US-Notenbank muss weiter lavieren
FUCHS-Kapital ist überrascht, wie überrascht die Börsianer von der hartnäckigen US-Inflation sind. Die Inflationsrate ist den zweiten Monat in Folge angestiegen, auf aktuell 3,5%. Nun wird wieder über neue Zins-Szenarien für die USA debattiert. Die ersten Börsianer fürchten nun schon, dass Zinssenkungen 2024 sogar ausfallen.
Den Börsen "schwant" allmählich, dass die Hoffnung auf Zinssenkungen durch die Notenbanken auf ziemlich dünnem Eis stehen. Das betrifft vor allem die US-Notenbank Fed. Denn die gerade gemeldeten Inflationsdaten waren ein Schlag ins Kontor der Zinssenkungs-Enthusiasten.
Die Inflation in den USA ist im März auf 3,5% gestiegen (Februar: 3,2%). Auch die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) lag mit 3,8% ebenfalls höher als vom Marktdurchschnitt erwartet. Für viele Börsianer war das eine negative Überraschung und hat eine neue Debatte über die Zinssenkungsperspektive der Fed angefacht. Denn unter diesen Umständen sind Zinsschritte nach unten ausgeschlossen.
Zins-Unsicherheit ist zurück
Damit ist die Zins-Unsicherheit an den Märkten zurück. Jetzt geht an den Börsen die Debatte los, ob die Fed die Zinsen in diesem Jahr nur später oder vielleicht doch gar nicht mehr senken wird. Eine Zinssenkung im Juni schließen die Händler inzwischen mehrheitlich aus. Die Erwartung für einen ersten Zinsschritt der Fed nach unten hat sich jetzt auf September verschoben. 74% aller Börsianer rechnen erst dann mit der ersten Zinssenkung.
Unser Szenario einer hartnäckigen US-Inflation mit wenig Potenzial für die Fed nach unten wird immer sichtbarer. Das gibt auch den Anleihe- und Währungsmärkten eine neue Perspektive. Am kurzen Ende schossen die Zinsen von 5,35% auf 5,51% hoch. Die Renditen in den USA sind nach den jüngsten Daten kräftig gestiegen. Von 4,33% ging es steil auf 4,56% nach oben. Diese Bewegung dürfte sich nun in Richtung 5% fortsetzen.
Fallen Zinssenkungen in den USA aus?
Der Zinsdruck an den Märkten bleibt bestehen. Denn angesichts der nach wie vor robusten US-Konjunktur und der Perspektive einer hartnäckigen Inflation werden Anleihe-Investoren für die Übernahmen von langfristigen Risiken höhere Prämien verlangen. Angesichts der steigenden US-Verschuldung wäre hier sogar noch mehr Druck nach oben möglich. Allerdings glauben wir noch nicht daran, dass die US-Renditen auf 8% emporschnellen, so wie Jamie Dimon, Chef von JP Morgan, befürchtet. Denn es gibt auch Indikatoren, die eine Abkühlung der US-Wirtschaft anzeigen. Sie wird nur später einsetzen.
Kräftig ist auch die Bewegung bei EUR|USD. Der Euro ist gegenüber dem Greenback auf 1,0740 EUR|USD gefallen. Denn der Zinsvorsprung des USD bleibt vorläufig erhalten. Parallel dazu verfestigt sich die Erwartung an den Märkten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) aufgrund der lahmen Euro-Konjunktur die Zinsen noch vor der Fed senken wird. Das würde dem Greenback weiteren Auftrieb geben.
Fazit: Uns überrascht, wie überrascht die meisten von der Inflationsentwicklung sind. Die Märkte werden sich in den nächsten Wochen mit dem "neuen" Zins-Szenario anfreunden müssen. Das könnte in weitere Kursrücksetzer münden. Warten Sie die Entwicklung ab, kaufen Sie antizyklisch fundamental günstige Value-Aktien ein.