Vorsicht, Quote!
Die Entwicklung an den Anlagemärkten fordert auch Stiftungen heraus. Sie müssen höhere Risiken eingehen - und tun dies auch.
In der Stiftungslandschaft macht sich eine neue Sicht auf den Begriff Risiko breit. Die Gründe liegen auf der Hand: sehr hohe Kurse im Anleihesektor bei sinkenden Renditen auf breiter Front bzw. der Notwendigkeit, für auskömmliche Zinszahlungen immer höhere Bonitätsrisiken eingehen zu müssen („zinsloses Risiko“). Das ist nicht neu, kommt aber jetzt erst so richtig bei den Stiftungen an. „Mehr Risiko ist Pflicht“, ist Dieter Lehmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Volkswagenstiftung, überzeugt. Stiftungen hätten schließlich nicht die Aufgabe, sich am Ende nur noch selbst zu verwalten, weil das Kapital keine Erträge mehr erwirtschaftet. Die Portfolioverantwortlichen von Bundesstiftung Umwelt, terre des hommes und Hospizstiftung Bergstraße, Michael Dittrich, Ursula Gille-Boussahia und Jörg Schmidt stießen auf dem Deutschen Stiftungstag ins gleiche Horn. Sie empfahlen durchweg, das Problem durch höhere Anteile von Aktieninvestments zu lösen und die Anlagestrategie darauf auszurichten. Zentral sei, dass eine in den Stiftungsgremien sorgfältig diskutierte und verabschiedete Strategie auch durchgehalten werde. Oft machten Stiftungen den Fehler, in unruhigen Marktphasen Bauchentscheidungen zur vermeintlichen Reduktion von Einzelrisiken im Portfolio zu treffen. Das führe regelmäßig zu Fehlentscheidungen und Performanceverlust. Anlagerichtlinien, die feste Maximalquoten insbesondere von Aktien festschreiben, sind kritisch zu sehen. Denn sie verlangen eine regelmäßige Abschöpfung von Kursgewinnen gut laufender Investments und eine entsprechende Umschichtung in andere Anlageklassen, um die Quoten einzuhalten. Das Problem: Die Umschichtungs-Alternativen fehlen derzeit. Das führt aktuell regelmäßig dazu, dass Geld aus Qualitätsaktien abgezogen und in minderwertige Unternehmensanleihen mit gerade noch akzeptablem Rating umgeleitet wird.
Fazit: Stiftungen sollten sich für die Festlegung ihrer Anlagerichtlinien Zeit nehmen, dies gut vorbereiten und die Formulierung der Maximalquoten möglichst flexibel gestalten.