EZB geht mit Zinsschritt voran - in die falsche Richtung
Die Europäische Zentralbank wird in der nächsten Woche mit einer Zinssenkung vor der US-Notenbank Fed vorangehen. Das wird ein Novum sein - allerdings nur, weil die EZB vor der Fed die Zinsen senkt. Kein Novum ist, dass die EZB wieder die falsche Zinspolitik mache und in die falsche Richtung läuft. Damit wird sie Inflation importieren und die Aktienmärkte in Bewegung setzen.
Die Börsen setzen zurück - und laden zu Käufen ein. Auslöser für die Korrektur, die von den USA ausgeht, ist erneut der Blick auf die Zinsentwicklung. Angesichts der konjunkturellen Daten dürfte es die US-Notenbank schwer haben, ihre Zinsen zeitnah und in mehreren Schritten zu senken. Damit wird immer mehr absehbar, dass unser her immer wieder prognostizierte FUCHS-Szenario Realität wird.
Im Dow hat sich infolge der jüngsten Korrektur im Chartbild ein Doppel-Top ausgebildet. Auf der Unterseite ist der Index zunächst bei 38.000 Punkten gut unterstützt. Die aufstrebende langfristige Trendlinie (200-Tage) verläuft bei etwa 37.200 Punkten. Sollte der Index auf diese Marken durchrutschen, bieten sich Käufe an.
EZB geht voran nach unten
In Europa wird die Europäische Zentralbank (EZB) aller Voraussicht nach in der nächsten Woche für eine Premiere sorgen. Die Zentralbank dürfte vor der Fed die Leitzinsen senken. Am Markt kursieren sogar Erwartungen, dass die EZB noch in diesem Jahr zwei weitere Schritte nach unten gehen wird. Daran glauben wir aber nicht.
Die EZB wird mit einem Zinsschritt konträr zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung laufen. Denn die Wirtschaft in Europa und sogar in Deutschland belebt sich. Die Inflationsrate liegt weiter über dem Ziel der EZB (akt. 2,4%, Ziel. 2%) und zieht sogar weiter an. Im Mai lag die Inflation in Deutschland bei 2,4% (Vormonat 2,2%).
EZB wird Inflation importieren
Senkt die EZB den Leitzins, wird sie damit vermutlich die Konjunktur und auch die Aktien stützen, zugleich aber Inflation importieren (FD vom 24.5.). Dieser Effekt könnte relativ groß sein, denn auch in anderen Teilen der Welt ziehen die Inflationsraten wieder an.
Zuletzt hatte die Notenbank in Australien offen gewarnt, den jüngsten Zinsschritt nach unten wieder rückgängig zu machen, wenn die Inflation wieder weiter nach oben läuft. Inflationstreibend wirken auch der enge Arbeitsmarkt, hohe Lohnerhöhungen, steigende Transportkosten und steigende Rohstoffkosten. Auch die Abschottungstendenzen der Wirtschaften (Zölle) werden die Preise weiter anheben.
Nvidia-Nonsens ist gefährlich
Unterdessen werden die Kursbewegungen erratischer. Das ist ein Zeichen für eine wachsende Unsicherheit. So fiel die Aktie von Salesforce nach guten Zahlen, aber einem durchwachsenen Ausblick um satte 15%. Das krasse Gegenteil ist Nvidia. Die Aktie wurde inzwischen auf über 1.150 US-Dollar hochgejazzt. Das ist eine Blase und entbehrt jeder fundamentalen Grundlage, auch wenn das Unternehmen gutes Geld verdient. Anleger sollten vorsichtig sein. Solche Fahnenstangenbewegungen brechen in der Regel völlig abrupt zusammen. Mit der Geschwindigkeit, in der es jetzt bei Nvidia nach oben geht, dürfte es dann nach unten gehen.
Aus dem Nvidia-Nonsens könnte sogar eine Gefahr für die gesamte Börse werden. Die Spekulation ist so heiß gelaufen, dass es zu einer heftigen Geldverbrennung kommen könnte. Wenn dann wieder eine Kaskade von Margin-Calls einsetzt, bricht der Kurs zusammen. Für Anleger, die spät in die Aktie eingestiegen sind, wird dann aus einer Nvidia-Geldanlage unter Umständen eine Nie-Wieder-Geldanlage.
Fazit: Die Korrektur ist eine Kaufgelegenheit, könnte sich aber noch weiter fortsetzen. Ein gestaffelter Einstieg ist daher sinnvoll. Die EZB wird ihre Leitzinsen senken - auch wenn es besser wäre, die Füße stillzuhalten. Weiteres großes Zinssenkungspotenzial sehen wir nicht.