Anleger sollten ihren Blick momentan auf die Zinsen, nicht die Aktienmärkte werfen. Denn die viel größeren Zinsmärkte, voran in den USA, kommen mächtig in Bewegung. In den USA hat sich die Verzinsung zehnjähriger Anleihen seit November glatt verdoppelt. Die Rendite stieg von 0,5% auf aktuell über 1,10% an. Damit ist das Zinsniveau zwar noch sehr gering. Die Dynamik des Anstiegs ist aber beachtlich.
Gründe für den US-Zinsanstieg
Hinter dem Zinsanstieg stecken zwei Faktoren. Erstens ist der US-Konjunkturausblick recht gut. Eine sich belebende Konjunktur geht in der Regel mit steigenden Renditen einher. Denn auch die Inflation zieht dann regelmäßig an. In den USA ist sie im Dezember auf 1,40% gestiegen.
Einen starken Einfluss hat aber auch das von US-Präsident Joe Biden in Aussicht gestellte nächste US-Konjunkturprogramm. Das wird - wie sollte es auch anders gehen - natürlich über neue Schulden finanziert. Der Anstieg der US-Schulden ist allerdings so rasant und das erreichte Niveau ist inzwischen so hoch, dass einige Investoren für die übernommenen Risiken höhere Renditen fordern.
Fed kommt unter Zugzwang
Setzt sich dieser Zinsanstieg fort, wird er die US-Notenbank unter Druck bringen. Sie müsste auf kletternde Inflations- und Zinsraten mit einer Erhöhung der Leitzinsen reagieren. Genau das hat die Fed aber in ihrem jüngsten Statement ausgeschlossen. Die Zinsen sollen noch bis zu drei Jahre unverändert bleiben. Zugleich hat die Notenbank bekräftigt, der Inflation mehr Luft zu lassen.
Irgendwann werden die Währungshüter aber reagieren müssen. Tun sie es, werden die Börsen fallen - so wie ab Mitte 2018 schon beobachtet, als die Fed den Versuch unternahm, die Zinsen sanft anzuheben. Handelt die Fed dann nicht, weil sie wissen, dass "steigende Zinsen Gift für die Börse" sind, dann wird den Anlegern schlagartig über Nacht klar, dass die Börsen nur vom billigen Notenbankgeld leben und völlig überbewertet sind. Auch das wird eine kräftige Aktien-Korrektur auslösen.
Zinsanstieg könnte Aktienkorrektur auslösen
Anleger sollten der Entwicklung von Inflation und Zinsen also größte Beachtung schenken. Einstweilen wird die Aktienrally jedoch weiter gehen. Dass die aktuelle Entwicklung jedoch mit größter Vorsicht zu genießen ist, zeigt auch das Verhalten von Privatanlegern. Ihr Zustrom an die Börsen hält weiter an und läuft parallel zu den geschlossenen Casinos und Spielhallen. Das ist besonders auffällig in den USA zu sehen. In Deutschland fällt uns auf, dass die Zahl der Kunden bei Billigbrokern ebenfalls zunimmt. Dort wird dann gehandelt und jeder "Trade kostet nur 1 Euro". Dass der Broker bei der Kursstellung aber die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs massiv zu lasten des Kunden ausweitet und sich selber damit die Taschen füllt, verstehen viele der Neukunden gar nicht.