Robot-Advice
Ein Fall aus der Praxis
Peter Maroda hat sich vor zehn Jahren mit einer Beratungsfirma für Unternehmenssoftware selbstständig gemacht. Der Erfolg zeigt sich in seinem Privatvermögen. Mittlerweile hat er 300.000 Euro beiseite gelegt – hälftig verteilt auf seine Sparkasse und die Volksbank. Zunehmend sensibel reagiert der Familienvater auf die Kosten der Anlage. Gut 1,5% pro Jahr kosten ihn die Fonds der Institute. Es muss auch günstiger gehen, meint er. Im Internet findet er Alternativen, die ihn – fernab der Bankfilialen – bei seiner Geldanlage unterstützen wollen. Justetf.de: Das Internetportal liefert dem Unternehmer umfassende Informationen zu den günstigen Indexfonds (ETF). Die Daten sind für den Laien gut aufbereitet. Grafiken und Charts erleichtern die Auswahl. Zusätzlich kann sich Peter Maroda mit einem „Strategierechner“ sein Portfolio zusammenstellen. Oder er greift auf mehrere bewährte Musterportfolios zu, die er bei einer Direktbank zu günstigen Konditionen kaufen kann. Die jährlichen Kosten für ein Portfolio betragen zwischen 0,3 und 0,4%. Für 120 Euro jährliche Justetf-Abokosten gibt es auch zusätzlich eine Überwachung des eigenen Portfolios, wenn voreingestellte Grenzwerte über- oder unterschritten werden. Und auch das jährliche „Re-Balancieren“, nämlich die alte Ausgangsstruktur wieder herzustellen, wird unterstützt. Der Nachteil: Der Unternehmer muss sich um alle Transaktionen selbst kümmern. Ginmon.de: Peter Maroda muss sich durch einen Fragenkatalog arbeiten. Anschließend kann er sehen, welches Portfolio das für ihn richtige ist. Ginmon präsentiert auch eine Renditeprognose. 4,8% für ein ausgewogenes Portfolio mit 50% Renten und 50% Aktien. Das ist ambitioniert, denn die Rentenseite liefert bei dem niedrigen Zinsniveau zu wenig Ertrag. Die Aktien müssen also für den Großteil der Rendite sorgen. Maroda wird mit hohen Renditeerwartungen gelockt, aber über die Verlustmöglichkeiten erfährt er wenig. Dafür bekommt er die Managementleistung zum günstigen Preis: 0,39% p. a. Verwaltungsgebühr plus eine Erfolgsbeteiligung in Höhe von 10% verlangt ginmon.de. Vaamo.de wirbt mit 4% bis 6% pro Jahr. Der Newcomer holt den Anleger bei seiner Lebenssituation ab. Berufstätige, Eltern und Großeltern und Berufseinsteiger sollen hier ihr passendes Angebot finden. Wieder sind viele Fragen zu beantworten, deren Sinnhaftigkeit – anders als bei ginmon – gut erklärt wird. Am Ende des Frageprozesses erhält Maroda einen Portfoliovorschlag. Diesen kann er bei einer kooperierenden Fondsbank umsetzen. Für den Service verlangt vaamo.de pro Jahr 0,99%. Kunden wie Maroda, die mehr als 50.000 Euro anlegen, zahlen 0,49%. Hinzu kommen – wie bei ginmon – die Kosten für die Fonds. Damit steigt die jährliche Kostenbelastung auf ca. 0,75 bis 0,8%. Easyfolio.de: Maroda kann auch hier sein Geld in ETFs anlegen. Der Internetanbieter will es besonders „easy“ machen und bietet nur drei Lösungen an. Es handelt sich dabei um drei Dachfonds. Sie unterschei-den sich durch die Aktienquote 30%, 50 % und 70%. Daher muss der Kunde – anders als bei ginmon und vaamo – nur einen einzigen Fonds kaufen, um zeitgleich eine breit gestreute Indexfonds-Struktur zu erhalten. Das ganze Paket kostet ihn insgesamt ca. 0,9 % p. a. plus mögliche Depotgebühren. Manko der Angebote: Will Maroda erfahren, wie sich seine Anlage in Stressphasen verhält, erhält er nur sehr wenig Informationen. Über das Risiko wird zu wenig gesagt. Und: Einige wenige Informationen, die Maroda über sich preisgibt, sollen dafür sorgen, dass der Unternehmer das richtige Portfolio erhält. Hier zeigt sich die Schwäche dieser Angebote. Geldanlage ist komplex und Beratung lässt sich nicht auf wenige Fragen „zusammendampfen“.Fazit: Marodas Wunsch, günstiger anzulegen, ist aber mit den neuen Anbietern erreichbar. Da er aber keine Beratung erhält und die Rendite- und Risikoangaben fachlich zu hinterfragen sind, muss er viel Vertrauen mitbringen. Es könnten eine Menge Enttäuschungen auf ihn warten.