einem neuen Allzeithoch. Der DAX starrt auf die US-Börsen wie ein Kaninchen auf die Schlange. Aus eigenen Impulsen heraus bewegt sich der Index nur um 20 oder 30 Punkte.
Die US-Börsen werden von zwei Faktoren getrieben. Erstens lösen sich die Sorgen um eine militärische Eskalation im Nordkorea-Konflikt in Luft auf. Ein neuer Stimmungs-Schock ist aber nicht ausgeschlossen. Zweitens beflügelt der erneute Vorstoß des US-Präsidenten Donald Trump die Phantasie der Investoren. Trump traf sich mit Senatoren beider politischen Lager, um Kompromiss-Linien auszuloten. Er will mit seiner Steuerreform nun endlich Nägel mit Köpfen machen.
An den US-Börsen wird vor allem die Steuer-Karte gespielt. Eine Steuersenkung auf 15% für Unternehmen würde in der Breite einen gewaltigen Gewinn-Impuls setzen. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der US-Aktien würden „über Nacht“ deutlich niedriger aussehen. Das kann die Spekulation noch ein gutes Stück treiben.
Die Steuer-Karte könnte aber auch noch zum Schwarzen Peter werden. Denn die Gegenfinanzierung der Steuerreform wird zu einem Problem. Die Milliarden, die US-Unternehmen dann als zusätzliche Gewinne ausweisen, fehlen schließlich dem Staat. Der schrammt aber eben auch schon wieder an der Verschuldungsobergrenze entlang. Insofern kam der US-Administration der Hurrikan „Irma“ gerade recht. In seinem Windschatten war es leicht, die Schuldenobergrenze für drei Monate anzuheben. Ihre Anhebung ist aber auch dann zu nahezu 100% sicher. Bleibt fraglich, wann die Anleihe-Investoren höhere Zinsen für US-Langläufer fordern werden. Das wird dann zu einem Problem werden, wenn der US-Schuldenstand spürbar steigt, sich die Konjunktur aber abkühlt. Heftige Marktreaktionen sind dann sicher.
Besonders chancenreich erscheint auch mittelfristig noch der Rohstoff-Bereich zu sein. Im Gegensatz zu Aktien, Anleihen, aber auch Immobilien, ist dieses Segment noch nicht sonderlich weit gelaufen. Zwar gab es bereits den Turnaround. Die Rohstoffpreise und in ihrem Gefolge die Kurse der Aktien (z. B. von Förderunternehmen) haben noch Luft nach oben. Vor dem Hintergrund der anziehenden Weltkonjunktur spricht viel für Investments in diesem Segment.
Fazit: Die kurzfristige Korrektur scheint beendet zu sein. Um das Aufwärts-Szenario zu halten, darf der DAX nicht wieder klar unter 12.300 Punkte fallen (Freitag Verfallstermin). Gelingt dies, ist das ein Einstiegssignal. Dann wird der Index die Marke von 13.000 Zählern anlaufen.