Sektor-Rotation im Anleger-Schlaraffenland
Aus der fortgesetzt ultralockeren Politik großen Notenbanken in den USA, Europa, China und Japan folgt langfristig betrachtet, dass Aktien auf völlig neue Bewertungsniveaus getrieben werden. Angesichts des Mangels anderer Anlagealternativen, zumal liquider - Stichwort Immobilien, die auch mit politischen Risiken behaftet sind (Steuern) -, kommt es zu einer Kanalisierung von Kapital in Realwert-Investment. Davon profitieren Aktien ganz besonders.
Kennzahlen als grobe Richtschnur
Die Orientierung an fundamentalen Eckwerten wie KGV und KBV fallen vor diesem Hintergrund weiter schwer. Diese Kennzahlen können allenfalls noch als grobe Richtschnur betrachtet werden. Allerdings: So lange die Notenbanken keine Liquiditätsverknappung andeuten oder umsetzen, bleiben die Rahmenbedingungen für Aktien hervorragend. Erst bei einem Wechsel der geldpolitischen Ausrichtung der Währungshüter werden die Grenzen des Anleger-Schlaraffenlandes sichtbar.
Im Trend rechnen wir daher für 2021 mit weiter steigenden Aktiennotierungen und dem Erreichen neuer Allzeithochs in den großen Indizes. Wir stellen uns aber auch auf kräftige Schwankungen an den Börsen ein. Denn die Kurse vieler Börsen sind steil gestiegen und es gehört zur Natur der Börse dazu, dass es auch mal "in die andere Richtung" geht. Auch potenzielle Auslöser für Korrekturen wird es reichlich geben. Einer könnte z. B. sein, wenn Joe Biden seiner Ansage aus dem Wahlkampf folgt, und für die USA einen Lockdown umsetzt.
Korrekturen sicher, aber eine gute Chance
Korrekturen von 10 bis 15% halten wir durchaus für realistisch - und sie wären eine normale Marktentwicklung. Kommt es dazu, sollten Anleger dies als willkommene Einstiegsgelegenheit nutzen. Eine gute Orientierung, ob der Trend weiter intakt ist, bietet die 200-Tagelinie in den jeweiligen Indizes.
Bei der Sektor-Gewichtung gehen wir weiter von einer Rotation in Richtung Value-Aktien aus. Die Tech-Titel sind extrem steil gestiegen, auch viele Corona-Hoffnungen für neue Online-Geschäftsmodelle sind bereits eingepreist. Das Momentum spricht zwar weiter für diese Titel. Die langfristig besseren Entwicklungs-Chancen haben aus unserer Sicht aber klassische Value-Aktien. Deren Kurse sind längst nicht so enteilt wie die anderen, das bietet Chancen und sichert gegen Marktrisiken ab.
Rotation Richtung Value setzt sich fort
Die Chancen dieser Value-Aktien verbessern sich zudem täglich in dem Maße, wie die globale Wirtschaft lernt, mit dem Corona-Virus umzugehen und sich normalisiert. Hier haben etliche Aktien dann noch Nachholpotenzial. Und viele Unternehmen liefern Anlegern auch gute Dividenden, ein willkommener Zins-Ersatz.
Global betrachtet bleiben deutsche und europäische Aktien für die meisten Anleger hierzulande sicher erste Wahl. Allerdings sollten Investoren ihren Blick stärker in Richtung Asien richten. Die Region kommt viel besser mit Corona klar als Europa oder die USA. Darum gewinnt die Region - voran ganz sicher China - globale Marktanteile hinzu. Entsprechend sollte allmählich die Gewichtung im Portfolio steigen.
Empfehlung: Fundamentale Kriterien sind nur noch eine grobe Richtschnur bei der Aktienauswahl. Der Trend für Aktien ist intakt. Die Branchen-Rotation wird sich fortsetzen. Anleger werden agil sein müssen und auch kurzfristige Chancen nutzen können.