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Drohende Abwärtsspirale bei Stress auf den Märkten

Das versteckte Risiko für Staatsanleihen

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Auf den Finanzmärkten wächst Jahr für Jahr ein unterschwelliges Risiko am Anleihenmarkt. Es geht um Staatsanleihen, die als Sicherheiten bei den großen internationalen Clearingstellen (CCP) hinterlegt werden (müssen). Darauf weist die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) in ihrem aktuellen Quartalsbericht hin.

Die Clearingstellen dienen vor allem dazu, im internationalen Zahlungsverkehr das Kontrahentenrisiko zu minimieren. Die CCPs treten als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern von Finanzinstrumenten auf. Wenn zwei Parteien einen Handel abschließen, übernimmt die CCP die Gegenparteirisiken, indem sie als zentrale Vertragspartei fungiert. CCPs setzen Margin-Anforderungen fest, um sicherzustellen, dass die Handelsteilnehmer genügend Mittel hinterlegen, um potenzielle Verluste abzudecken. Dies dient dazu, das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren.

Das zentrale Clearing ist stark konzentriert. Die acht wichtigsten Clearingstellen mit globaler Reichweite machen über 80% des gesamten Volumens an Initial Margins und 90% des gesamten Mittelbestands in Ausfall-Fonds (Default Funds, DF) aus. Das entspricht einem Gesamtbetrag von etwa 1,1 Billionen US-Dollar (Stand Juni 2023). Dieser Betrag entspricht etwa 10% der hochwertigen liquiden Mittel, die von global systemrelevanten Banken gehalten werden.

Bei Stress auf den Märkten droht eine Abwärtsspirale

Sobald „Stress“ auf den Märkten entsteht und die Wertschwankungen von Sicherheiten zunehmen, fordern die Clearingstellen höhere Initial Margins (Sicherheiten) ein. Das Volumen an IM stieg von 670 Milliarden US-Dollar im März 2018 auf 1,14 Billionen US-Dollar im Juni 2023, also um etwa 70%. Dieses Wachstum spiegelt zum Teil den Trend zu einer stärkeren Nutzung von Sicherheiten auf den Finanzmärkten wider. Auch die Volumina in Ausfall-Fonds (DF) stiegen während des Stichprobenzeitraums der BIZ von 120 Milliarden US-Dollar auf 160 Milliarden US-Dollar stetig an.

Die doppelte Rolle von Staatsanleihen als Sicherheit und zugrunde liegender Vermögenswert in Derivatekontrakten birgt das Risiko, dass diese Sicherheiten genau dann an Wert verlieren, wenn das Kontrahentenrisiko, also das Risiko, dass ein großer Marktteilnehmer zahlungsunfähig wird, steigt. Wenn gleichzeitig die Kurse von Staatsanleihen sinken, fällt der Wert der vorhandenen Sicherheiten, sodass zur Aufrechterhaltung der Positionen faktisch noch mehr Sicherheiten erforderlich sind. Dies erhöht die Attraktivität von Barsicherheiten und kann den Abwärtsdruck auf die Preise von Staatsanleihen verstärken, was die Spirale nochmals verstärkt.

Irische Staatsschuldenkrise als Beispiel

Als Beispiel dient der BIS die irische Staatsschuldenkrise 2010/11. Damals liquidierten Anleger ihre Positionen in irischen Staatsanleihen, nachdem eine Clearingstelle die Sicherheitsabschläge für solche Anleihen angehoben hatte, wenn diese als Sicherheit dienten. Dies führte zu niedrigeren Preisen irischer Staatsanleihen, also zu einer Ausweitung ihres Spreads gegenüber der Rendite deutscher Bundesanleihen. Das löste weitere Abschläge, weitere Positionsschließungen und letztlich eine Abwärtspreisspirale aus.

Fazit: Das Risiko für die Anleihenmärkte besteht insbesondere bei in Dollar- und Euro ausgegebenen Staatsanleihen. Sie werden, wie ein Geldersatz behandelt, da die Märkte hier in der Regel sehr liquide sind. Im asiatischen Raum hinterlegen die Teilnehmer am Clearing vor allem Barmittel. Das spricht noch einmal deutlich für eine geografische Diversifikation (Risikoverteilung) des Anleihenbestands in Anlageportfolios.
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