Flatex AG vor Aufnahme in den SDAX?
Auffällig viele Insider-Deals gab es in den vergangenen Wochen bei der Aktie der Flatex AG. Seit Anfang Juni wurden insgesamt vierzig Einzeltransaktionen verschiedener Firmeninsider registriert. Neben diversen Führungskräften sowie Mitgliedern von Vorstand und Aufsichtsrat sind vor allem wiederholte Käufe der Journey Vermögensverwaltung GmbH augenfällig. Deren Geschäfte führt Jörn Engelmann, der ebenfalls im Vorstand der flatex Bank AG sitzt, einer operativen Tochter der Flatex AG. Journey erwarb seit Anfang Juni flatex-Aktien im Gegenwert von knapp 300.000 Euro.
Die Flatex AG betreibt mit flatex eine der führenden und am schnellsten wachsenden Online-Brokerage-Plattformen Europas für den Handel mit Wertpapieren. Durch die Übernahme des niederländischen Mitbewerbers DEGIRO (vgl. FK vom 08.04.2020) steigt flatex in diesem Jahr zu einem der größten europäischen Online-Broker auf und wird mit mehr als 1 Million Kunden über 200 Milliarden Euro Transaktionsvolumen abwickeln.
Corona-Crash beflügelt Geschäfte
Bereits im ersten Halbjahr hat der Online-Broker Rekordzahlen abgeliefert. Die Corona-Krise und die damit verbundenen Börsenturbulenzen haben flatex ein Traumergebnis beschert. Der Konzernumsatz zog, vorläufigen Zahlen zufolge, um 55% auf 100 Millionen Euro an. Mit 22 Millionen Euro stand unter dem Strich sogar mehr als zweieinhalb Mal so viel Gewinn im Gegensatz zum Vorjahr. Mit Blick auf die Ergebnisse hatte der Broker seine Jahresprognose bereits Anfang Juli deutlich angehoben. Flatex rechnet für dieses Jahr nun mit bis zu 50 Millionen Transaktionen (zuvor: 35 Mio. Trades) und mehr als 1,2 Millionen Kunden (zuvor: 1 Mio. Kunden).
Der Kurs der flatex-Aktie befindet sich spätestens seit Ende Mai auf Höhenflug. Von damals 30 Euro ging es binnen eines Monats auf ein Rekordhoch von 49,05 Euro (plus 63%) nach oben. Die beiden Großaktionäre Heliad Equity Partners und GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation mbH nutzen den jüngsten Kursanstieg für eine Aktienplatzierung. Insgesamt 2,3 Millionen Aktien (11,7%) wurden für 43 Euro je Stück bei Investoren untergebracht. Damit sind inzwischen rund 70% der Papiere in Streubesitz.
Investoren machen den Weg in den SDAX möglich
Die Aktienplatzierung der Großinvestoren war doppelt clever. Einerseits machen sie zu einem hohen Kurs Kasse, halten aber noch weiter Anteile. Außerdem machten so den Weg für die Aktie in den SDAX möglich. Mit Blick auf die Marktkapitalisierung von derzeit rund 780 Mio. Euro wäre der Titel noch zu klein für den MDAX (ab 1 Mrd. Mcap), aber für eine Aufnahme in den Kleinwerteindex SDAX könnte es im Dezember reichen. Damit dies klappt, muss flatex noch in den Prime Standard der Deutschen Börse wechseln. Aktuell ist der Finanzdienstleister im Segment Scale notiert – entsprechende Schritte für einen Wechsel hat das Unternehmen jedoch bereits eingeleitet.
Trotz des jüngsten Kursanstiegs ist die Aktie mit einem für 2021 geschätzten KGV von rund 16 weiterhin nicht zu teuer. Eine Dividende gibt es zwar (noch) nicht, dafür stimmt die Wachstumsstory. Langfristig orientierte Anleger steigen ein und nutzen schwache Börsentage für Nachkäufe.
Hinweis: FUCHS testet den Anbieter jährlich mit einem Mystery-Shopping, dessen Ergebnisse im FUCHS-Broker-Ranking zusammengefasst, kommentiert und bewertet werden. Nähere Infos unter: www.fuchsbriefe.de .
Empfehlung: kaufen Kursziel: 53,80 EUR; StoppLoss unter 30,00