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CO2-Zertifikate: Nicht klimaneutral und gefährlich?

Vertrauensverlust bei CO2-Zertifikaten

Wald mit Nadelbäumen aus der Vogelperspektive © keBu.Medien / stock.adobe.com
Die CO2-Zertifikate des weltgrößten Anbieters Verra sind praktisch wert- und nutzlos. Diese Nachricht hat ein mittleres Beben bei vielen Unternehmen ausgelöst. Denn die Glaubwürdigkeit der Ausgleichszertifikate und des Werbeversprechens "klimaneutral" wackeln gewaltig. Und Unternehmen gehen erhebliche Risiken ein. FUCHSBRIEFE erklären, worauf Unternehmen jetzt achten sollten.

Unternehmen, die CO2-Ausgleichszertifikate nutzen, sollten sich die Anbieter der Zertifikate genau ansehen um Image-Risiken zu vermeiden. Denn es gibt eine Vielzahl von Anbietern solcher CO2-Ausgleichszertifikate - und nicht alle halten, was sie versprechen. So deckte der Guardian jüngst auf, dass 94% aller Zertifikate des Anbieters Verra wertlos sind. Das US-Unternehmen ist einer der weltweit größten Anbieter von CO2-Ausgleichszertifikaten. 

Unternehmen sollten vor dem Kauf solcher Zertifikate darum prüfen, wie der Zertifikate-Anbieter die CO2-Emssion erreichen will. In der Regel werden neue Windkraft-, Solar- oder Biogasanlagen gebaut oder natürliche CO2-Senken entwickelt (Aufforstung, Wiedervernässung Moore). Auffällig ist dabei, dass die positiven Effekte der CO2-Senkung von den Anbietern im Durchschnitt überschätzt werden. 

Seriöse Anbieter finden

Einen Hinweis darauf, ob Anbieter seriös sind, können bestimmte Standards geben. Während Verra seinen eigenen Standard definiert hat (Verified Carbon Standard), legen verschiedene Initiativen vergleichbare Maßstäbe an Zertifikate-Anbieter an. Ein guter Standard ist der CDM-Standard, der auf dem Kyoto-Protokoll der UN basiert. Er wird von vielen Organisationen genutzt. Die realen CO2-Einsparungen werden hier von unabhängigen Prüfern (z. B. TÜV) verifiziert. Auch der vom WWF entwickelte "Gold-Standard" genießt ein hohes Ansehen. 

Wer mit dem falschen Anbieter kooperiert, geht hohe wirtschaftliche Risiken ein. Bei Verra hat jedes von Unternehmen gekaufte Zertifikat nur 6% der angegebenen Menge eingespart. Hintergrund: Verra wollte die CO2-Einsparung über das Pflanzen von Bäumen erreichen. Allerdings sei eine Vielzahl von Bäumen nicht angewachsen. Für die Unternehmen bedeutet das umgekehrt, dass 94% des für den Kauf von CO2-Zertifikaten eingesetzten Geldes wirkungslos verloren sind. Auch die Aussicht auf Schadenersatz ist gering. 

Finanzielle Risiken und Reputationsrisiken für Unternehmen

Indirekt bestehen für Unternehmen darüber hinaus gewaltige Reputationsrisiken. Sind Kunden der Auffassung, dass die CO2-Minderung per Zertifikate-Kauf wirkungslos war, sind Image-Schäden noch das geringste Übel. Schwieriger wird es, falls Kunden das Unternehmen verklagen, z.B. weil die Kunden selber mehr für ein Produkt für den CO2-Ausgleich gezahlt haben. Im schlimmsten Fall könnte das Unternehmen dann sogar mit Schadenersatzforderungen konfrontiert sein. Aufgrund der Unübersichtlichkeit und Unwägbarkeiten hat sich Rossmann jetzt sogar komplett aus dem CO2-Ausgleich über Zertifikate zurückgezogen und wirbt auch nicht mehr mit dem Begriff "klimaneutral". 

Fazit: Das Geschäft mit CO2-Zertifikaten boomt, der Markt ist intransparent. Mit ihnen werden mehrere hundert Millionen Euro p.a. umgesetzt. Die Glaubwürdigkeit und der Nutzen von CO2-Ausgleichszertifikaten steht aber in Zweifel. Unternehmen sind im Risiko, Zertifikate zu kaufen, die keinen Nutzen haben und keinen CO2-Ausstoß kompensieren. Daraus entstehen finanzielle und Reputationsrisiken.

Hinweis: Wollen Sie solche Zertifikate nutzen und mit Klimaneutralität werben, prüfen Sie sehr genau das Geschäftsmodell der Zertifikate-Anbieter. Setzen Sie nur auf geprüfte und zertifizierte Initiativen.

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